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Alt 24.08.2017, 07:41   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Der Kuss - 2. Fassung (Tina sucht die Liebe, Teil 13)

"Ja", presste Hendrik aus zusammengepressten Lippen hervor. „Alles okay. Aber der soll nur aufpassen, dass er mir nicht im Dunkeln begegnet. Den mach ich noch fertig.“
Isabell lächelte ihn freundlich an.
"Du bist ja ein richtiger Bad Boy. Ich habe was übrig für Bad Boys. "
Hendrik zuckte die Achseln. Isabell, die vor ihm stand, musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihm nun etwas ins Ohr zu flüstern. Erstaunt und nicht wenig eifersüchtig betrachtete Tina die Szene. Versuchte Isabell da gerade, sich an Hendrik ran zu werfen? Sie konnte nicht verstehen, was sie sagte, und Hendriks Gesichtsausdruck konnte sie nicht deuten, er schien weder erfreut noch verärgert zu sein und antwortete Isabell auch nicht.

"So, ich gehe jetzt", sagte Carsten.
"Ich auch", das kam von Cassie. Luis, Marcel und Sergej schlossen sich an. Carsten wandte sich noch mal an Hendrik.
"Übrigens, ich spiel nicht nochmal Kindermädchen, wenn zwei andere sich unbedingt prügeln wollen."
"Brauchst du auch nicht."
"Nimm dich nächstens einfach zusammen."

Schließlich waren bis auf Tina, Hendrik und Isabell alle verschwunden.
"Wenn einer geht, gehen immer alle", bemerkte Tina, die Isabell zum Teufel wünschte, aber nicht recht wusste, wie man sie nun los werden konnte.
"Welch schlauer Spruch, Tinalein. Hast du neuerdings auch Leistungskurs in Philosophie?"
Zu Hendrik gewandt, fügte Isabell hinzu: "Du musst entschuldigen. Tina hat es nicht so mit dem Smalltalk bei Jungs. Naja, kein Wunder, sie hatte ja auch noch nie einen Freund."
"Was weißt du schon", brauste Tina auf. Anstatt vor Verlegenheit rot anzulaufen, wie es ihr schon einige Male passiert war, wurde sie nun richtig wütend. Was bildete diese Zicke sich ein?
"Ach, du willst sagen, du wärst in Liebesdingen erfahren? Mach dich doch nicht lächerlich, Tinalein."
"Könnt ihr eure Stutenbissigkeit auf später verschieben? Ich habe gerade keinen Nerv für sowas."
Hendrik kramte in seiner Hosentasche nach seinen Zigaretten, fand die Schachtel, nahm eine heraus und zündete sie sich an, wobei er demonstrativ ein paar Schritte zur Seite ging.
"Ich glaube, ich brauche jetzt auch eine", sagte Isabell, "kann ich eine von dir haben? Ich habe keine dabei."
"Da hast du Pech, das war meine letzte", antwortete Hendrik.
"Am besten ziehst du dir selbst welche, vielleicht ist hier irgendwo ein Automat. Oder lauf zwei Straßen weiter, da ist auf jeden Fall einer. "
"So süchtig bin ich nicht. Aber ich merke schon, Bad Boy ist gerade nicht so gut drauf."
Isabell kramte in ihrer Handtasche und überreichte Hendrik einen Zettel.
"Hier ist meine Telefonnummer, Bad Boy. Du darfst mich gerne mal anrufen, wenn du besser drauf bist. "
Hendrik nahm zu Tinas Verdruss den Zettel und steckte ihn in die Hosentasche.
"Hast du immer fertig geschriebene Zettel mit deiner Telefonnummer in der Tasche?" fragte Tina spöttisch. "Die blöde Kuh hält sich für unwiderstehlich", dachte sie.

"Schon klar, dass dir sowas nicht passieren kann", sagte Isabell mit einer unerträglichen Überlegenheit in der Stimme, "dafür muss man schließlich beliebt sein. Kluge Mädchen sorgen eben vor."
Dann wandte sich an Hendrik.
"So, ich gehe dann. Dass ihr mir keine Dummheiten anstellt", Isabell lachte, "ach so ein Unsinn. Als ob Tina überhaupt wüsste, wie das geht."
Sie warf Hendrik eine Kusshand zu.
"Bye Bye, Bad Boy."
Und dann war auch Isabell in der Nacht verschwunden.

Tina wusste nicht recht, was sie nun sagen sollte. Weil ihr nichts Besseres einfiel, fragte sie, als Hendrik die Kippe austrat: "Rauchst du schon lange?"
"Seit ich 16 bin. Warum?"
"Nur so."
Ein paar Minuten schwiegen sie, dann sagte Hendrik: "Ich gehe dann jetzt."
"Ja..." Tina hob den Kopf und sah ihn an. Er stand dicht vor ihr, er war ein Stück größer als sie. Er müsste sich nur nach unten neigen und mit seinen Lippen ihre berühren...Und erschrocken merkte sie, wie sehr sie sich danach sehnte. Bloß schnell weg hier, ehe er noch merkte, was mit ihr los war!
„Bis dann“, sie wollte die Worte betont forsch sagen, statt dessen hörten sie sich krächzend und heiser an und erregten dadurch Hendriks Aufmerksamkeit.
Er merkte genau, was mit ihr los war – solche Situationen hatte er schon öfters mit Mädchen erlebt – aber er wollte nicht, dass es darauf hinaus lief.
„Wirklich nicht“, spottete eine Stimme in seinem Kopf. „Was ist denn dabei?“
Hendrik versuchte, die Stimme abzuschütteln und wollte nun eigentlich klar Schiff machen. Er wollte ihr sagen, dass das nichts bringen würde, sie sich nicht in ihn verlieben sollte, weil er aus Gründen, die er nicht erklären könne, kein verliebtes Mädchen wollte und holte tief Luft, um die Worte auszusprechen. Und dann – er wusste selber nicht genau, wie und vor allen Dingen warum – lagen auf einmal seine Lippen auf den ihren, sie erschauerte, erschrak fast, dann ließ sie es zu, ließ zu, dass sie beide verschmolzen in einem langen, atemlosen Kuss. Als er geendet hatte, strich Hendrik ihr durch das lange braune Haar.
„Bist du Tina oder Julia“, flüsterte er leise, und dann, noch leiser: „Wer du auch bist, du bist bezaubernd.“
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Alt 24.08.2017, 07:55   #2
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Viel besser!

Der Einfall mit dem "Bad Boy" ist hervorragend.

Zwar gefallen mir nicht alle Dialoge (ich hätte Tina Resistenz gegenüber Provokation auferlegt, was ihre Sympathiewerte erhöht hätte), aber Isabell als die "Böse" bekommt Konturen. Sie baggert, und das macht sich gut. Noch besser: Sie ist sich ihrer Sache sicher, und damit macht sie zwei Fehler, nämlich Hendrik falsch einzuordnen (sie glaubt, er sei für Schmeichelei empfänglich) und Tina zu unterschätzen.

Tina sollte jetzt nicht in Konkurrenz zu Isabell treten, sondern sie selbst bleiben. Das ist der beste Weg, Isabell früher oder später auf die Nase fallen zu lassen.

LG
Ilka
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Alt 24.08.2017, 17:40   #3
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Vielen Dank, Ilka, für das Kompliment und den Anstoß (bzw. die Kritik, die den Anstoß dazu gab, diesen Teil umzuschreiben), ich habe mich richtig gefreut, dass es nun besser ist.

Zitat:
hätte Tina Resistenz gegenüber Provokation auferlegt, was ihre
Das wäre ja dann wieder mein Alter ego gewesen aber Konkurrenz ist nicht geplant.

LG DieSilbermöwe
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Alt 25.08.2017, 08:01   #4
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Das wäre ja dann wieder mein Alter ego gewesen ...
Nicht, wenn du Tina einen eigenen Charakter und ein eigenes Temperament zugeschrieben hast. Was ich meine: Als "Heldin" deiner Geschichte kann sie alle Register ziehen, sogar zu extremen Handlungen fähig werden, um ihre Gegenspielerin in die Schranken zu weisen, aber sie darf nicht so werden wie sie. Sie muss integer bleiben, darf nicht zur gleichen Niedertracht greifen wie Isabell. Natürlich könntest du in die Geschichte etwas einbauen, das Tina vorübergehend zu unrecht in einem schlechten Licht erscheinen lässt und ihr die Sympathie von Hendrik entzieht. Das ergäbe einen hübschen Nebenkonflikt, bis sich das Missverständnis aufklärt. Tina darf auch die eine oder andere Macke haben, solange sie "menschlich" bleiben und ihrem Charakterbild nicht schaden. Kleine Macken machen einen Protagonisten für den Leser sogar liebenswert, weil sie zusätzliches Potential liefern, sich mit der Figur zu identifizieren. Außerdem können solche Macken dramaturgisch verwertet werden. Der Autor von "Indiana Jones" dachte sich etwas dabei, als er Indy eine Schlangenphobie zuschrieb und ihn später in einer Grube landen ließ, die randvoll mit Schlangen war.

Oft liegt das Problem "flacher" Figuren darin, dass der Autor sie zu "glatt" zeichnet, also den Protagonisten keine Schwächen und den Antagonisten keine Stärken zugesteh. Dabei ergeben sich gerade daraus die großen Auseinandersetzungen, nämlich die Schwächen und Stärken des Gegners herauszufinden, um ihn zu besiegen.

LG
Ilka
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