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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 07.07.2017, 06:23   #1
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Standard Pfad der Ewigkeit

Der Koffer steht gepackt im Flur
mit ihren liebsten Sachen,
sie sitzt am Herd, starrt auf die Uhr,
wie konnten sie das machen.

Sie ist verzweifelt und gehemmt,
am liebsten würd sie schreien,
sie soll ins Heim, das ihr so fremd,
wer kommt, sie zu befreien?

Die Kinder haben keine Zeit
rundum für sie zu sorgen,
sie ist voll Schmerz und Bitterkeit,
was wird aus ihr ab morgen?

Ihr Haus und die Erinnerung,
zerfallen und verblassen,
hier wurd sie alt, hier war sie jung,
darf man die Zukunft hassen?

Das Taxi kommt, es ist soweit,
sie kann es nicht mehr sehen,
sie folgt dem Pfad der Ewigkeit,
den wollt sie längst schon gehen.
Nöck ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2017, 15:04   #2
weiblich Schnulle Köhn
 
Dabei seit: 05/2017
Ort: am Ende der Welt
Alter: 63
Beiträge: 928

Lieber Nöck,
dein Gedicht berührt mich sehr. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie furchtbar es sein muss am Lebensende
alles, was einem vertraut und lieb ist verlassen zu müssen. Da wäre es tatsächlich besser vorher zu sterben. Das kann sich nur keiner aussuchen. Mit deinem Gedicht ist es dir gelungen diese Situation ergreifend aufzuzeigen. Habe ich sehr gerne gelesen und bestimmt nicht zum letzten Mal.

LG Schnulle
Schnulle Köhn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2017, 11:03   #3
männlich Nöck
 
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Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Liebe Schnulle,

schön, dass du deine Gedanken zu diesem heiklen Thema niedergeschrieben hast.

Zitat:
Zitat von Schnulle
... wie furchtbar es sein muss am Lebensende alles, was einem vertraut und lieb ist verlassen zu müssen
Ja, für viele ist es der Tod vor dem Tod. Aber für viele ist es auch, wider Erwarten, eine schönere Zeit, als allein zu Hause zu sitzen und die Wände anzustarren. Da werden noch einmal die Lebensgeister geweckt und das Leben macht wieder ein wenig Sinn.

Danke und liebe Grüße
Nöck
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Alt 17.07.2017, 22:01   #4
weiblich Ex-Letreo71
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 4.032

Lieber Nöck,

sehr behutsam in Worte gefasst. Das steht uns vermutlich irgendwann allen bevor.

Lieben Gruß

Letreo
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2017, 11:37   #5
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Ich danke dir, liebe Letreo. Dass man als alter Mensch noch innerhalb der Familie eine Bleibe findet, gibt es allenfalls noch auf dem Land.

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2017, 09:38   #6
männlich Pit Bull
 
Benutzerbild von Pit Bull
 
Dabei seit: 08/2012
Ort: Berlin
Beiträge: 1.878

Hallo Nöck!

Dein Gedicht spricht mir aus der Seele, gerade weil mein Vater, der Alzheimer hat und im Laufe der Krankheit immer aggressiver wurde, vor kurzem ins Heim musste. Er ist in einem "geschlossenen" Heim untergebracht, weil die Gefahr besteht, daß er ausbüxt.

Sehr gefühlvoll geschrieben!

VG Pitti
Pit Bull ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.07.2017, 17:39   #7
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Pitti,

es ist schlimm, einen lieben Menschen auf einmal von einer völlig fremden Seite kennen lernen zu müssen.

Danke für deine Zeilen und alles Gute für dich und deinen Vater.

Liebe Grüße
Nöck
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Alt 06.08.2017, 09:57   #8
weiblich Ex-Kokochanel
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2017
Beiträge: 61

Lieber Nöck,

ein sehr berührendes Gedicht, lieber Nöck mit einem schwierigen Thema.
Die Menschen werden dank Medizin immer älter, unser Gesundheitssystem ist eine Geld-Druck-Maschine. Menschen arbeiten bis ans Limit und es reicht dennoch manchmal nicht zum Leben. Kinder und Eltern wohnen weit voneinander.
Dann kommt noch die Pflicht der "Sandwich-Generation" dazu, den eigenen Kindern einen guten Start zu ermöglichen und den Alten einen würdigen Lebensabend.
Der Ausweg, den die Prot im Gedicht gefunden hat, scheint mir der ertrebenswerteste zu sein.
Dennoch bleibt ein Gefühl von Schuld: Musste das sein?.
Du hast diese sehr schwierige Situation anschaulich in eine Szene gefasst, die den Finger in die Wunde legt.
LG von Koko
Ex-Kokochanel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2017, 12:09   #9
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Liebe Koko,

ich danke dir für deine Gedanken zu diesem ernsten Thema und die positive Bewertung meines Gedichtes.

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist gerade online   Mit Zitat antworten
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