Das Märchen von der Dublonen-Jenny

[Rosenblüte]

Es war einmal ne kleine Jenny,
die hatte keinen müden Penny,
hatte kein Lager für die Nacht
und stand auch unter Mordverdacht.

Sie irrte nachts durch kalte Gassen
und dachte nur ans Essen fassen.
Die Krähe war schon längst verdaut,
der Magen knurrte bös und laut.

Das letzte Stückchen Brot in Händen,
das Mieder fransig an den Enden,
lehnte sie an der Ecke dran,
da sprach ein alter Mann sie an:

"Mägdlein, ich bitt dich, hab Erbarmen,
sonst holt der Beelzebub mich Armen!
Hab nichts gegessen wochenlang,
auch ist mir vor dem Nachtfrost bang."

Die Jenny sah den Bettler frieren,
gab hin ihr Mieder ohne Zieren,
gab auch ihr letztes Stückchen Brot
dem armen Mann in seiner Not.

Bedroht vom eigenen Verderben
sprang sie ins Meer, um gleich zu sterben,
da stieß sie mit dem Kopf am Grund
an einen Goldtopf kugelrund.

Der war gefüllt mit Golddublonen,
Beute und Beule sollt sich lohnen,
die Jenny lief zum Pub im Nu,
soff Stout und fraß ne ganze Kuh.

[Ex-Nitribitto]

@Rosenblüte

Was arme Leute sich so wünschen: Sich mal so richtig sattessen, wie die Reichen tafeln. Du versuchst hier ein bisschen zu brechteln, scheint mir aber schon technisch nicht ganz gelungen. Was mir echt fehlt, das ist das Märchenhafte, etwas Ausschweifende, eben der Charme des Erzählens.
Das mag am schlichten Kreuzreim liegen mit seinen vier Hebungen, der Geradeaus-Schilderung - ich weiß nicht. Irgendwas fehlt mir.

Nitribitto

[Thing]

Halli Hallo, Rosenblüte -

ich habe den Vortrag noch im Ohr und den Song jetzt wieder vor Augen -
so frisch wie am ersten Tag.

Ich stimme in den Beifall ein!


Lieben Gruß
von
Thing

[Rosenblüte]

Danke, lieber Thing!

Die Balladen kommen beim Vortrag immer ganz gut an. Würde nach wie vor gern ein paar Sachen vertonen, scheitere jedoch an meiner musikalischen Unzulänglichkeit.

Lieben Gruß
Rosenblüte

***

Hallo Nitribitto,

Was arme Leute sich so wünschen: Sich mal so richtig sattessen, wie die Reichen tafeln.

Das ist der eine Aspekt. Das Märchen ist dem Märchen vom Sterntaler nachempfunden, in dem Güte und Mildtätigkeit belohnt werden.

Du versuchst hier ein bisschen zu brechteln

Ich versuche nicht bewusst "zu brechteln", sondern bin halt von Bertolt Brecht beeinflusst, ob ich nun wollte oder nicht, weil er seit meiner Jugend mein Lieblingsdichter ist.

Was mir echt fehlt, das ist das Märchenhafte, etwas Ausschweifende, eben der Charme des Erzählens.
Das mag am schlichten Kreuzreim liegen mit seinen vier Hebungen, der Geradeaus-Schilderung - ich weiß nicht. Irgendwas fehlt mir.

Vielleicht findest du es noch heraus? Würde mich natürlich interessieren. Noch ausschweifender zu werden hielte ich allerdings für problematisch, denn ich finde, das Gedicht ist schon lang genug. Hierzu wäre m. E. ein Prosatext nötig.

Lieben Gruß
Rosenblüte

[Ex-Bane]

Erinnert mich eher ein wenig an Wilhelm Buschs

"Das brave Lenchen
...
Der Räuber aber hat bei Nacht
Die Frau im Schlosse totgemacht."


als an Berthold Friedrich Brecht.

bG Bane

[gummibaum]

Die Sterntaler mal anders.

LG gummibaum

[Rosenblüte]

"Das brave Lenchen
...
Der Räuber aber hat bei Nacht
Die Frau im Schlosse totgemacht."

Hast recht, lieber Bane. Es würde auch als Moritat durchgehen.

Ich schrieb ja, Eugen Berthold Friedrich Brecht zu kopieren lag nie in meiner Absicht.

Lieben Gruß
Rosenblüte

***

Die Sterntaler mal anders.

Lieber gummibaum,

ein Märchen, das mich als Kind sehr berührt hat.

Lieben Gruß
Rosenblüte