Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 15.05.2010, 00:11   #1
tulsi
 
Dabei seit: 05/2010
Alter: 43
Beiträge: 48


Standard übles Karma

So viel zu unserem Karma...

Damals, als ich eine arabische Prinzessin war und mich der Sultan von Sizilien zur Frau nahm, war ich nach einer Zeit mit dem Sultan, der mir all seine Reichtümer zu Füssen legte und mir die Liebe und Freundlichkeit entgegen brachte, die sich ein Jeder wünschen kann von Sehnsucht erfüllt. Ich sehnte mich nach meiner Heimat, die nicht fern von der Eroberten lag, doch um so einiges mehr an Schönheit und Wärme besaß.
In meinen Träumen von der Heimat, in der die Datteln und Feigen von Allah und nicht von Menschenhand gepflanzt werden, dort träumte ich auch von der Liebe. Diese Liebe sollte aufregend und leidenschaftlich sein. In Büchern hatte ich von Liebenden gelesen, die in solche Verzauberung füreinander verfielen, dass sie schon beim Anblick des anderen, das Gefühl hatten, jeder Atemzug sei mit Feuer versetzt, da nicht nur ihr Herz, sondern auch ihre Haut, ihr ganzer Körper heftig zu brennen begann. Die Kombination Atem und Feuer führte zu einem unglaublichen Strom, der jede Zelle in ihnen erfasste. Wenn sie sich trennten, war jeder ein wenig müde, doch glücklich. Der Sultan konnte solche Emotionen niemals erwecken.

Eines Tages brachte mir der Sultan Dich, einen Sklaven aus dem Sudan mit.
Der Sultan setzte sofort die Beschneidung für den nächsten Morgen an, damit mir kein Leid geschehen könne. Denn jeder wusste, dass diese Schwarzen den Tieren gleich waren.
Da ich in der ersten Sekunde, als ich Dich sah wusste, dass die Geschichten, die ich gelesen hatte von Wahrem erzählt haben, bestach ich den Beschneider, damit er dafür Sorge trage, dass Du unbeschert davon kommen sollest.
Leider warf der Sultan während der Beschneidung einen Blick in die dafür vorgesehene Räumlichkeit und der Beschneider musste Dir ein Ei abtrennen.
Als der Sultan sah, dass alles seine Richtigkeit hatte und seiner Wege ging, wurdest Du verarztet und zu mir gebracht. Als ich dich sah, war ich entzückt von Deiner Schönheit, auch wenn ich durch deine hohe Stimme ein wenig irritiert war.
Doch weder Dein fehlendes Ei, noch Deine Stimme konnten meine Lust auf Dich mildern und so entwickelte sich, trotz der Verschiedenheit unserer Art zu sprechen und zu Leben eine wundersame, aber zauberhafte Verbindung. Wenn Du mal nicht bei mir sein konntest, weil ich meinen Verpflichtungen nach gehen musste und Du Dich selbst betrachtest, dann stelltest Du Dir vor, wie ich Dich, Deine Hand, deinen Fuß, dein Bein, oder deine Lippen sehen würde und Du fandest sogleich mehr gefallen an dir. Ja, sogar deiner schwarzen Haut konntest du nun etwas abgewinnen. Noch nie hatte dich jemand so an gesehen wie ich- und das auch noch von so einer edlen und bildschönen Frau wie mir. Und du träumtest davon, du seiest kein Sklave und wir würden zusammen in Deine, oder meine Heimat fliehen.
Du warst Dir so sicher, dass Zauber nur in Verbindung zweier Zutaten entstehen könne und, dass ich keines Wegs mit dem Sultan glücklich sein könne.

Als Du eines Tages Deinen ganzen Mut zusammen nahmst, um mir Deine Liebe und Deine Träume zu gestehen, musste ich Dir leider sagen, dass Du zwar einen Platz in meinem Herzen hast und wohl auch in meiner arabischen Feige, so wie Du sie immer nanntest, doch das der Sultan nicht nur der Herrscher von Sizilien ist, sondern auch der meines Herzens. Den Anker, den er einst dort setzte, vermöge niemand zu lösen.

Wenn mein Herz also ein Boot wäre, dachtest Du bei Dir, dann sei der Sultan der Anker und du der Sturm, der das Meer aufwühlt und das Boot in heftige Bewegung versetzt.
Ja, sicher war das viel mehr als nichts, doch dein Stolz versetzte Dir solche Hiebe, dass Du die nachfolgenden Momente mit mir weder mein Boot mobilisieren, noch die Freude der letzten Monde im Zusammensein mit mir empfinden konntest.
Dies führte zu einer solchen Traurigkeit gepaart mit Wut auf mich, den Sultan, ja sogar auf Dich selbst, so dass Du Dir das zweite Ei abschnittest.
Kurz bevor Du am verbluten warst, wurdest Du von einem anderen Sklaven gefunden und gerettet.
Der Sultan, der von dem Vorfall hörte, wurde so zornig, dass er den Beschneider und Dich am nächsten Morgen hinrichten lassen wollte.
Da mich der Sultan sehr liebte, konnte ich ihm glaubend machen, dass du mir nie auf unsittliche Weise zu nahe gekommen bist und möglicherweise, der Beschneider und Du in einem unzüchtigen Verhältnis zueinander standen. Der Sultan ging auf meine Worte ein, wollte sodann nur den Beschneider töten lassen und dich auf dem Markt verkaufen. Da du von deiner Selbstbeschneidung sehr angeschlagen warst, konnte ich den Sultan zudem überzeugen, dass er für dich kaum etwas bekommen und sich zudem einen schlechten Namen machen würde, wenn er einen abnormalen Verrückten verkaufe.

Und so schenkte ich Dir die Freiheit...
tulsi ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für übles Karma

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.