Angst

[Ilka-Maria]

Nun hat es mich gefunden,
das schwarze Tuch der Angst,
sich dicht um mich gewunden,
und um mein Herz gerankt.

Ich kann ihm nicht entfliehen,
denn es hat keinen Saum,
die Seele wird ertrinken
in diesem engen Raum.

Ich kann es nicht zerreißen,
sein Stoff ist gar zu fest,
im muß gefangen bleiben
in diesem Kerkernest.

Bin ich jemandem teuer,
so sei von ihm erfleht,
leg an das Tuch ein Feuer,
das es zu Asche brennt.

© by Ilka-M., 11. März 2008

[C.Alvarez]

Liebe Ilka-Maria,

für mich dein stärkster Text. Aber ich steh da anscheinend allein.

Dein Text erinnert mich an das, was man "unschöne Dinge im Leben" nennt und an die Folgen. Es gab nur eine und die hiess Angst.

Dein Text erinnert mich an die Violenz von Männern, an ein nacktes neunzehjähriges Mädchen das blutend am Strassenrand liegt. Er erinnert mich an Krankenhäuser, an einfühlungslose Polizisten und an Alpträume.
Er erinnert mich aber auch an das Waldkrankenhaus Köppern, an Hoffnung und an Menschen, die das Tuch verbrannten.

Dein Text ist für mich das Authentischste, was ich bis jetzt von dir gelesen hab. Nicht nur deshalb verursacht er bei mir Gänsehaut.
Borderliner würden sagen, dein Text triggert.
Dein Text triggert.

LG

corey

[Ilka-Maria]

Liebe Corazon,

ich habe diese Angst nie empfunden, sondern nach Ausdrücken und Bildern gesucht, die so ein Gefühl beschreiben könnten. Dieses Gedicht hatte ich vor einiger Zeit als mein erstes an die "Jokers-Datenbank der besten deutschen Gedichte" gesendet, und es ist von der Jury nicht nur sofort angenommen, sondern zum "Gedicht der Woche" gekürt worden. Da war ich ganz schön überrascht.

Danke für deinen Kommentar.

LG
Ilka-M.

[C.Alvarez]

Zitat von Ilka-Maria

Da war ich ganz schön überrascht.

Ich nicht.

Es spielt keine Rolle, ob du das selbst gefühlt hast oder nicht. Du beschreibst es, wie es ist. Du findest die richtigen Bilder und Worte. Das macht es authentisch.

corey