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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 23.02.2022, 14:34   #1
weiblich AlteLyrikerin
 
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Dabei seit: 11/2018
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Alter: 73
Beiträge: 1.706

Standard Es reicht

Es reicht an guten Tagen,
dass der Schmerz,
der meine Sterblichkeit begleitet,
nur wie von Ferne winkt.

Es reicht, wenn die täglich
helfenden Hände
nicht so ungeduldig sind,
wie es die Not gebietet,
und ein Lächeln mich berührt.

Es reicht, wenn durch mein Fenster
die heiter ziehenden Wolken
grüßen, als wüssten sie
auch meinen Weg.
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Alt 23.02.2022, 16:02   #2
Ex-Fourwaystreet
Gast
 
Beiträge: n/a

Hallo Alte Lyrikerin,


Dies ist ein schönes Gedicht über die Endlichkeit,
die sich auf mannigfaltige Art melden kann.

Wenn sie es mit Schmerzen tut,
ist es wohl mit die grausamste - .

Dann angewiesen sein auf helfende Hände -
ich mag es mir nicht vorstellen.
Mir fiele dies so schwer,
dass ich wohl möglich eine schnellere Ent-Bindung vorzöge.

Wenn diese Hände ungeduldig sind,
wie fürchterlich.

Die dritte Strophe ist mein Favorit-
denn auch in - noch - gesunden Tagen
ist es ein Balsam für die Seele,
wenn die Fantasie mit den Wolken ziehen darf.

Wie erst mag es einem schwerkranken Menschen gehen,
wenn die Wolken wohl möglich den Weg weisen....

Sehr gerne gelesen und bedacht

VG 4WS
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Alt 23.02.2022, 17:28   #3
weiblich AlteLyrikerin
 
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Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Hallo Fourwaystreet,

herzlichen Dank für Deinen persönlichen Blick auf diese Zeilen.
Dahinter stecken Beobachtungen, die ich bei meiner Begleitung schwerstkranker und Sterbender gemacht habe.
Es ist faszinierend zu sehen, wie dieselben Rahmenbedingungen, in akkurat demselben Pflegeheim, ganz unterschiedliche Reaktionen hervorbringen. Eine Person, die ich besuche, braucht ein Zuhören für ihre tiefe Klage. Zwei Stunden lang zeige ich Ihr mitfühlendes Verständnis über alles, was verloren gegangen ist. Dieses Gedicht aber ist gewidmet einer Patientin, die ich sehr bewundere. Sie hat ebenso ihren Mann, ihre Fähigkeit autonom zu leben, ihr gewohntes Lebensumfeld und fast alle Kontakte verloren. Aber sie klagt nie und besitzt die Gabe immer etwas Positives zu sehen. "Es reicht" sehr wenig, damit ihr Tag heiter ist. Daraus lerne ich, dass in den Menschen selbst etwas steckt, das entweder nur die Schwere der Existenz und die Verluste wahrnehmen kann, oder aber in allem noch etwas Positives.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Geändert von AlteLyrikerin (23.02.2022 um 20:50 Uhr)
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Alt 23.02.2022, 19:55   #4
Ex-Fourwaystreet
Gast
 
Beiträge: n/a

Hallo Alte Lyrikerin,

ja, die Art aufs Leben und seine Bewohner und Ereignisse zu schauen,
ist sehr verschieden.

Woher die Kraft kommt, das Schöne zu sehen und für sich zu würdigen
und wo möglich anderen aufzudecken, ich weiß es nicht.

Dankbarkeit ist eines der Eingangstore -
so meine ich
und wenn ich mir die tagesaktuellen Meldungen anschaue,
dann ist alleine die Tatsache hier im Warmen und Trockenen und ohne Krieg zu sitzen und sich äußern können
Grund genug zur Dankbarkeit.

Wundervoll, dass Du für die alten und kranken Menschen da bist.

Viele Grüße

4WS
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Alt 24.02.2022, 12:14   #5
weiblich AlteLyrikerin
 
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Beiträge: 1.706

Hallo Fourwaystreet,

ja, die Fähigkeit Dankbarkeit zu empfinden, ist etwas Kostbares. Wovon die Entwicklung dieser Fähigkeit abhängt, ist für mich eine sehr spannende Frage.

Herzlichen Dank für Deinen Beitrag!
AlteLyrikerin.
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Alt 26.02.2022, 00:13   #6
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
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Beiträge: 599

Moin Alte Lyrikerin,

Du beschreibst hier in freier Form, wie das lyrische Ich sich mit Kleinigkeiten in der schwersten Lebensphase zufrieden gibt. Das Gedicht wirkt traurig schön und transportiert das gut durch die kurzen Verse. Ich hab selber vor mittlerweile Dekaden Zivildienst in einem Altenheim gemacht und weiß genau, welche Momente Du da beschreibst. Ist Dir gut gelungen.

Gruß

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.02.2022, 13:20   #7
weiblich AlteLyrikerin
 
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Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Hallo Pennywise,

herzlichen Dank für Deine Rückmeldung. Es freut mich wirklich sehr, dass Du Deine Erfahrungen in einem Pflegeheim in meinem Gedicht wiederfinden konntest.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
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