Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Gefühlte Momente und Emotionen

Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 29.10.2006, 17:01   #1
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Standard die vogelscheuche [füttern verboten]

die vogelscheuche
füttern verboten

ein porenkleid im wind
zerfetzt die fäden nicht
vernäht den draht
in meiner haut

mit einem keil im kürbis
kopf und zähnelos
entstellt von tränen
aufgestaut

die krähen lachen laut


...die vogelscheuche
...- füttern verboten -


ein porenkleid...ii...im wind
zerfetzt...die fäden...iiii...nicht
...vernäht...iii...den draht
...in meiner haut
...mit einem keil
im kürbis
...kopf...i...und zähnelos
entstellt...von tränen
...ii...aufgestaut

...die krähen lachen laut
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 17:58   #2
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123

hi

Faszinierend finde ich den Vermerk unter deiner Signatur. Soso, ich wusste es, du bist ein Zeitenwandler. Du hast aus versehen morgen um 25 (!) Uhr irgendwas hier dran gearbeitet und dann erschrocken gemerkt, dass das nicht geht. Komisch, dass es trotzdem da steht. Ist es nicht selbstverständlich, dass es dann null mal editiert ist, wenns doch morgen ist?

und zu deinem Gedicht. Was soll ich denn sagen? Habe ich denn früher nie deine Gedichte gelesen oder hast du seit "Taubenblut" einen riesen Sprung gemacht? Es scheint mir fast so, als könntest du mich mit fast allen Gedichten von dir begeistern.
Die Metapher der Vogelscheuche ist gut gewählt und meines Wissens unverbraucht. Zudem beschreibst du dieses Bild so einmalig schön, dass ich schon wieder kaum dazu gelange, über irgendeinen Sinn nachzudenken.
hm...vielleicht geht es um jemanden, der vor sich hin lebt. Er altert und hat innerlich große Schmerzen (das sehe ich in dem zum Teil beschriebenen Aussehen, wie zum Beispiel das Tränennetz oder das zu Draht in der Haut des lyr. Ich werdende Porenkleid.) Und trotzdem scheint sein Umfeld dies nicht sonderlich zu beachten. Obwohl er die Vögel verscheuchen soll, singen sie laut. Sie singen laut aus Protest und zeigen, dass die Vogelscheuche sie eben nciht mehr vertreiben kann. Das lyr. Ich verliert langsam seinen Lebenssinn. Das ist gefährlich. Und sehr traurig.
Naja, so viel zu meiner teilweisen Interpretation, aber trotzdem finde ich immer noch die Metaphern am lobenswerten. Einfach einmalig. Ich liebe sie, deine Bilder!

vlg

cutie
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 18:17   #3
strumpf
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 24

ich finde es sehr gelungen, spricht mich sehr an.was soll ich da noch groß schreiben?
strumpf ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 18:21   #4
turmfalke
 
Dabei seit: 05/2005
Beiträge: 677

Oh, so vielfältig in den Möglichkeiten es zu lesen...
Naja, du weißt schon.
Wie immer eben. toll.

lG, Sha
turmfalke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 18:29   #5
weiblich Ex Darkskin
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901

Zitat:
Original von Shadow
Oh, so vielfältig in den Möglichkeiten es zu lesen...
Allerdings. Manch einfacher Geist könnte es auch nur als sinnlose Aneinandereihung ebenso sinnloser Wortkombinationen sehen. Wellblechsand...

Tja, sehr vielfältig zu lesen, in der Tat.
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 18:33   #6
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

dead_poet,

man kann allein am ende schon feststellen, dass manches an deinem text die hand und den fuß einer vogelscheuche hat. bei aller freiheit ist silber nicht grau. selbst wenn du jetzt sagen würdest: beachte den zeilensprung, dann kann ich mich fragen: kann ein tränennetz aus glas zu silber vernarben. schließlich findet sich noch kursivschrift. in irgendeiner form muss ich diese ernst nehmen. zum beispiel kursiv als ersatz für eine ästhetisch fragwürdige klammer. hier hätte ich jetzt: gespannt zu silber? gespannt zu silberhaar? nein. das geht nicht. auch die erste strophe wirft fragen auf. du hast die zeile zerfetzt die fäden nicht. ich könnte mir das als befehl, als ausruf an den leser/die vögel (die nicht erwähnt werden) vorstellen, aber du bietest mir ein subjekt an. das porenkleid. das porenkleid im wind zerfetzt die fäden nicht? das macht keinen sinn. etwas zu draht vernähen? was? wiederum ist eine gute wahl das porenkleid. wieder ist es schwer, dieses bild zu schlucken. denn: was ist das porenkleid. am körper hat die haut poren, aber die kommt eigenständig vor. wo befinden sich bei einer vogelscheuche die poren, was kann sie an sich haben, was man in ihrer haut zu draht vernähen könnte, oder, bei beachtung der kursivschrift nach meinem gusto, was man in ihrer haut zu draht zerfetzen könnte? ich weiß es nicht. das tränennetz aus glas? nein. das taucht erst später auf, auch passiert mit diesem schon etwas eigenständiges. der text macht keinen sinn. ich kann mich cute_fighter nicht anschließen. bis auf wellblechsand sind mir aber die wortschöpfung an sich kein dorn im auge.

gruß. evilsuperbitch war das.

höre pink floyd - the wall.
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 18:59   #7
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

hi cutie,

erstaunlich, dass du dieses Gedicht schon gefunden hast, wenn es doch erst morgen zum 0. Mal editiert - also dann erst gepostet? - wird...

ich mag meine Gedichte seit "Taubenblut" auch mehr, als die davor. Wir scheinen einen ähnlichen Geschmack zu haben

Den Titel "vogelscheuche" habe ich mir zuletzt überlegt, nachdem mir der ürsprüngliche nicht gefallen hatte. Er ist mir in den Sinn gekommen, als ich mich im Unmut über den (zu dem Zeitpunkt noch) so allein dastehenden Schlussvers befand.
Was deine Interpretation angeht, bin äußerst überrascht, da dein Bild über das lyrIch und vor allem sein Verhältnis zu den Vögeln sehr genau dem meinigen entspricht - dachte eigentlich es wäre deutlich offener und schwer zugänglich.

äußerst erfreut,
dead


hilfe, die Beiträge werden ja immer mehr 8o
ihr seid schneller, als dass ich antworten kann!

@strumpf: Du musst nicht groß( )schreiben, das machen nur sehr wenige hier im Forum
schön, dass mein Gedicht zu dir spricht

@sha: oja, die vielen Möglichkeiten... hab mal probiert, den Zeilensprung so zu gestalten, dass es meiner Lesart + Zusammenhänge entspricht, aber das hat mir nicht zugesagt. Daher nun die kursive Schreibweise, damit es nicht nur anders gelesen wird.

@darky: würde mich interessieren, wie du "wellblechsand" verstehst. Oder tust du das garnicht?

@evil: "hand und fuß einer vogelscheuche" - schöne Metapher
Nun, denk mal ein naß betropftes Spinnennetz auf einer rostigen Wellblechwand und les dir dann nochmal die zweite Strophe durch. Soll ich dir weiteres Nachdenken auch noch durch eine Interpretation dieser Metaphorik ersparen?
Nein, man braucht schon eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber den Bildern, die in einem solchen Gedicht geboten werden, wenn man sie verstehen will. Klar hat ein "kleid" keine "poren", sondern die Haut darunter - du kannst es also als "macht keinen sinn" abstempeln oder aber du überlegst dir, was es bedeuten könnte, wenn sich jemand etwas 'anzuzieht', das man eigentlich schon auf seiner Haut vermuten würde.

danke für eure koms! *endlich auf 'antwort erstellen' klickt*
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 19:09   #8
weiblich Ex Darkskin
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901

Zitat:
Original von dead_poet
@darky: würde mich interessieren, wie du "wellblechsand" verstehst. Oder tust du das garnicht?
Muss ich das denn? Muss ich alles verstehen?
Sogar deine Gedichte?

Wäre das nicht bisschen viel verlangt?
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 19:16   #9
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

dead_poet,

zu glauben, dass man irgendwie dahintersteigt, und aus vogelscheuche, porenkleid und tränennetz sich ein spinnennetz zusammenspinnen kann, ist absurd. dein text ist zu verschlüsselt. und deswegen unfreiwillig unsinnig. ich habe dich ernst genommen und nicht frei assoziiert, und nebenbei meine hässliche lampe beim unendlich langsamen von der decke wegbrechen beobachtet. vielleicht hätte ich dies tun sollen. wellblechsand ist wohl sand auf einer wellblechpappe. aber dann würde am wellblechsand mir mehr sinn machen.

esb.

höre smoke city - heroes of nature.
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 19:56   #10
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

@darskin: du musst garnichts.

@evil: vermenge hier bitte nicht die falschen Dinge zu einem Spinnennetz. Das wäre tatsächlich absurd - zumindest nach meinem Assoziationsvermögen, ein anderer kann damit vielleicht wieder etwas anfangen. Nein, schmarrn, ich habe dich schon verstanden
"wellblechsand" ist für dich das, was du darunter verstehst. Wenn du es nicht verstehst, ist es für dich "unsinnig".
Ich habe meine Assoziationen dafür (wie oben bereits erwähnt u.a. "Rost", wegen der sandigen Oberfläche des "wellblech(s)", dem Zusammenspiel aus "wind" und "tränen", etc.), für mich also nicht sinnfrei - aber ich akzeptiere deine Rezeption wie jede andere. Ich versuchte lediglich dir ein bisschen mehr Aufgeschlossenheit näher zu legen
Diese bedeutet übrigens nicht, dass ich "glaube, dass man irgendwie dahintersteigt," was ich mir alles bei meinem Gedicht gedacht habe. Dafür sind die Metaphern zu vielseitig deutbar, sie können also jedem ein anderes Verständnis eröffnen. Solange du auf eine schlüssige Interpretation kommst, kann sie von meinen Gedanken völlig verschieden sein und trotzdem den gleichen Wert besitzen.
Aber das tust du ja leider nicht, also akzeptiere ich deine Auffassung als Wertlosigkeit.

Liebe Grüße euch beiden,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 20:03   #11
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

letzten endes ist also alles irgendwie beliebig. willst du das damit sagen, toter dichter? es gibt keine regeln. there is no spoon! hm?

höre smoke city - jetzt aber: flying away
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 20:30   #12
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Es ist nicht beliebig, weil ich mir ja etwas dabei gedacht habe. Damit ist es für mich nicht beliebig.
Es ist nicht beliebig, wenn du mit dem Gedicht etwas anfangen kannst.
Ansonsten wäre/ist es beliebig, ja.

Es schreibt dir keiner vor, womit du Lyrik 'zu dir zu nehmen' hast. Wähle dein Besteck nach Belieben.
Oder ess es mit den Fingern, dann spürst du die Bedeutung der Worte vielleicht etwas leichter

edit: now back to topic plz!
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2006, 22:26   #13
ria lizard
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 23

beliebig...worte kannst du finden, aber streu sie doch nicht so hin...das könnte poesie sein...sie steckt aber nicht nur in den worten an sich sondern ebenso in ihrer zusammenstellung und in dem gerüst, das du zittern lassen willst...aber in meinen gedanken formt sich nichts, wenn ich deinen text über seine atome hinaus lesen möchte... gib deinem worttalent die klarheit auf der ebene der gedankenführung dazu...oder wie soll ich sagen...mach dich klar...das ziel eines gedichts kann in den wenigsten fällen die verwirrung des lesers sein...ich bin verwirrt...ich würde deine worte gerne in einem fassbaren zusammenhang betrachten dürfen...
ria lizard ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2006, 20:30   #14
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

hi ria,

Du bringst es auf den Punkt, wenn du von der "Zusammenstellung" der Worte sprichst, die mit "den Worten an sich" das Gelingen von Lyrik, oder allgemein von Sprache bestimmen.

Schade, wenn diese Zusammenstellung dir kein Verständnis bietet.
Ich werde dies künftig mehr bedenken, aber solange ich meine Gedichte noch für interpretationsfähig erachte, werde ich der Stärke der "Worte an sich" den Vorrang bieten. Sonst nimmt man mir noch meine Prinzenkrone ab

Danke für deinen Kommentar - ich werde ihn beherzigen.

lg,
dead

edit: "hingestreut" habe ich meine Worte nun aber nicht. Eine "klare" Gedankenführung bestand durchaus - nur, um das nochmal festzuhalten

30.10.2006 00:06

+++

so...

die mangelnde Zugänglichkeit der zweite Strophe hat mich nun doch zum Überdenken gebracht, wobei ich mir habe eingestehen müssen, dass sie weit weniger Klasse als die erste besitzt (falls man davon überhaupt sprechen kann *g*).
hier also die neue Version inkl. mehr Lesarten, direkteren Bezug auf das Bild der Vogelscheuche, weniger abstrakte Wortschöpfungen und hoffentlich auch ein bisschen Verständlichkeit.
würde mich sehr über Kommentare freuen.

Vielen Dank und liebe Grüße,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2006, 22:26   #15
Ruth
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 201

jemand ohne Zähne kann nicht beißen , die passivangestauten tränen machen häßlich

zweite strophe um einiges besser als erste ( für meinen geschmack)
Ruth ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2006, 22:35   #16
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

Standard RE: die vogelscheuche [füttern verboten]

mich würde freuen, wenn die krähen irgendwie höhnisch lachen könnten.
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2006, 23:01   #17
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

oh danke, Ruth. dann scheint sich die Neugestaltung ja gelohnt zu haben

Fön, über "lachen" habe ich auch schon nachgedacht. daran, die "vögel" genauer zu spezifizieren, noch nicht. wobei mir Krähen eigentlich etwas zu intelligent für meine "vögel" sind...
gegen ersteres habe ich mich entschieden, weil sie der Vogelscheuche eigentlich keine Beachtung schenken sollen. aber eigentlich wäre das bei einem "lachen" ja noch nicht zwingend...
ich werde über beide Aspekte weiter nachdenken. danke für den Hinweis.

Lieben Gruß,
dead

edit: hab deine Idee jetzt eingebaut, danke Fön.
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2006, 13:20   #18
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

jetzt gefällt es mir wirklich gut
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für die vogelscheuche [füttern verboten]




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.