Fremde Kameraden

[Ilka-Maria]

Ich bin ein Kind gesunden Kopfverstandes
und schalte stets das nüchterne Kalkül
vor meines Bauches grummelig Gefühl,
die beiden sind – man ahnt’s – nicht eines Landes.

Der eine sagt: „Das kann ich unterschreiben.“
Der andre legt sogleich sein Veto ein:
„Das geht so nicht: Du schießt dir selbst ins Bein!
Denk nochmal nach, lass Taten solang bleiben.“

Der Kopf, der Bauch, das sind zwei harte Fronten,
doch beide wissen um das Friedensland,
in dem sie sich im Einvernehmen sonnten,

wo Überlebenskampf sie beiderseits verband
und ohne Konkurrenz sie weiterleben konnten -
doch hart auf hart obsiegt stets der Verstand.

18. April 2014
© Ilka-Maria

[Sylvester]

Hallo Ilka-Maria,

ein beeindruckendes Sonett.

Ich weiß nicht, ob ich die letzte Zeile

doch hart auf hart obsiegt stets der Verstand.

so unterschreiben könnte.

Nur Vulkanier lassen sich nie von ihrem "Bauch" leiten.

Was würdest Du zu "meist" anstelle von "stets" sagen ?

Gruß,
Sylvester

[Ex Täubchen]

Liebe Ilka,

Der Inhalt deines Sonettes ist mir zu kühl. Deine Kurzprosa gefällt mir wesentlich besser.
Naja, bei mir hat der Verstand nicht so viel zu melden. Hauptsache er macht seinen Job, dann darf er Erfolgserlebnisse feiern.

LG Täubchen

[Ilka-Maria]

Zitat von Sylvester

Hallo Ilka-Maria,

ein beeindruckendes Sonett.

Ich weiß nicht, ob ich die letzte Zeile



so unterschreiben könnte.

Nur Vulkanier lassen sich nie von ihrem "Bauch" leiten.

Was würdest Du zu "meist" anstelle von "stets" sagen ?

Gruß,
Sylvester

Der Mensch ist zu etwa 90 Prozent emotionsgeleitet. Aber das habe ich mit "hart auf hart" entschärft. Wer rennt schon sehenden Auges ins blanke Messer?

[Thing]

Ein in jeder Hinsicht perfektes Sonett, besonders schwierig (finde ich) bei diesem Thema, das wirklich sonettig aufbereitet ist.

Ich weiß nicht, ob hart auf hart der Verstand immer siegt, ich denke z.B. an Situationen, in denen nur noch Reflexe die Steuerung in der Hand haben.
Ich lasse es jedoch nicht auf einen Versuch ankommen.

Neidlos Dein Können anerkennend:

Thing
mit
Gruß



Das macht Appetit darauf, es selbst noch einmal zu wagen.

[Rosmarie]

Hach, mich verblüfft und freut die Perfektion deines Sonetts! Ich bin einfach baff!

In Hinblick auf den Inhalt deines Gedichts würde ich mir zwar auch nicht ins Bein schießen, wenn mein Verstand mich vorher warnen würde. Aber ansonsten gebe ich meinem Gefühl weit mehr Raum, als dein LI das tut.
Denn erstens verschafft mir mein Gefühl einen weit höheren Genussfaktor als mein Verstand. Und zweitens bin ich überzeugt, dass das Gefühl nicht der Gegenspieler des Verstandes ist. Bei mir sind die Gegenspieler eher die mir unbewussten Vorerfahrungen und Muster, die sich sowohl auf die Urteile meines Verstands als auch auf die Reaktion meiner Gefühle auswirken.

Dein Gedicht, liebe Ilka, habe ich mit Bewunderung und Freude über die Denkanstöße gelesen!

Herzliche Grüße
Rosmarie