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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 23.10.2022, 21:16   #1
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Standard Im Raunen des Windes

Das Raunen des Windes, es flüstert von dir
durch raschelnde Blätter, so leise und sacht,
dass manchmal, ganz plötzlich, allein in der Nacht,
es scheint, für Sekunden, als wärst du noch hier.

In diesen Momenten, da wünsche ich mir,
es waren nur Träume, ich sei nun erwacht,
dann stehe ich unter der leuchtenden Pracht
der Sterne, wo schmerzend die Wahrheit ich spür.

Es mag sich zwar niemals die Richtung der Zeit
verändern, solange das Licht nicht verweht,
auf dass eine Scherbe zusammen sich bricht.

Doch oben am Himmel da gibt es ein Licht,
ein Stern, der mein Herz etwas löst und befreit,
der dir zum Gedenken am Firmament steht.
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2022, 22:57   #2
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Lieber Anaximandala,
ein schönes und trauriges Gedicht, vor allem da mein Herz die Hoffnung der letzten Strophe nicht fühlen kann.
Besonders die erste Strophe gefällt mir sehr, die Momente wo die Zeit sich zurück biegt, ein Wimpernschlag der Hoffnung.
Du hast recht eigentlich ist es ja nur der Zeitpfeil der Entropie der uns mitnimmt und zerbricht und niemals wieder ganz heilt.

Trotzdem ich den Trost so nie fühle wie du, weil ich kein Licht hinter dem Licht sehe, ist das Gedicht ein liebes, ein freundlich tröstendes.

LG
Andri
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2022, 08:18   #3
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Guten Morgen lieber Andri,

hab vielen Dank für deine Worte, ich freu mich sehr darüber, dass der Text und ganz besonders die erste Strophe dich berührt, da sie für mich ganz klar das Herz des Gedichtes ist. Aber ich kann auch verstehen, dass du die letzte Strophe (noch) nicht so empfinden kannst, dafür ist das ganze viel zu aktuell...

Guck mal, was ich hier schreibe behandelt den Tod einer Freundin, der sich vor etwas mehr als einer Woche jetzt das 10te mal schon gejährt hat... und es hat diese 10 Jahre gedauert, dass ich mich mit ihrem Tod überhaupt richtig emotional auseinandersetzen konnte.
Erstmal ist nur die erste Strophe entstanden, das war ein erschütternd befreiendes Erlebnis... danach hat es dann nochmal bestimmt zwei Monate und viele Anläufe gebraucht, bis ich überhaupt eine weitere Zeile zustande gebracht habe.

Vielleicht hat sich aus dem Umstand dann erst die letzte Strophe ergeben. Was nach Hoffnung klingt, ist eigentlich verzweifelte Resignation in schönen Worten. Was schön ist, ist dass ihr Tod unabhängig von dem Wissen um ihn, mir endlich real erscheint, spürbar ist.

Ich freu mich, dass der Text auch für dich etwas tröstendes hat und es kommt Licht, zur rechten Zeit, ganz sicher Und alles was vorher kommt, zeigt auf schmerzhaft schreckliche Weise, dass es einen Menschen gegeben hat, der dem Herzn so nah war, dessen Dasein die Seele so berührt hat, dass der Verlust so starke Gefühle auslöst. Es ist schlimm genug, dass das Leben keine Gnade kennt; das Schicksal ist unberechenbar und die Götter sind grausam... aber was war, das bleibt ewig ein Teil von uns. Auf dieser Reise bleibt jeder so lange es ihm möglich ist und in all dem Schmerz hat das Wissen darum, dass jemand dem Herzen so nah war, dass sein Verlust schmerzt, alshätte man ein Stück herausgeschnitten wieder etwas schönes an sich. Denn wenn die Götter auch grausam sind und das Leben nicht gerecht, nicht viele Menschen vermögen unser Herz zu berühren, eigentlich sogar richtig richtig wenige, darum ist dieser Schmerz ein eindringender Beweis für die Besonderheit und ein Garant diesen besonderen Menschen immer bei sich zu tragen.
Manche Menschen sind in uns nur präsent, wenn sie sichtbar hörbar spürbar sind, sie gehen und sind halt weg, die wichtigen trägt man ewig im blutenden Herzen

https://ibb.co/tK4kKgS

Lieben Gruß an dich Andri
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2022, 09:06   #4
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.616

... puuhh Anax, ich musste noch einmal tief durch atmen, um nicht loszuheulen. Trauriges Herzflimmern, gern gelesen.

wünsche schöne Träume
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2022, 09:15   #5
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.114

Guten Morgen, Anaximandala,

deinem Stil bleibst du treu: Du pflegst das Erhabene, hier pathetisch und melancholisch in Form eines Sonetts umgesetzt. Als traurig empfinde ich das Gedicht nicht, eher als wehmütig, was ein durchaus schönes Gefühl sein kann, denn es beweist, dass man einmal etwas Wertvolles gehabt hat, dessen man sich gerne erinnert.

Zitat:
Zitat von Anaximandala Beitrag anzeigen
Es mag sich zwar niemals die Richtung der Zeit
verändern, solange das Licht nicht verweht,
auf dass eine Scherbe zusammen sich bricht.
Mit dieser Strophe habe ich ein bisschen Schwierigkeiten. Sie klingt zunächst zwar poetisch, aber das Licht mit dem Verwehen in Einklang zu bringen finde ich gewagt. Die Physik kann erklären, woher die Bewegungen des Windes kommen, aber mit dem Licht ist das nicht ganz so einfach.

Auch bricht sich eine Scherbe nicht zusammen, jedenfalls wüsste ich nicht, wie sie das schaffen könnte. Das Verb "zusammenbrechen" kann nicht rückbezüglich verwendet werden, das gibt es im Deutschen nicht. Außerdem ist eine Scherbe schon etwas Zerbrochenes oder Zersplittertes. Kurz gesagt: Die beiden Verse ergeben für mich kein schlüssiges Bild und funktionieren deshalb als Metaphern nicht besonders gut.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2022, 19:35   #6
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.204

Hey dunkler Traum,
ich danke dirherzlichst!
Es ist schön zu lesen, dass meine Zeilen dich so berührt haben.
Danke fürs leen und de Eindruck teilen


Hey Ilka und guten Abend,

ja da hast du recht, also raus komm ich da wohl nicht mehr an sich auch garnicht so schlimm, aber meine Tendenz in die Richtung ist schon ziemlich doll und manchmal stört es sogar... ich versuch aber immer mal wieder auch in ne andere Richtung zu schreiben, etwas auszubrechen. Ich mag den Stil, aber ein wenig graut mir davor, in der Schiene nombenfest zu sitzen und ein ewig pseudo gebenedeiter Schönmaler zu sein
Welchen Stil ich im Moment ganz reuzvoll finde, ist der von verworren abstruse von Lewis Carrol, aber ich glaube leider das kriege ich nicht hin :/

Ich finde du fasst das gut in Worte, diese Art der Wehmut kann durchaus schön und sogar befreiend sein

Danke, dass du das ansprichst und mich drauf aufmerksam machst, in der dritten Strophe habe ich mir ein wenig selbst ins Bein geschossen, eigentlich lautete die Strophe:

Es mag sich zwar niemals die Richtung der Zeit
umkehren und mit ihr die Kausalität,
auf dass eine Scherbe zusammen sich bricht.

Ich hab mich mit jemandem drüber unterhalten, dass die Kausalität ein wenig aus dem Restgedicht heraussticht und hab dann diesen Vorschlag angenommen, aber garnicht über den Klang hinausgeschaut. Das verwehende Licht hab ich in dem Fall hingenommen, auch wenn eseigentlich keinen richtigen Sinn macht, aber dass ohne die umkehr von Zeit und Kausalität die sich zusammenbrechende Scherbe garkeinen Sinn ergibr, da bin ich nicht drüber gestolpert.
Natürlich gibt es kein zusammenbrechen, aber in umgekehrtem Zeitlauf finde ich das Bild eigentlich echt schön.
Ich werde es sofort zurückändern, danke dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast

*Mist, ich kann den Beitrag nicht mehr editieren, kannst du die Zeilen vielleicht einmal ersetzen, das wäre super nett

Liebe Grüße und einen schönen Abend wünsche ich
Delf

Geändert von Anaximandala (24.10.2022 um 21:34 Uhr)
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