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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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14.04.2009, 15:51 | #1 |
Ungesüßt?
Guten Tag,
ich bin neu hier im Forum, hab mich schon ein wenig umgesehen und zum Einstand gleich mal ein kleines (eben entstandenes und somit wahrscheinlich verbesserungswürdiges) Gedicht mitgebracht, zu dem ihr mir hoffentlich ein paar Zeilen schreiben werdet ... Danke im Voraus! Bin 16 Jahre alt und schreibe schon ein bisschen. Ungesüßt? In fast jedem Leben kommt der Tag An dem der Zucker im Kaffee abgelehnt Der Blick in den Baum vor dem Fenster gebettet und akzeptiert wird Ein Standbild der Fühllosigkeit Bis das erste Blatt sich Im Boden auflöst – Und im Ofen duftet Kaffeezuckerkuchen Hätte gleich eine Frage dazu: Versteht man die Botschaft auch wenn ich bloß "Kuchen" schreibe? Was ist eure Meinung dazu? |
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14.04.2009, 16:19 | #2 | |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Zitat:
für die Botschaft macht das keinen Unterschied. Die Frage ist: Wo ist denn die Botschaft? Ich halte mich nicht für superintelligent, aber auch nicht für ganz blöd. Dass ich, wie meine Lebensgefährtin behauptet "blöd geboren und zu dumm dazuzulernen" wäre, glaube ich in der Form nicht. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen, aber eine Botschaft erkenne ich in deinem Text nicht. Wo hast du sie denn versteckt? Und warum? Ist das irgendwas Geheimes? Ein Code? Würde ich gern wissen. Liebe Grüsse corey |
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14.04.2009, 17:08 | #3 |
Ich würde behaupten ein Gedicht ist immer eine Art Code, ein Wörter-Code...
Okay, ein Versuch: Es ist eine Momentaufnahme, der obligatorische, melancholische Blick aus dem Fenster, die Resignation vor der Vergänglichkeit und Bitterkeit des Lebens (ungesüßter Kaffee, ein Bild, versteht sich), die durch die Natur (genauer das Fallen und Zerfallen des Blattes) bei der Person ausgelöst wird, das Ereignis, das sozusagen der Anstoß für die Gefühle ist. Der Kuchen symbolisiert den (neuen) Verwendungszweck des Zuckers, der normalerweise im Kaffee gelöst worden wäre und zeigt, wie auch das Auflösen des Blattes in der Erde, dass nichts verloren geht und alles seinen Zweck hat, auch wenn dieser nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist (beim Kaffee erst beim Schmecken und in der Natur für den nächsten Frühling als Nährboden für neue Pflanzen). Bei aller Bitterkeit und Vergänglichkeit ist er die Freude, das Gute im Leben, sozusagen ein Ausgleich. Alles in allem ist es eben ein Auf und Ab. Der Kuchen ist somit ein Knick nach oben, ein Mutmacher, das Gegenteil der Resignation („Das Leben ist nicht immer bitter“). Das ist jedenfalls meine Interpretation, vielleicht steckt noch mehr dahinter, das mir gerade nicht eingefallen ist, bin gespannt auf eure und würde mich freuen, wenn Du, Corazon, mir noch mal schreibst ob dir nun alles klar(er) geworden ist . Liebe Grüße Gaunab |
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14.04.2009, 18:00 | #4 | |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Zitat:
ja, deine Erklärung hat mir schon das Motiv, die Bedeutung, die Botschaft deines Gedichtes klar gemacht. Es ist so gesehen ja auch sehr schön geschrieben, voller passender Bilder. Auch wenn ich Kaffee immer ohne Zucker trinke und ihn nicht bitter finde. Es ist eine grundsätzliche Frage: Was bringt die Verschlüsselung eines Gedichtes mit Bildern und Aussagen, die dem unbedarften Leser erst erklärt werden müssen, damit er es versteht? Warum nicht unverschlüsselt, deutlich und präzise? So dass auch ich es auf Anhieb verstehe. Da gehen die Meinungen sicherlich auseinander. Lieber Gruss corey |
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19.04.2009, 14:00 | #5 | |
abgemeldet
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Hallo!
Ich finde dein Gedicht Gaunab sehr gut, auch wenn ich es wie Corazon nicht verstanden hatte, bis ich deine Erklärung las. Zitat:
LG Lenie |
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19.04.2009, 15:20 | #6 |
Dankeschön euch beiden!
Ich war mir gar nicht sicher, ob man es so verstehen kann. Ich bin es mir immer noch nicht... Ich verstehe ja z.B. auch nicht jedes Gedicht... Auch glaube ich muss man nicht alles in einem Gedicht verstehen und kann es trotzdem schön finden, man kann so seine Bruchstücke zusammenfügen und sich seine eigene Bedeutung zusammenschustern oder auch nur ein paar sprachliche Wendungen als schön empfinden. Meistens gibt es eben auch nicht dieses einzig wahre Verstehen, sondern nur Interpretationen, das ist auch ein Unterschied eines Gedichts gegenüber vielen anderen Texten. So kann der Autor beim Lesen anderer Interpretationen meist selbst noch andere Gedanken in seinem eigenen Text finden, die zwar nicht unbedingt beabsichtigt waren, aber zumindest zum weiteren Nachdenken anregen. |
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