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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 24.06.2014, 23:37   #1
weiblich Nedira
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Amman
Alter: 32
Beiträge: 2

Standard Letzter Auftritt

Du brichst unter der Last deiner selbst,
willst nicht leben in dunkler Nacht,
die dich umschlingend ins Vergessen zieht.
Das Licht deiner Augen längst erloschen,
leere Fenster, die auf die Ruinen deiner Seele blicken.

Und Worte fallen mit gebrochenen Flügeln
vor deine geschundenen Füße.
Du trittst sie und dein gläsernes Ich
in dessen berstende Splitter das Dämmerlicht
ein letztes Mal sich verfängt und bricht.

So gehst du unter in Farbenkaskaden,
der Sonne gleich, die ersterbend
noch mit Feuerzungen
der Finsternis blutige Wunden sticht.

Doch dein Aufbäumen ist das eines Schmetterlings
von der Realität an die Wand gespießt,
und niemand sieht das letzte qualvolle Zucken,
die im blinden Schmerz geöffneten Augen,
bevor der Schleier
sich über sie legt
Nedira ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.06.2014, 10:36   #2
männlich Schriftstehler
 
Benutzerbild von Schriftstehler
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Nds
Alter: 51
Beiträge: 72

Hallo Nedira,

grausam-schön. So finster und niederschmetternd und wirkt so authentisch, dass es das Erleben, in welcher Form auch immer, fühlbar macht. Der erschüternde Schluss lässt mir kein Wahl als Dir zu sagen:

Motivation - Du rotes Tuch,
unmöglich Dich zu fassen.
Dein Fehlen, welch unsäglich Fluch,
warum nur hast Du mich verlassen?
War für Dich wohl nicht gut genug,
der Glaube an Dich Selbstbetrug.

Die Augen sind von Tränen leer
und starren vor sich hin.
Die Seele ist gepeinigt schwer,
hat alles keinen Sinn.
Sonnenschein und Tageslicht
erheitern das Gemüte nicht.

Das Herz den Marsch zum Richtplatz schlägt
mal dröhnend, mal synkopisch.
Der Wind durch kahle Wipfel fegt,
sein Heulen ist gespenstisch.
Vor Angst ist zugeschnürt die Kehle.
Die Beine ignoriern Befehle.

Ein Hauch, so zart, fast nicht zu spüren,
mit süßer Melodei,
öffnet Herzen und auch Türen,
macht die geplagte Seele frei:
(flüsternd)
Der dieses schrieb,
der hat Dich lieb.

Das ist keine Floskel.
LG
Schriftstehler ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.06.2014, 16:27   #3
weiblich Nedira
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Amman
Alter: 32
Beiträge: 2

Standard Hoffnung

Danke, Schriftstehler, für dein Verständnis und Mitfühlen! Dein wortgewaltiges Gedicht hat meine Gedanken widergespiegelt, aber mich zum Schluss vor dem Richtplatz gerettet. Ich möchte hier die positive Note aufgreifen:

Strom der Zeit

Ich haste mit zögernden Schritten
an das Ufer der Zukunft
das in der Ferne als Fata Morgana lockt
doch die Schatten der Vergangenheit
werfen ihre Netze zwischen meine gezeichneten Beine
und ziehen mich zurück
auf das weite Meer der Gegenwart.

Und kein falscher Gott
gibt meinem sinkenden Körper neuen Auftrieb
kein hastig gestammeltes Gebet
entreißt mich den Wogen des grau schäumenden Alltags.

Doch bevor der letzte Seufzer meine blauen Lippen verlässt
und mein von der Realität geschlagener Körper
sich in den selbst erschaffenen Abgrund fallen lässt
finde ich Halt an den Klippen der Hoffnung.

So lebe ich das Leben
im Strom der Zeit
der meine tanzenden Füße umspült
und Wellen schlägt im Abgrund meiner Seele.
Nedira ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2014, 12:21   #4
männlich Schriftstehler
 
Benutzerbild von Schriftstehler
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Nds
Alter: 51
Beiträge: 72

"Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens." soll Nietzsche mal gesagt haben. Im Grunde fast wie eine Luftspiegelung, man kann nicht danach greifen, ist aber unendlich viel mehr als eine Illusion. Und doch gibt es Momente der totalen Finsternis...der schmerzhaften Inspiration...umso schöner, wenn dann die Füße wieder tanzen können. LG
Schriftstehler ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2014, 18:11   #5
openminded
 
Benutzerbild von openminded
 
Dabei seit: 02/2014
Alter: 26
Beiträge: 180

Wow, unfassbar berührende Bilder!
Ganz großes Lob für den Schreibstil.
openminded ist offline   Mit Zitat antworten
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