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Alt 04.11.2018, 15:48   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Die Tochter des Grafen und das Dienstmädchen (Schluss)

Charlotte wich unwillkürlich zurück. Es sah fast aus, als fürchte sie sich vor dem Raben, und das wirkte so komisch, dass Ella laut heraus lachen musste. Auch Carl schien amüsiert zu sein.
"Du hast doch wohl nicht etwa Angst vor einem kleinen Vogel?" wandte er sich an Charlotte.
"Klein? Das Vieh ist doch riesig! Und eklig! Komm, wir gehen!" Sie zupfte Carl am Ärmel seines weißen Hemdes, doch dieser reagierte gar nicht darauf, sondern sah jetzt Ella unverwandt an.
Der Rabe flatterte hoch in die Luft und schlug mit den Flügeln. Und Ella war es zu ihrer Verwunderung, als würde sie eine Stimme vernehmen, die aber nur sie hören konnte, während Charlotte und Carl stocksteif dort stehenblieben, wo sie gerade standen, ohne sich zu bewegen oder zu reden, sozusagen wie eingefroren. In einiger Entfernung standen die anderen Gäste des Festes, unterhielten sich, manche tanzten auch zur Musik, aber niemand schaute zu ihr herüber. Es sah so aus, als würde sonst niemand diese seltsame Szene, in der der Rabe mit ihr sprach, mitbekommen.

"Ella!", krächzte der Rabe mit einer Stimme, die Ella bekannt vorkam. Hatte sie diese schon einmal gehört?
"Erinnerst du dich an mich? Ich bin Griselda." Der Rabe schlug aufgeregt mit den Flügeln.
"Wir waren Freundinnen, erinnerst du dich? "
Ella nickte und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
"Griselda! Du kannst dich tatsächlich in einen Raben verwandeln."
"Das hast du mir ja nie geglaubt."
Der Rabe funkelte mit den Augen.
"Nun glaube ich es ja", erwiderte Ella lächelnd.
"Bist du in den Jungen verliebt?" Die Frage kam so unvermittelt, dass Ella zusammenzuckte.
"Du kannst ruhig reden. Die beiden bekommen im Moment nichts mit, ich habe einen Stillstand-Zauber über sie gelegt. Den hebe ich nachher wieder auf. Sie wissen später nichts mehr davon. Also, gehört dein Herz diesem Jungen?"
"Ich glaube ja", sagte Ella leise.
"Und warum glaubst du, dass er dich nicht will? Ich weiß nämlich, was du vorhin gedacht hast. Wie kommst du darauf, er würde dich nicht wollen, nur, weil du nicht reich bist und dir deswegen dieses andere Mädchen vorziehen?"
Ella schlug die Augen nieder.
"Ich glaube einfach nicht, dass ich gegen Charlotte eine Chance habe. Oder könntest du einen Liebeszauber über Carl legen?"
"Das ist gar nicht nötig." Der Rabe alias Griselda ließ ein helles Lachen hören. "Carl ist schon über beide Ohren in dich verliebt."
"Woher weißt du das?"
"Ich bin ihm hinterher geflogen und habe ihn ein paar Tage beobachtet. Du kannst es mir ruhig glauben. Aber du musst auch an etwas anderes glauben. An ihn, an dich und an eure Liebe."
"Was soll ich denn tun?" Ella sah an sich herunter und tippte dann an ihre Haube. "Schau dir nur mal meinen Aufzug an. So fällt es mir schwer, zu glauben, dass er mich liebt."
"Wenn's nur das ist...." Der Rabe murmelte etwas vor sich hin, gleich darauf legte sich ein strahlendes Licht über Ella, und als dieses wieder verschwand, waren auch die Haube und Ellas alte Kleider verschwunden und sie trug ein wunderschönes dunkelblaues Ballkleid mit wippendem Rock und dazu farblich passenden, hohen Schuhen. Ihre langen dunklen Haare fielen ihr seidig und weich um das Gesicht und flossen ihren Rücken hinab wie ein Wasserfall.

"Oh Griselda! Danke! Aber.... nein, das geht nicht. Du weißt doch noch, was ich dir über meinen Vater erzählt habe?"
"Dass er beim Grafen angestellt ist und er den Grafen keinesfalls verärgern darf? Ja, das weiß ich. Mach dir keine Sorgen, es ist alles geregelt."
Der Rabe erhob sich in die Luft, flatterte noch einmal kräftig mit den Flügeln, nickte Ella zu und flog dann davon. Sie sah ihm wehmütig hinterher. Als sie ihren Blick danach auf ihre Umgebung richtete, bewegten Carl und Charlotte sich wieder.
"Wow! Ella, du siehst ja umwerfend aus!" Carl sah sie bewundernd an.
"Wo ist der grässliche Vogel?" Charlotte sah sich um. Als sie den Raben nirgendwo mehr entdecken konnte und realisierte, dass Ella nun hübsch gekleidet war und Carl sie voll unverhohlener Bewunderung anblickte, platzte ihr der Kragen. "Was fällt dir ein? Du sollst hier arbeiten und dich nicht herausputzen, als wärst du eingeladen! Komm, Carl, wir gehen! Ich werde meinen Eltern Bescheid sagen, was sich dieses Dienstmädchen herausnimmt!"
Sie wollte Carls Hand ergreifen, doch dieser schüttelte sie ab und streckte seine Hand Ella hin. Ella dachte daran, was Griselda gesagt hatte:" Glaub an dich, an ihn und an eure Liebe" und ergriff Carls Hand, ohne zu zögern.
Charlottes hübsches Gesicht lief vor Ärger rot an. "Ach, so ist das also! Nun, ihr werdet beide schon noch sehen, was ihr davon habt!" Sie stürmte davon. Und im gleichen Moment kam von der anderen Seite Ellas Vater auf sie beide zu. Er hielt einen Brief in der Hand und winkte mit diesem aufgeregt hin und her.
"Ella! Ich habe dich überall gesucht!"
"Was ist passiert?" Ella bekam einen gewaltigeiin Schreck, obwohl Charlotte ihren Eltern in der kurzen Zeit eigentlich noch gar nichts hatte erzählen können. War ihr Vater wegen etwas anderem entlassen worden und stand in dem Brief seine Kündigung? Doch sein fröhliches Gesicht verhieß keine schlechten Nachrichten.
"Wir haben geerbt!" Ellas Vater umarmte seine Tochter und drückte sie an sich.
"Was? Übrigens, Papa, das ist Carl. Carl, das ist mein Vater."
"Angenehm", sagten beide und schüttelten sich die Hände.
"Was haben wir denn geerbt, Papa? Und von wem?"
"Deine Mutter hatte eine Tante, sie lebte in England und hatte keine Kinder. Sie hat verfügt, dass ihr Besitz nach ihrem Tod an die Familie deiner Mutter fällt, da sie selbst keine direkten Nachkommen hat. Und sie war sehr reich."
"An was ist sie denn gestorben?" Ella konnte sich nicht so recht freuen, weil das Erbe ja anscheinend einen traurigen Hintergrund hatte.
"Sie war schon sehr alt, Ella, und ist friedlich eingeschlafen. So teilt es mir der Notar in diesem Brief mit. Und nun komm - und der junge Mann auch, wenn er möchte - wir gehen nach Hause. Das war mein letzter Arbeitstag beim Grafen. Ich habe gekündigt. Und du musst auch nie wieder für dieses Haus arbeiten."
Ella verschlug es die Sprache vor Freude. Langsam schritt sie, Hand in Hand mit Carl, hinter ihrem Vater her und war unendlich glücklich.
"Danke, Griselda", dachte sie.

Ende
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2019, 08:26   #2
männlich hoddle
 
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Standard Die Tochter des Grafen.....

Ich finde dieses Geschichte echt gut. es Freud mich wenn sich noch Träumer untern den Menschen befinden. Die Magie der Raben eine Wundervolle Sache. Auch glaube an die Magie. Danke dafür!

L.G Hoddle
hoddle ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2019, 21:37   #3
männlich Ex-Ralfchen
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hoodle -

ich etwa musste nach dem ersten absatz aufhören, weil dieser text nur so in seinen schwächen umkommt - nein es fehlt ganz einfach eine klare unumwundene schreibweise. die SM war damals noch am anfang ihrer karriere als prosa-star. für mich hat sich - dank Ilka - einiges in ihrerm stil und der form verändert und verbessert. aber sie ist nicht in der lage fantasievoll und mit spannung zu schreiben. das ist abr nicht nur ihr problem, sondern das der meisten ultra-laien im schreibtum. der text kriegt von mir auf einer bewertungsskala von 1(bestens) und 10 (schlechtestenst) eine xtrem großzügige 8.

vlg
r
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Alt 21.07.2019, 22:16   #4
weiblich Ilka-Maria
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Ich habe die Geschichte noch nicht gelesen, weil der Titel auf mich nicht einladend wirkte.

Was ich aber absolut umwerfend finde, ist hoddles Kommentar:

Zitat:
es Freud mich wenn sich noch Träumer untern den Menschen befinden.
Freud hätte seinen Spaß an diesem Freud'schen Versprecher gehabt.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2019, 06:38   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Zitat von hoddle Beitrag anzeigen
Ich finde dieses Geschichte echt gut. es Freud mich wenn sich noch Träumer untern den Menschen befinden. Die Magie der Raben eine Wundervolle Sache. Auch glaube an die Magie. Danke dafür!

L.G Hoddle
Hallo Hoddle,

ich freue mich wirklich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat! Da könnte ich Lust bekommen, wieder ein Märchen zu schreiben, bei einem solch schönen Kommentar.

Hallo Ilka,

Zitat:
Ich habe die Geschichte noch nicht gelesen, weil der Titel auf mich nicht einladend wirkte.
soweit ich mich erinnere, hattest du zumindest den ersten Teil der Geschichte kommentiert.

LG DieSilbermöwe
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Alt 22.07.2019, 08:01   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
soweit ich mich erinnere, hattest du zumindest den ersten Teil der Geschichte kommentiert.
Ja, aber das ist viele Monate her. Überhaupt sind die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Folgen zu groß.

Beim zweiten Teil habe ich aufgegeben, weil mir der Spannungsbogen fehlte, Ausdrucksfehler im Text waren ("schwarzer Rabe") und die Geschichte, die ein Märchen sein soll, der Form dieser Literaturgattung nicht entspricht.

Es gibt aber noch weitere Gründe:

Ich müsste zum Kommentieren sehr weit ausholen, aber dafür fehlt mir aus privaten Gründen im Augenblick schlicht die Zeit (habe gerade die Auflösung der Wohnung meiner Mutter hinter mir und muss jede Woche fast 100 km fahren, um sie im Pflegeheim zu besuchen).
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2019, 17:55   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Ja, aber das ist viele Monate her. Überhaupt sind die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Folgen zu groß.
Diese Folge hier habe ich bereits im November 2018 eingestellt.

Aber ich finde die Abstände gar nicht so wichtig. An "Ein Dorf im Winter" werde ich wohl das ganze Jahr über schreiben. Mich stört das nicht und wer mit großen zeitlichen Abstände Probleme hat, muss es ja nicht lesen.
Wollte ich einen Roman schreiben, wäre es auch egal, in welch zeitlichen Abständen ich schreiben würde, bis er fertig ist und an einen Verlag gesandt werden kann. Aber im Moment habe ich sowieso überhaupt keine Lust zum Schreiben. Ich lese gerade lieber wie sagte Mark Twain, "warum soll man einen Roman schreiben, wenn man doch überall einen kaufen kann" (oder so ähnlich).

Zitat:
. ch müsste zum Kommentieren sehr weit ausholen, aber dafür fehlt mir aus privaten Gründen im Augenblick schlicht die Zeit (habe gerade die Auflösung der Wohnung meiner Mutter hinter mir und muss jede Woche fast 100 km fahren, um sie im Pflegeheim zu besuchen).
Das tut mir leid.

LG DieSilbermöwe
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Alt 22.07.2019, 18:22   #8
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Mich stört das nicht und wer mit großen zeitlichen Abstände Probleme hat, muss es ja nicht lesen.
Wollte ich einen Roman schreiben, wäre es auch egal, in welch zeitlichen Abständen ich schreiben würde, bis er fertig ist und an einen Verlag gesandt werden kann.
Lesen kann man es schon, aber man muss dann eventuell nochmal zurück und nachlesen. Einen Roman zu schreiben ist etwas anderes, den präsentiert man für gewöhnlich nicht in Häppchen, sondern erst, wenn er fertig ist.

In der Tat gibt es Autoren, die arbeiten an einem Roman zehn Jahre und länger. Kommt oft auf den Rechercheaufwand an.

Geht mir auch so, dass ich im Moment mehr lese als schreibe.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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