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Alt 24.09.2018, 17:15   #1
männlich Parmonid
 
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Beiträge: 64

Standard Die Sprache feiert - ohne uns [Tagebuch]

Da muss man also Jahre investieren - sagen sie. Versuch über Versuch und bloß nichts verspüren dabei, was nach zu viel Leidenschaft aussieht, oder gar nach Zufriedenheit oder Genugtuung. Nein, sagen sie, bluten muss man, es muss einem schwer fallen, sagen sie. Ansonsten machst du was falsch. Wenn da kein Schmerz in den Innenwänden deines Schädels pocht, wenn da kein Selbsthass wächst und kein systematisch gepflegter Zweifel dir das Atmen schwer macht, dann, mein emsiger Freund, dann machst du was falsch. Wenn es dir gefällt, du dich dabei wohlfühlst, voll Entzückung und Rausch, wenn alles sich zu reinstem Wohlklang verdichtet, dann machst du was falsch, nein, nein, dann bist du falsch.

"Fehlgeleitet und naiv, denkt, er könne zaubern, sich einfach aller Wunder bemächtigen und auch nur ein einziges Wort an die rechte Stelle setzen."

Und dann ... Dann haben sie dich. Dann lassen sie nicht mehr los und du lässt nicht los und keiner kriegt eigentlich so wirklich was mit und in all dem Gedränge und Getobe meinen wir doch die heiligsten Gebote zu befolgen. So ist uns zu Mute. Bereits ein ganzes Leben lang. Manchmal auch darüber hinaus. Hinaus ins dunkelschwarze Meer, wo wir gegen das Vergessen rebellieren und ich mich mit jenen kreuze, wir kurz aufschauen und einen wissenden, einen allzu wissenden Blick miteinander teilen. Dann sind die Seelen befriedet und wir können tun, was zu tun ist: den dunklen Konturen eines geteilten Lebens folgen. So könnte einmal Liebe aussehen. So könnten Liebende sich begegnen und schwärmend ertrinken, schwärmende Verschwendung in ungeahnter Größe (also wie Erhabenheit) und immer so weiter. Wir könnten uns darauf einigen, dass es ein Kreislauf ist und aus unserem Glauben werde Wirklichkeit.
Doch: wir starben mit und durch unsre wissenden Blicke. Wir haben uns den Tod so versprochen. So sah das aus: eine hellleuchtende Resignation, die an ihren verschwommenen Rändern in Dankbarkeit übergeht. In sorgsamen, gut vorbereiteten Bewegungen, die für den achtsamen Beobachter schon etwas einstudiertes haben. Also versucht man und hofft man und das so gut wie jeden Tag und dann hört man ganz unversehens damit auf. Man hört auf. Hinaus ins dunkelschwarze Meer ...
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