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Alt 17.08.2018, 13:49   #1
weiblich moonstorys
 
Dabei seit: 08/2018
Alter: 20
Beiträge: 1

Standard Zeitschleife

Rosie:

"Hey, Pass doch auf!", brüllt mir ein älterer Mann in Strickweste hinterher, als ich auf meinem Rad im Höllentempo um die Ecke auf den Rathausplatz rase. "Entschuldigung", rufe ich noch ohne mich umzudrehen. Ich bremse. Der gesamte Platz ist voller Menschen. Touristen, die hier bei einem Tagesausflug ihren Urlaub genießen. Rechts in der Ecke sehe ich in mitten einer riesigen Menschentraube aus Asiaten und Familien mit schreienden Kindern zwei Pferdekutschen, im Zentrum des Platzes am großen Brunnen ein Dutzend Straßenmusiker, alle um die Aufmerksamkeit des spendablen Publikums kämpfend. Alle restlichen Personen starrten entweder auf ihre Touristeninformationheftchen oder ihre Kameradisplays. Seufzend steige ich vom Rad und versuche es schiebend durch das Schlachtfeld aus heruntergefallenden Eiskugeln und leeren Coffee-to-go Bechern zu befördern. Dann summt mein Handy in meiner Hosentasche, Lindsey will wissen wie lange ich noch brauche. Ich schicke ihr eine kurze Nachricht dass ich gleich da bin und steige, jetzt endlich am Ende des Platzes angekommen, wieder auf mein Rad. Ich fahre einige Meter die Einkaufsstraße entlang, biege rechts ab und bin nun am "Café am Fluss" angekommen. Dort sitzt Lindsey schon in unserer Lieblingsecke auf der Terrasse, in einem Eiskaffee nach Vanilleeisstückchen fischend und mit Kopfhörern in den Ohren. Ich winke lächelnd, steige ab und suche mir einen Weg durch die gemütlichen Sessel und bunten Kissen. "Hi", begrüßt Lindsey mich während sie sich die Stöpsel aus den Ohren zieht. "Hey", erwidere ich und lasse mich neben sie auf die kleine, altersschwache Couch fallen. "Tut mir echt voll leid daß ich zu spät bin. Mein Professor wollte noch mit mir reden und dann hab ich mich beim Essen irgendwie verzettelt...", ich grinse schief. "Schon gut, an sowas muss man sich bei dir einfach gewöhnen." Sie kichert und ich muss auch lachen. Als ich meine Tasche auf den Boden stellen will, greife ich versehentlich das Kabel ihrer Kopfhörer und sie fallen zu Boden. "Oh sorry", entschuldige ich mich und bücke mich um sie wieder aufzuheben. Als ich gerade nach den, mit buntem Klebeband und Stickern beschmückten, Kopfhörern greife, steigt mir ein eigenartiger Duft in die Nase. Die Art von Duft, die einen an früher erinnert, daran wie es ist ein Kind zu sein, voller Unverständnis und Neugier auf die riesige, beängstigende Welt auf der wir leben. Als der Moment verflogen ist, ist es als würde ich aus einem Traum erwachen. Noch etwas irritiert richte ich mich auf um Lindsey die Kopfhörer zu überreichen, da merke ich, dass etwas nicht stimmt.
Die Geräusche der vorbeischlendernden Passanten und der hupenden Autos sind verstummt. Kein Lärm mehr, aber auch sonst kein einziger Laut. Nicht das rauschende Wasser des Flusses, nicht die Schreie der Möwen, gar nichts. Und dann trifft es mich wie der Schlag: Niemand bewegt sich. Es ist als hätte jemand die Zeit angehalten, auch wenn das, wie ich als Physik Studentin weiß, absolut unmöglich ist. Lindsey sitzt völlig erstarrt auf dem kleinen Sofa, den Löffel noch immer im Eiskaffee. Sie sieht aus wie eine Statue und bei diesem Anblick überkommt mich auf einmal eine Welle aus Panik und Angst. "Lindsey?", flüstere ich leise. Dann lauter: "Lindsey? Lindsey!", schreie ich nach meiner Freundin, aber sie regt sich nicht einen Millimeter. Tränen steigen in meine Augen und meine Atmung gerät vollends außer Kontrolle. Keuchend lasse ich mich zurück auf den Boden rutschen. Während warme Tränen meine Wangen herunterkullern beruhige ich mich ein wenig und lasse nun endlich meinen Blick über die gesamte Straße gleiten. Niemand rührt sich. Die Welt steht still. Und ich weiß nicht wie ich sie wieder zum laufen bringen soll.

Fortsetzung folgt...
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Alt 17.08.2018, 21:04   #2
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954


Zitat:
Zitat von moonstorys Beitrag anzeigen
Rosie:

"Als ich meine Tasche auf den Boden stellen will, greife ich versehentlich das Kabel ihrer Kopfhörer und sie fallen zu Boden. "Oh sorry", entschuldige ich mich und bücke mich um sie wieder aufzuheben. Als ich gerade nach den, mit buntem Klebeband und Stickern beschmückten, Kopfhörern greife, steigt mir ein eigenartiger Duft in die Nase. Die Art von Duft, die einen an früher erinnert, daran wie es ist ein Kind zu sein, voller Unverständnis und Neugier auf die riesige, beängstigende Welt auf der wir leben. Als der Moment verflogen ist, ist es als würde ich aus einem Traum erwachen.

[...]

Fortsetzung folgt...
Hallo moonstorys,

die Geschichte macht Lust auf mehr. Du schreibst abwechslungsreich und ich finde den Text flüssig zu lesen. Die Gegenwart gefällt mir gut, denn sie bindet mich direkt in das Geschehen ein, lässt mich mitfiebern.
In der zitierten Stelle sind allerdings drei "Als" kurz hintereinander. Das irritiert mich etwas. Ich halte es für stilistisch unglücklich, so dass ich das umformulieren würde.

Ich freue mich jedenfalls auf die weiteren Teile.

Freundliche Grüße von
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
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Stichworte
gefühle, ungewissheit, zeit

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