Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 24.02.2013, 19:45   #1
weiblich Lily
 
Benutzerbild von Lily
 
Dabei seit: 02/2013
Alter: 28
Beiträge: 56


Standard verbundene Kurzgeschichten

Ein Waldspaziergang

Die Frau stand mit einem Kinderwagen vor sich am Rand des Weges. Lukas fragte sich was sie da wollte. Sie stand da, die Hände in den Taschen ihrer Jacke vergraben und starrte auf das Fahrgestell. Ob sie das Kind überhaupt haben wollte, dachte Lukas plötzlich. Vielleicht dachte sie daran es auszusetzen. Die Miene hätte auf jeden Fall gepasst. Eine Schneeböe fegte ihm durchs Gesicht, er kniff die Augen zusammen und blinzelte. Eisig. Kalt. Böse. Das Kind schrie. Die Frau schrie. Warum schrie die Frau? Was war mit ihr? Warum stand eine Frau mit ihrem Kind im Wald und schrie, das ergab keinen Sinn. Lukas blinzelte wieder. Er sollte etwas unternehmen und ihr helfen. Aber er wusste ja noch nicht einmal, was sie hatte. Er ging einen Schritt auf sie zu. Das Kind hatte aufgehört, aber seine Mutter nicht. Sie kniete auf dem kalten schneebedeckten Boden und brüllte. Warum brüllte sie, überlegte er. Waren es nicht eigentlich die kleinen Kinder, die so etwas taten? Nicht die Mütter? Unbeholfen berührte er ihr ihre Schulter, stupste sie an und wartete auf eine Reaktion. Doch es kam keine und Lukas stand da und hätte am liebsten auch geschrien. Laut und kindisch. Befehlend und erwartend. Ohne Angst ohne Pflicht. Aber er konnte nicht. Er musste stark sein.“Mama“ flüsterte er“Komm, es ist kalt hier draußen“

Ein Schultag

Sie hatte etwas besonderes machen wollen. Etwas außergewöhnliches und vielleicht auch etwas cooles. Doch jetzt stand sie im dicken Schnee der Bushaltestelle und konnte sich selbst nicht mehr begreifen. Sie fror. Sie wollte nachhause. Der kalte Wind langte nach ihr, mit langen knochigen, alten Fingern, die an ihrer Kleidung zerrten und noch harscher zugriffen, schnappten sie ins Leere. Der Wind wollte sie haben. Besitzen.
Warum?Warum hatte sie eine Station zu früh gedrückt, warum war sie aufgestanden und ausgestiegen?Was hatte sie erwartet? Das alles anders sein würde, dass es sie auch nur für einen Windstoß vergessen ließe, was schon so lange Macht von ihr ergriffen hatte.War sie denn so dumm?
Anna sah auf das Schild mit den Zeiten. Der nächste Bus würde in einer halben Stunde kommen.

Warten

Eine halbe Stunde noch, überlegte Nina. Sie schaute ängstlich zu den Männern auf der Treppe. Sie tranken. Schnaps, Bier, Wodka einfach alles. Die leeren Flaschen säumten den Platz. Manche gaben sich auch die Spritze, das wusste sie. Das wusste jeder hier. Einer von ihnen grölte. Er schimpfte auf die Politik ihres Landes. Er schimpfte auf den Alkohol und wollte eine der Flaschen beiseite kicken. Er traf sie nicht. Nina hatte Angst. Aber diese Menschen faszinierte sie auch. Sie hatten etwas kindisches und verletzliches, obwohl sie in ihren abgenutzten Jacken und mit ihren vom Alkohol und Drogen zerfressenen Gesichtern so furchteinflößend wirkten. Einer von ihnen pfiff ihr zu. Schrie etwas, aber Nina konnte ihn nicht verstehen. Schwenkte eine Flasche und begann merkwürdig im Kreis zu gehen. Immer in der Mitte des Kreises hielt er an und lachte, schüttelte den Kopf. Immer wieder, bis der Politikmann ihn schließlich zu Boden zog und nun mit ihm Arm in Arm hin und her wiegte. Wie in Trance dachte Nina und schaute bald sehnsüchtig zu ihnen herüber.
Ein Taxi hielt neben ihr. Die Tür wurde geöffnet. Es würde sie nachhause bringen.

Besuche

Es hatte an der Tür geklingelt. Lange und schrill. Doch Justus wollte nicht öffnen. Er wollte nicht sehen wer dahinter war. Oder Was. Wieder schrie die Klingel. Er knetete seine kleinen Hände und und starrte mit großen Augen hoch. Jemand pochte gegen das Holz und sagte etwas. Hallo aufmachen, verstand Justus. Das würde er nicht. Er war doch nicht blöd. Mama hatte ihm immer gesagt, dass man Fremden nicht aufmachte und er hörte auf Mama. Sie hatte immer große Angst, wenn es klopfte und Justus vor den Menschen die hinein wollten. Mama auch. Sie stanken. Sie sahen böse aus. Auch der Mann gerade schien böse zu sein. Er würde niemandem mehr erlauben seiner Mutter weh zu tun . Nie wieder. Trotzig ballte er seine Hände zu Fäusten. Mama kam aus dem Schlafzimmer. Sie sah müde aus und krank. Wieder klopfte es. Sie würde öffnen, wusste Justus und wollte sie festhalten. Er wollte das nicht! Sie drückte die Klinke herunter.
Lily ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für verbundene Kurzgeschichten



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Kurzgeschichten verkaufen ein neuer anfang El Machiko Theorie und Dichterlatein 5 15.01.2013 04:30
Dr. Spechts Kurzgeschichten. Libelle Humorvolles und Verborgenes 1 16.11.2010 14:43
2 Kurzgeschichten From Me Martinerf Geschichten, Märchen und Legenden 3 14.03.2007 14:17


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.