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Alt 05.02.2011, 21:56   #1
männlich Kurt
 
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Standard Hexenschuss.

oder: Der Kassentrennstab.

Herr B. hatte im Supermarkt ein paar Einkäufe getätigt. Er hatte seine eingekauften Waren auf das Band gelegt und wollte nun, da er Ordnung liebte, den Kassentrennstab fein säuberlich an das Ende seines Einkaufs legen, um dem nachfolgenden Kunden Gelegenheit zu geben, die seinigen unmittelbar an den plazierten Kassentrennstab zu legen. Diese einfache Operation erachtete er als äußerst rationell, da so kein Zentimeter des Bandes beim laufenden Betrieb leer und nutzlos weiterlief.
Nun gestaltete sich die Situation aber an diesem Tage derart, dass erstens nur zwei Kassentrennstäbe vorhanden waren, wobei er sich zu erinnern glaubte, dass es normalerweise sonst immer deren drei waren. Zweitens hatte es die Kassiererin versäumt, mindestens einen Kassentrennstab mit geübtem Schwung an das kundenseitige Ende der metallenen Kassentrennstabführung zu schubsen.
Herr B. griff deshalb mit äußerster Anspannung und auch Streckung nach dem entfernt liegenden zweiten Kassentrennstab, um ihn, wie er es immer gewohnt war, zu plazieren. Dies hätte er jedoch nicht tun sollen, den durch die plötzliche, ungewohnte und auch ruckartige Streckung oder Drehung fuhr ihm ein höllischer Schmerz in den Rücken, und er konnte sich anschließend nur noch in ziemlich gekrümmter Haltung aus dem Supermarkt entfernen.
Dieses bewog ihn, am nächsten Tag seinen Arzt aufzusuchen. Nach zermürbend langer Wartezeit war er endlich an der Reihe, das Sprechzimmer zu betreten. Der Doktor erwiderte seinen Gruß: "Guten Tag. So, was führt Sie zu mir?" Herr B. fuhr mit seiner linken Hand Richtung Rücken und sagte:" Mein Kreuz! Mir ist es gestern so richtig ins Kreuz gefahren. Ich habe starke Schmerzen und kann mich kaum bewegen, vor allem kaum laufen."
Ob er denn gestern was Besonderes gemacht habe, wollte der Doktor wissen. Herr B. erzählte dann von seinem Einkauf im Supermarkt und von dem schmerzhaften Vorkommnis an der Kasse.
Nachdem ihm der Doktor ein Medikament verschrieben und ihm auch milde lächelnd ein paar Verhaltensmaßregeln erklärt hatte, wobei ihm jedoch irgendwie der Schalk aus den Augen blitzte, sagte er: "Machen Sie es doch wie ich. Lassen Sie den Kassentrennstab Kassentrennstab sein. Ich halte immer einen Abstand zu den Waren des Vordermanns ein. In einer halben Sekunde fährt die Ware dann bis zur Kassenlichtschranke und muss trotzdem noch warten, weil ja der Kunde vor Ihnen noch zu bezahlen hat."
Dies sah Herr B. ein, und er pflegte fortan keinen Kassentrennstab mehr zu benützen.
Auch wenn er manchmal einen vorwurfvollen Blick bei den hinter ihm stehenden Wartenden zu entdecken glaubte. Und irgendwie schien ihm dies auch bevorzugt nur bei recht korpulenten Leuten, die das laufende Band mit ihren voluminösen und dazu noch kalorienreichen Einkäufen über Gebühr zu strapazieren pflegten, der Fall zu sein.
Aber er konnte sich in dieser Hinsicht natürlich auch täuschen.
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