Zwischen den Welten

[kernbusch]

Tag Eins.

Auf dem Nachtisch liegt ein Glasröhrchen
mit handbeschriebenem Etikett.
Es ist leer. Überall Flaschen, eine Socke hängt
über der Bettkante. Ein Blutfleck im Laken,
keine beunruhigende Größe. Der Morgen schwebt auf einer
angenehmen Temperatur. Draußen knallt eine Fehlzündung,
macht meine Ohren frei für neue Geräusche.

Der Menuizzin aus dem angrenzenden arabischen Teil der Stadt
erhebt seine Stimme.

Ein Geschwader Kampfflugzeuge jagt im provozierenden Tiefflug
über seine Rufe.

Jemand brüllt Namen, im Gang knallt eine Tür, ein Mann
beginnt zu singen, ich pinkle ins Waschbecken und habe
die Hände im Nacken verschränkt.

Ich bin dünn geworden.

Es klopft.

Ja?

Ihr Frühstück.

Bitte!

Jemand öffnet die Tür, Schritte schlurfen, ein Tablett wird abgestellt, die Schritte huschen zurück in den Flur , das Schloss klackt und mein Glied hängt
immer noch im Becken.

Das Zimmer hat eine ungesunde Farbzusammenstellung.

Der Kaffee ist kochend heiß. Ich gebe eine Unmenge Zucker hinzu und trinke die erste Tasse am Fenster. Die Sonne hat sich das Rouge abgestreift und zwirbelt geheiligten Staub über die Dächer.

Am Horizont flimmert das Meer wie Quecksilber.

Ich zünde mir eine Zigarette an und binde meine Uhr um. Es ist noch genug Zeit.

Wenn alles gut geht, werde ich nur noch drei Tage leben.