In Teufels Küche bei Poetry.de

kaos · 06.06.2011, 20:41

In Teufels Küche

Das Geschirr liegt herum. Es köchelt und brutzelt. Über den Boden räkeln sich Körper. Ein heißer schwitziger Odem erfüllt den Raum. Es wird geschält und geschabt in des rothaarigen Küche.
Er ist hier Koch - schwenkt Pfannen, hebt Deckel und rührt in Töpfen. Nebenbei werden die Speisen mit seinem Körper gewürzt. Geraspeltes Horn und salzige Schuppen eine begehrte Zugabe.
Hier isst man scharf.

Ein Zischen – und es schäumt über - er auch.
Beginnt zu schimpfen und zu toben, wie er es so oft tut. Packt sein Kochgeschirr fester mit seinen feuerfesten Pranken. Schlägt auf sie ein - knebelt sie mit Deckeln und Tüchern. Verklebt die Töpfe damit sie den Druck seiner Köchelei ertragen können. Seine Bewegungen werden wütender. Mit seinem Huf tritt er verärgert nach einigen Körpern und gegen den Ofen. Das Feuer in der Glut wird heißer. Die Kreaturen heulen auf und er sammelt ihre Tränen ein. Mit Druck arbeitet er und würzt mit salzig glänzendem Perlenkonzentrat. Selbst sanfte Berührungen gehören zu den Zutaten.
Er schnüffelt.
Saft schießt ihm in den Rachen.
Ein Lechzen entfährt seinem Schlund und er spuckt in die Suppe.
Die Rezepte für seine Speisen entstehen durch Zugabe von Spontanität und Kausalitäten.
Hiebe und Kratzer gehören eigentlich immer dazu. Das Metall gekennzeichnet durch tiefe Kerben.
Der schwanztragende Gastronom richtet das Mahl an, reißt sich lustvoll ein Büschel Haare raus und garniert damit den Tellerrand.

Beide Teller werden angedeckt. Eine Kerze drapiert mit Feuer schmückt die Tischmitte. Ein dankbares Lächeln trifft ein fürsorgliches.
Es ist angerichtet.

Auch in Teufels Küche wird mit Liebe gekocht.

muse · 06.06.2011, 23:25

Höllisch gut!

Gruß, muse

Ilka-Maria · 07.06.2011, 07:26

Gute Idee, Kaos, mit starker Bildkraft umgesetzt.

Ein Kochvorgang ist ein geeignetes Instrument, eine Geschichte zu steigern, Du hast es gut genutzt.

LG
Ilka-M.

Caliban · 07.06.2011, 09:00

Von mir gibt's einen Stern für dieses Lokal.

kaos · 08.06.2011, 19:53

ich war im zweifel ob die metapher richtig rüber kommt.

Lucifer · 12.06.2011, 15:01

Lieber Kaos,

schon deinem Nick entnehmend, habe ich den Eindruck, dein Kochen am Herd erinnert an ein großes Kaos=Chaos. Diese Inbrunst, mit der du im Einbezug mit deiner wahrscheinlichen Gemeinschaft zu Werke gehst, erinnert dich und mich gedanklich an ein Werk des Teufels.

Das Sanfte, Überlegte hält sich sehr in Grenzen, doch der Exorzismus überwiegt.

Man nehme, statt mg. Kilo.
Man fülle statt Liter Fässer voll.
Man würze,daß es einem die Augen aus dem Gesicht drückt.

Darf es eine Prise mehr sein?!

In deiner "Teufels Küche" wird kein Gedanke an minimale Aktionen verschenkt.
Und das ist gut so.
Der Teufel mag die Feuersbrunst. Extase. Ausgelassenheit.

Sehr gute Arbeit.
Sehr gutes Einfühlungs- Vermögen.

Gruß Lucifer

Ilka-Maria · 12.06.2011, 15:14

Zitat:

Zitat von kaos

ich war im zweifel ob die metapher richtig rüber kommt.

Aber oha!

kaos · 14.06.2011, 21:43

wie ist dieser ausruck des erstaunens zu verstehen?

Ilka-Maria · 15.06.2011, 01:13

Das ist kein Ausdruck des Erstaunens, sondern ein Ausdruck der Bestätigung. "Ja, lieber Kaos, die Metapher ist richtig rübergekommen."

Hat zu schreiben nur länger gedauert.

06.06.2011, 20:41	#1
kaos Dabei seit: 11/2010 Ort: zwischen zwei meeren Alter: 40 Beiträge: 61	In Teufels Küche In Teufels Küche Das Geschirr liegt herum. Es köchelt und brutzelt. Über den Boden räkeln sich Körper. Ein heißer schwitziger Odem erfüllt den Raum. Es wird geschält und geschabt in des rothaarigen Küche. Er ist hier Koch - schwenkt Pfannen, hebt Deckel und rührt in Töpfen. Nebenbei werden die Speisen mit seinem Körper gewürzt. Geraspeltes Horn und salzige Schuppen eine begehrte Zugabe. Hier isst man scharf. Ein Zischen – und es schäumt über - er auch. Beginnt zu schimpfen und zu toben, wie er es so oft tut. Packt sein Kochgeschirr fester mit seinen feuerfesten Pranken. Schlägt auf sie ein - knebelt sie mit Deckeln und Tüchern. Verklebt die Töpfe damit sie den Druck seiner Köchelei ertragen können. Seine Bewegungen werden wütender. Mit seinem Huf tritt er verärgert nach einigen Körpern und gegen den Ofen. Das Feuer in der Glut wird heißer. Die Kreaturen heulen auf und er sammelt ihre Tränen ein. Mit Druck arbeitet er und würzt mit salzig glänzendem Perlenkonzentrat. Selbst sanfte Berührungen gehören zu den Zutaten. Er schnüffelt. Saft schießt ihm in den Rachen. Ein Lechzen entfährt seinem Schlund und er spuckt in die Suppe. Die Rezepte für seine Speisen entstehen durch Zugabe von Spontanität und Kausalitäten. Hiebe und Kratzer gehören eigentlich immer dazu. Das Metall gekennzeichnet durch tiefe Kerben. Der schwanztragende Gastronom richtet das Mahl an, reißt sich lustvoll ein Büschel Haare raus und garniert damit den Tellerrand. Beide Teller werden angedeckt. Eine Kerze drapiert mit Feuer schmückt die Tischmitte. Ein dankbares Lächeln trifft ein fürsorgliches. Es ist angerichtet. Auch in Teufels Küche wird mit Liebe gekocht.

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07.06.2011, 09:00	#4
Caliban Dabei seit: 02/2007 Ort: Zuhause in jeder guten Bar Beiträge: 555 Meine Favoriten	Von mir gibt's einen Stern für dieses Lokal.

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kaos Dabei seit: 11/2010 Ort: zwischen zwei meeren Alter: 40 Beiträge: 61	ich war im zweifel ob die metapher richtig rüber kommt.

12.06.2011, 15:01	#6
Lucifer Dabei seit: 02/2010 Ort: Potsdam Alter: 61 Beiträge: 354	Lieber Kaos, schon deinem Nick entnehmend, habe ich den Eindruck, dein Kochen am Herd erinnert an ein großes Kaos=Chaos. Diese Inbrunst, mit der du im Einbezug mit deiner wahrscheinlichen Gemeinschaft zu Werke gehst, erinnert dich und mich gedanklich an ein Werk des Teufels. Das Sanfte, Überlegte hält sich sehr in Grenzen, doch der Exorzismus überwiegt. Man nehme, statt mg. Kilo. Man fülle statt Liter Fässer voll. Man würze,daß es einem die Augen aus dem Gesicht drückt. Darf es eine Prise mehr sein?! In deiner "Teufels Küche" wird kein Gedanke an minimale Aktionen verschenkt. Und das ist gut so. Der Teufel mag die Feuersbrunst. Extase. Ausgelassenheit. Sehr gute Arbeit. Sehr gutes Einfühlungs- Vermögen. Gruß Lucifer

14.06.2011, 21:43	#8
kaos Dabei seit: 11/2010 Ort: zwischen zwei meeren Alter: 40 Beiträge: 61	wie ist dieser ausruck des erstaunens zu verstehen?

15.06.2011, 01:13	#9
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.080 Meine Favoriten	Das ist kein Ausdruck des Erstaunens, sondern ein Ausdruck der Bestätigung. "Ja, lieber Kaos, die Metapher ist richtig rübergekommen." Hat zu schreiben nur länger gedauert.