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Alt 12.01.2020, 05:42   #1
weiblich Silver
 
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Standard Nackt im Spiegel seiner Augen

War sie nicht furchtlos unsere Prinzessin der Azubis? Wenig königlich eilte ich auf wackeligen Beinen über das Firmengelände meinem Lehrmeister hinterher. Er würde mir sogleich die Aufgabe für den heutigen ersten Tag zuweisen.

"Warte hier, ich muss vorab etwas klären!", sagte er und ich hielt abrupt inne. Sodann vernahm ich die Stimmen zweier Männer hinter dem parkenden Lastkraftwagen. Dem: "Die Kleine fährt heute bei dir mit!", folgte ein mürrisches: "Muss das sein?" So willkommen hatte ich mich lange nicht gefühlt. Doch das Widerspenstige im Ton des Angesprochenen hatte etwas Aufregendes.

Ich mochte den Klang seiner Stimme, die mir durch und durch ging. Der knappe Blick des Lehrmeisters streifte mich, als dieser an mir vorbei lief. In seinem Schlepptau trat ein junger Typ aus dem Schatten des Lkw auf mich zu.

"Du bist also die Neue?", murmelte er, mich mit den Augen scannend, eher betont gelangweilt als interessiert. Die zur Faust geballten Hände in meinen Hosentaschen vergrabend nickte ich kurz. Ob er spürte, welche Schauer mir über den Rücken jagten, als ich ihn erblickte?

Schnellen Fußes folgte ich ihm, als er sich ohne weitere Worte umdrehte und wieder hinter dem Lkw zu verschwinden drohte. "Du machst die Plane an den Ösen fest!", deute er mit einer Kopfbewegung erst auf das Gefährt dann zu mir, die ich nun auf Augenhöhe neben ihm stand. "Ich soll auf den Anhänger steigen?", stellte ich mich dumm. Immer noch im Befehlston reagierte er genervt:"Ja, genau, das hast du vollkommen richtig erfasst, Kleine." Sein süffisantes Lächeln forderte mich zum Tanz.

"Wie soll ich denn da rauf kommen? Das müssen sie mir schon genauer erklären. Sie sind der Facharbeiter und ich nur der Lehrling." Sein Lächeln erfror unter einem finsterem Blick. "Du kletterst über die Deichsel auf den Auflieger, habe ich mich da klar ausgedrückt? Und noch eines, wir Duzen uns hier alle." Ich feierte innerlich und konnte mir nicht verkneifen, weiter zu provozieren: "Über die Deichsel verstehe, was auch immer das ist, ich danke ihnen, denn sehen sie, ich habe bereits dazugelernt, das Wort "Deichsel" werde ich nachschlagen und übrigens kann man das auch freundlicher sagen."

Er durchbohrte mich mit einem tiefen Blick und forderte nun völlig entnervt:"Schwing deinen Arsch da rauf, habe ich gesagt und ja, wir wurden einander nicht vorgestellt. Und übrigens: Ich heiße Michael, aber meine Freunde nennen mich Micha. "Gut, wie sie schon wissen, ich bin die Neue hier und werde sie dann einfach "Michael" nennen.", entgegnete ich zuvorkommend.

Seine blauen Augen färbten sich ins tief Dunkle und er kam bedrohlich nah an mich heran. Daraufhin schnellte ich an ihm vorbei und elfengleich über die Deichsel auf den Auflieger. Ich orientierte mich kurz und genoss den Ausblick dort oben. Weil ich nicht wusste, was genau und wie ich es zu tun hatte, summte ich gelangweilt "Mein Hut, der hat drei Ecken".

Ich fuhr zusammen, als Michael hinter mir nah an meinem Ohr fragte:"Singst du immer bei der Arbeit?" Lächelnd ignorierte ich seinen Wissensdrang und zuckte mit den Schultern. Die Stimmung war zum Zerschneiden aufgeheizt, Micha bemühte sich jedoch, seine Fassung nun nicht gänzlich zu verlieren. Er ging in die Hocke und erklärte mir höflich:"Du musst nur die Plane an diesen Haken befestigen nichts weiter, ein Kinderspiel."

Erleichtert und dankbar für die freundliche Hilfe antwortete ich ihm:"Verstehe schon, ich soll das Gummi über das Ding ziehen. Das kriege ich hin." Michael sprang schlagartig auf, so dass er mich, die ich neben ihm kniete, fast umgerissen hätte. "Sag mal, willst du mich verarschen, was soll das hier eigentlich werden?" Seine Augen funkelten bedrohlich, als er sich bedrohlich vor mir aufbaute. Gespielt verängstigt blickte ich zu ihm auf: "Ich, wieso, nein, bitte entschuldigen sie meine unangebrachte Ausdrucksweise." Das schlug dem Fass den Boden aus.

"Du brauchst gar nicht dermaßen gehoben schwafeln, so etwas ist mir ja noch nie untergekommen." Mitleidig ließ ich verlauten, dass es für alles ein erstes Mal gibt. Unsere Blicke trafen sich erneut. Ich rang ein wenig um mein Gleichgewicht, als ich mich stolzen Hauptes erhob. Michael holte tief Luft und winkte überheblich mit den Worten ab: "So was wie dich verspeise ich zum Frühstück, Kleines." Nach einer aufregenden Nacht, dachte ich bei mir.

Gern hätte ich unser Gespräch fortgesetzt, doch das Klingeln seines Handys beendet unsere Konversation und ich blieb mit einer gewissen Erleichterung zurück.

Mein Herz schlug heftig und der Puls hämmerte in meinen Ohren. Es hätte nicht besser laufen können an meinem ersten Tag in dem Ausbildungsbetrieb, versprach hier aber noch sehr lustig und dank einem gewissen "Micha" höchst aufregend zu werden.

Geändert von Silver (12.01.2020 um 11:07 Uhr) Grund: Änderung
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Alt 12.01.2020, 09:16   #2
männlich Heinz
 
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Liebe Silver,
nach dem Lesen fiel mir erstens ein: Aha, so ticken die frechen Gören von heute! Und zweitens: Da muss noch ein bisschen gebastelt werden. Meine Bastelei markiere ich mit Fettschrift und: Nun los, Girli, beweg deinen Hintern.

Nackt im Spiegel seiner Augen
War sie nicht furchtlos unsere Prinzessin? (War ich nicht furchtlos, ich die Prinzessin unter den Azubis?) Wenig königlich schritt (eilte? Auf wackligen Beinen "schreitet" man nicht) ich auf wackeligen Beinen über das Firmengelände meinem Lehrmeister hinterher. Er würde mir sogleich die Aufgabe für den heutigen ersten Tag zuweisen. "Warte hier, ich muss vorab etwas klären!", meinte er (ließ er fallen - er verkündet ja keine Meinung) und ich hielt abrupt inne. Sodann vernahm ich die Stimmen zweier Männer hinter dem parkenden Lastkraftwagen. Dem (Der Order statt des zusammenhanglosen "dem"): "Die Kleine fährt heute bei dir mit!", folgte ein mürrisches: "Muss das sein?" So willkommen hatte ich mich lange nicht gefühlt. Doch das Widerspenstige im Ton des Angesprochenen hatte etwas Aufregendes. Ich mochte den Klang seiner Stimme, die mir durch und durch ging. Der knappe Blick des Lehrmeisters streifte mich, als dieser an mir vorbei eilte. (ging - wieso sollte der Meister eilen?) Im (In) seinem Schlepptau trat ein junger Typ aus dem Schatten des Lkw direkt auf meine Wenigkeit zu. "Du bist also die Neue?", murmelte er, mich mit den Augen scannend, eher betont gelangweilt als interessiert. Die zur Faust geballten Hände in meinen Hosentaschen vergrabend nickte ich kurz. Ob er spürte, welch (welche - die Wortamputation ist unschön) Schauer mir über den Rücken jagte, (jagten) als ich ihn erblickte?
Schnellen Fußes folgte ich ihm, als er sich ohne weitere Worte umdrehte und wieder hinter dem Lkw zu verschwinden drohte. "Mach dich da rauf und die Plane an den Ösen fest!", deute (deutete) er mit einer Kopfbewegung erst auf das Gefährt dann zu mir, die ich nun auf Augenhöhe neben ihm stand.
(wenn Du die wörtliche Rede gebrauchst, wären Absätze hilfreich; im folgenden mach ich das mal)
"Ich soll auf den Anhänger?", stellte ich mich dumm.
Immer noch im Befehlston reagierte er genervt:"Ja, genau, das hast du vollkommen richtig erfasst, Kleine."
Sein süffisantes Lächeln forderte mich zum Tanz.
"Wie soll ich denn da rauf kommen? Das müssen sie mir schon genauer erklären. Sie sind der Facharbeiter und ich nur der Lehrling."
Sein Lächeln erfror unter einem finsterem Blick. "Du kletterst über die Deichsel auf den Auflieger, habe ich mich da klar ausgedrückt? Und noch eines, wir Duzen uns hier alle."
Ich feierte innerlich und konnte (es nicht unterlassen, ihn weiter ...) mich nicht beherrschen, weiter zu provozieren:
"Über die Deichsel - verstehe, was auch immer das ist, ich danke ihnen, denn sehen sie, ich habe bereits dazugelernt, das Wort "Deichsel" werde ich nachschlagen und übrigens kann man das auch freundlicher sagen."
Er durchbohrte mich wiederum (das "wiederum" würde ich streichen) mit einem tiefen Blick und forderte nun völlig entnervt:
"Schwing deinen Arsch da rauf, habe ich gesagt und ja, (und übrigens: Ich heiße Michael) wir wurden einander nicht vorgestellt. Ich heiße Michael, aber meine Freunde nennen mich Micha.
"Gut, wie sie schon wissen, ich bin die Neue hier und werde sie dann einfach "Michael" nennen.", entgegnete ich zuvorkommend.
Seine blauen Augen färbten sich ins tief Dunkle und er kam bedrohlich nah auf mich zu. (an mich heran) Daraufhin schnellte ich (Ich schnellte an ihm vorbei und elfengleich über die Deichsel auf den Auflieger. Ich orientierte mich kurz und genoss den Ausblick dort oben. Da stand ich nun und da (weil - zur Vermeidung des da - da) ich nicht wusste, was genau und wie ich es zu tun hatte, summte ich gelangweilt "Mein Hut der hat vier Ecken". (Das Lied heißt: Mein Hut, der hat drei Ecken)
Erschrocken fuhr ich schließlich zusammen, als Michael hinter mir nah an meinem Ohr fragte:
"Singst du immer bei der Arbeit?" Lächelnd ignorierte ich seinen Wissensdrang und zuckte mit den Schultern. Die Stimmung war zum Zerschneiden aufgeheizt, (hier würde ich weniger "beschreibend", sondern andeutungsweise schreiben) Micha bemühte sich jedoch, seine Fassung nicht gänzlich zu verlieren. Er ging in die Hocke und erklärte mir höflich:
"Du musst nur die Plane an diesen Haken befestigen, nichts weiter, ein Kinderspiel."
Erleichtert und dankbar für die freundliche Hilfe antwortete ich ihm:
" Verstehe schon, ich soll das Gummi über das Ding ziehen. Das kriege ich hin."
Michael sprang schlagartig auf, so dass er mich, die ich neben ihm kniete, fast umgerissen hätte.
"Sag mal, willst du mich verarschen, was soll das hier eigentlich werden?" Seine Augen funkelten bedrohlich, als er (sich) nun direkt vor mir aufbäumte.(aufbaute)
Gespielt verängstigt blickte ich zu ihm auf: "Ich, wieso, nein, bitte entschuldigen sie meine unangebrachte Ausdrucksweise."
Das schlug dem Fass den Boden aus. "Du brauchst gar nicht dermaßen gehoben schwafeln, so etwas ist mir ja noch nie untergekommen."
Mitleidig lies (ließ) ich verlauten, dass es für alles ein erstes Mal gibt. Unsere Blicke trafen sich erneut. Ich rang ein wenig um mein Gleichgewicht, als ich mich stolzen Hauptes erhob. Michael holte tief Luft und winkte überheblich mit den Worten ab:
"So was wie dich (kein Komma) verspeise ich zum Frühstück, Kleines." Nach einer aufregenden Nacht, dachte ich bei mir.
Gern hätte ich unser Gespräch fortgesetzt, doch das Klingeln seines Handys beendet unsere Konversation und ich blieb allein mit einer gewissen Erleichterung zurück. Denn ("denn" würde ich weg lassen) mein Herz schlug heftig und mein (der) Puls hämmerte in meinen Ohren.
Es hätte nicht besser laufen können an meinem ersten Tag in dem Ausbildungsbetrieb, versprach aber noch sehr lustig und dank einem gewissen "Micha" höchst aufregend zu werden.

Letzte Bemerkung: Sei froh, dass ich nicht Dein Ausbilder war. Spätestens nach Deinem Überziehangebot hättest Du den Wert einer Plane schätzen gelernt.

Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 12.01.2020, 10:06   #3
weiblich Ilka-Maria
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Guten Morgen, Silver,

zugegeben: Ich habe nicht alles gelesen, weil mich der Einstieg in den Text nicht sonderlich für die Geschichte zu interessieren vermochte. Nur ein paar Kleinigkeiten, die mir im ersten Teil aufgefallen sind:

Floskeln wie "meine Wenigkeit" machen sich nicht besonders gut in einer Story, wenn nicht gerade Grund zur Ironie besteht oder sie in wörtlicher Rede angewandt werden. Für den unsäglichen, von deutscher Grammatik vergewaltigten Anglizismus "scanned" wäre "mustert" besser gewesen, und "erblicken" passt nicht, wenn man jemandem bereits seit Sekunden gegenübersteht; man sieht ihn an. "Erblicken" bedeutet dagegen ein erstes, plötzliches Erkennen. Synonyme sind nicht beliebig austauschbar.

Im Zusammenhang mit "ich fuhr zusammen" ist das Wort ""erschrocken" aufgrund der Doppelung überflüssig. Solche Doppelungen finden sich häufiger ("direkt vor mir").

Dies nur mal als Hinweis, sich für sprachlichen Ausdruck zu sensibilisieren.

Schönen Sonntag und besten Gruß
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2020, 11:04   #4
weiblich Silver
 
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Beiträge: 1.020


Standard Vielen Dank

Lieber Heinz, Du bist mir eine sehr große Hilfe. Danke vielmals für Deine Mühe und Deine Zeit, die Du der Geschichte gewidmet hast. Ich habe entsprechend korrigiert und einige Absätze eingefügt.

Danke Ilka-Maria für die Hinweise, die ich auch zukünftig beherzigen werde.

Ich weiß Eure Anmerkungen wirklich zu schätzen und freue mich sehr über die Kommis.

Liebe Grüße Silver
Silver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.01.2020, 13:00   #5
männlich Eisenvorhang
 
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Dabei seit: 04/2017
Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.671


Ich find den Titel richtig gut!!!

Zur Geschichte kann ich aufgrund mangelnder Kompetenz nichts sagen.

vlg

EV
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