Ungeweinte Tränen

[Heinz]

Morpheus - der Gott des Schlafes
Carmen - ein Liedgesang
Kypris Aphrodite - Liebesgöttin Aphrodite mit dem Beinamen Kypris (Kupfer/Zypern)


Ungeweinte Tränen

So wieg mich doch in deinen starken Armen,
und schenk mir einen bunten, schönen Traum;
ach, Morpheus, lass ein leises, trautes Carmen
erklingen unter meinem Lieblingsbaum.
Du, Kypris Aphrodite, dein Erbarmen
erbitt ich mir so sehr - doch glaub ich kaum
an jene Macht der Götter alter Mythen
und neue rosafarbne Apfelblüten.

Ich war bis gestern mit der Welt im Reinen,
das neue Leben schuf mir frische Lust;
die Sonne schien für uns allein zu scheinen
und tief eratmend hob sich meine Brust.
Die Augen glänzten, sahn beglückt in deinen,
was insgeheim ich lange schon gewusst:
Als Herold wird uns Amor bald verkünden -
das Band der Liebe soll uns zwei verbinden.

Seit heute liegt vielleicht mein Traum in Trümmern,
durch meine Schuld beginnen trübe Tage.
Ich weiß, es wird sich niemand groß drum kümmern
und keiner weiß die Antwort auf die Frage,
ob es denn hilft zu weinen und zu wimmern,
ob sie erreicht die tiefempfundne Klage.
Ich sag Adieu, verschweige nicht das Hoffen,
so ists - das Ende bleibt wie immer offen.

[Thing]

Halli Hallo, Heinz -

eine Klage von Liebe, Glück und Leid
in gewohnt hinreißende Strophen gekleidet.
Das offene Ende nimmt dem Ganzen den allzu melancholischen Grauschleier in der letzten Strophe.

Ein Lesegenuß!


LG
Thing

[Fridolin]

Schöne, fließende Verse auf gewohnt hohem Niveau.

Zitat von Heinz

und tief eratmend hob sich meine Brust.

Hast du dich da verschrieben? Ich lese ...und tiefer atmend hob sich meine Brust?

LG Fridolin

[Thing]

Beides ist lyrisch!
Aber "tiefer atmend" ist deutlicher.

[Heinz]

Lieber Thing,
vielen Dank für Dein Lob für meinen Versuch, eine Stanze zu schreiben. Da es in dieser Gedichtform ein bisschen feierlicher/getragener zugehen darf, lass mir bitte mein Eratmen.
Lieber Fridolin,
das "gewohnt hohe Niveau" geht mir natürlich runter wie Sahne. Vielen Dank!
Zum "Schreibfehler" habe ich gerade was gesagt.
Liebe Grüße Euch beiden,
Heinz

[Ex-Encki]

Hallo Heinz,

die letzte Strophe hat mich voll erwischt.
Das ganze Gedicht ist sauber geschrieben, aber die letzten Zeilen haben mich tief erreicht:

Seit heute liegt vielleicht mein Traum in Trümmern,
durch meine Schuld beginnen trübe Tage.
Ich weiß, es wird sich niemand groß drum kümmern
und keiner weiß die Antwort auf die Frage,
ob es denn hilft zu weinen und zu wimmern,

Puuuh! Das ist so echt!

Ich fühle mich inspiriert.


Liebe Grüße
Encki

[Heinz]

Hallo, Encki
so einen freundlichen Kommentar am frühen Morgen - das lasse ich mir gern gefallen. Schönen Dank! Ab und zu versuche ich, in Stanzen etwas Ordentliches zu Papier zu bringen, und wenn es dann noch vom Herzen zu Herzen geht, freut mich das natürlich ganz besonders.
Liebe Grüße,
Heinz

[Schmuddelkind]

Das ist wirklich sehr gefühlvoll! Bei Metaphern aus der griechischen Mythologie besteht immer die Gefahr, dass es so groß und unnahbar erscheint, aber hier nicht: Das ist nachfühlbar, ehrlich, lebensnah.

Dass es gekonnt formuliert und sauber geschrieben ist, schicke ich gerne hinterher.

LG

[Heinz]

Hallo, Schmuddelkind,
vielen Dank für den lobenden Kommentar!
Ich denke, mit den paar Griffen in die Mythologie (Morpheus, Aphrodite) ist niemand überfordert (außerdem habe ich die Erläuterungen voran gestellt).
Das war weder schmuddelig noch kindlich, was Du geschrieben hast (und Dein Nickname - na ja, der ist Deine Sache).
Noch einmal: Merci!
Liebe Grüße,
Heinz