"Die Verwandlung"

[starrytales]

In einer kleinen Kammer, schlief er still,
Gregor Samsa, ein Mensch, doch nicht so viel.
Geworden war er, über Nacht,
Ein Ungeziefer, das die Familie entfacht.

Sein Körper kriecht, sein Geist voll Qual,
Ein Leben, das wird zur Albtraumwahl.
Die Familie blickt mit Ekel an,
Den Sohn, den Bruder, nun ein Käfer, kein Mann.

Verschlossen bleibt die Tür, die Welt,
Gregor, der nun allein verharrt, verstellt.
Gefangener in der eigenen Pein,
Die Verwandlung, ein unentrinnbarer Schein.

Das Leben geht, die Zeit verrinnt,
Gregor's Schicksal, eine düst'res Kind.
Bis eines Tages, die Einsicht kam,
Die Familie löst des Käfers Bann.

Doch zu spät, für Gregor, den Sohn,
Sein Leben endet, allein, schon.
Ein Trauerspiel, von Kafka dicht,
Die Verwandlung, ein düsteres Gedicht.

[Lee Berta]

Hallo Starrytales,

ich verstehe nicht so ganz, warum man ein Gedicht schreibt, in dem ein Roman zusammengefasst wird, aber es ist ja nicht an mir, die Intention zu hinterfragen. Das Reimschema ist sehr chaotisch. Ich mache mal nur die ersten beiden Strophen, um das Problem aufzuzeigen:

In einer kleinen Kammer, schlief er still, // Jambus 10 Silben, Komma muss weg
Gregor Samsa, ein Mensch, doch nicht so viel. // Wechsel auf Trochäus, mitten in der Zeile Wechsel auf Jambus 10 Silben. "doch nicht so viel" ergibt keinen Sinn. Nicht so viel Mensch? Klingt etwas gezwungen. "Still" und "viel" ist ein unsauberer Reim.
Geworden war er, über Nacht, // Jambus 8 Silben (fehlen also 2)
Ein Ungeziefer, das die Familie entfacht. // Jambus 13 Silben und "Familie" geht dort nicht. "Ein Ungeziefer, das die Wut entfacht" wäre Jambus 10 Silben. "das die Familie entfacht" ergibt auch keinen Sinn, denn entfachen bedeutet hier anzünden.

Sein Körper kriecht, sein Geist voll Qual, // Jambus 8
Ein Leben, das wird zur Albtraumwahl. // "Ein Leben wird zur Albtraumwahl" wäre Jambus 8, "das" muss weg. Wirkt gezwungen, denn der Albtraum war keine Wahl, es ist ihm ja einfach passiert.
Die Familie blickt mit Ekel an, // Ohne "die" wäre es wieder Jambus 8
Den Sohn, den Bruder, nun ein Käfer, kein Mann. Wäre ein Jambus 10 Silben ohne "kein". "Den Sohn, den Bruder, nun ein Käfer-Mann"

Wenn man hier ein bisschen Ordnung reinbringen möchte, könnte man Jambus 10 Silben nehmen, das scheint das vorherrschende Metrum zu sein:

BEISPIEL:

In einer kleinen Kammer schläft er still,
ein Mann, der Gregor heißt und vieles will.
Nanu? Geworden ist er über Nacht
ein Ungeziefer! Große Angst erwacht.

Sein Körper kriecht, sein Geist ist voller Qual,
Er möchte sprechen, doch hat keine Wahl.
Die Seinen blicken ihn mit Ekel an,
den Sohn, den Bruder, nun ein Käfer-Mann.

Ich hoffe, ich konnte helfen,
Liebe Grüße,
Lee

[Ilka-Maria]

Ich finde den Versuch nicht schlecht, die Essenz der Geschichte in lyrischer Form zusammenzufassen. Wem Kafkas Schreibweise zu überkandidelt ist - und sie ist wahrlich altmodisch -, kann sich ihr hier nähern. Wahrscheinlich wird sich dann sogar manch ein Leser dessen gewahr, um was was es geht, nämlich die Entfremdung von sich selbst und damit auch die Entfremdung von seiner Familie - und umgekehrt. Kafkas Geschichte ist eine Einbahnstraße.

Ich finde, dass das Gedicht diesen Punkt treffsicher herausgearbeitet hat. Wie weit man da am Formalen herumschrauben muss? Kann man versuchen, soweit es den Kern nicht spaltet.