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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 02.07.2016, 02:44   #1
männlich Merciless
 
Dabei seit: 07/2016
Beiträge: 6

Standard Menschsein//Agoraphobia

Einleitung (Menschsein)

Ein rauher Novembermorgen: Erster Schnee bedeckt die maroden Straßen, während die letzten Herbstwinde noch kalt und einsam durch die leeren Gassen ziehen. In diesem Meer aus tristen Alltagsgrau treibt es dich voran. Ein Ziel fest vor Augen und dennoch erkennst du darin keinen Sinn. Wie ferngesteuert folgst du dem verwitterten Weg in Richtung des alten Bahnhofs. Keine Menschenseele, welche dir unterwegs begegnet.

"Niemand verirrt sich an diesen gottverlassenen Ort!"

Doch was spielt das für eine Rolle? Dein einst so freundlicher Gruß verkam schon längst zu einem zweckdienlichen, gefühlslosen Laut. Bereits vor Jahren ist jegliches Gefühl der Wärme in deiner Brust erloschen. Von der heißen Flamme, die dein hoffnungsvolles Herz vorantrieb, blieb nicht einmal die Glut. Lediglich Asche erinnert an diesen ausgebrannten Lebensfunken. An der Gleise angekommen, starrst du regungslos in die Dunkelheit des jungen Morgens. Tausende Fragen zermartern dein Hirn, doch du bist zu erschöpft, um auch nur eine Antwort zu finden. Dein monotones Leben nagt an dir, wie Rost an dem Getriebe von Maschinen. Du erfüllst deinen Zweck und funktionierst, doch dieser Weg endet unweigerlich im Stillstand. Langsam drängt sich ein Gedanke in dein Bewusstsein.

"Was wäre, wenn du einfach aufhörst zu atmen?"


Agoraphobia

Täglich siehst du grauen Bauten in ihrem fahlen Großstadtschein
Sag mir, soll dieses triste Elend wirklich so etwas wie Leben sein?
Zwischen ihnen musst du wandeln, Tag für Tag vergeht ein Stück
Von deinem einst so schönem Leben, bleibt dir nur der Blick zurück

Auf den Straßen hetzen Menschen, der Alltag lässt ihn´ keine Zeit
Scheingoldene Fassaden verbergen blanken Hass und Neid
Solche antriebslosen Existenzen, verbringen ihr Dasein ohne Ziel
Auf den letzten Tagen, die ihnen bleiben, erwartet sie nicht viel

Das Leben läuft im Raffer,
Nirgendwo erblickst du Halt
Es treibt dich einfach weiter
Und plötzlich wirst du alt

Ihre Schemen sie verblassen, werden eins mit der Vergangenheit
Doch ihr Schicksal wirst du teilen, mach dich auf den Tag bereit
Dann bereust du all die Jahre, die du für Nichts verschwendest hast
Keine Tat wird an dich erinnern, egal was immer du auch machst

-----------------------------------------------------------------------


Ursprünglich 2012 als Songtext-Konzept entstanden. Neulich auf einer Festplatte wieder entdeckt. Dachte mir, dass ich es hier zur Kritik stelle. Mir ist bewusst, dass dies keine hohe Kunst darstellt und ich mich über die Jahre technisch sowie inhaltlich/emotional weiter entwickelt habe. Ich hatte einfach Lust, meine alten "Werke" beurteilen zu lassen.
Merciless ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.07.2016, 20:57   #2
männlich Ex-Richard 42
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2016
Beiträge: 339

Ich finde das Spiel mit den langen Versen, bis fast zum Prosa - Gedicht hin, ist eine gelungene Abwechslung.

Der zweite Text erscheint mir in dieser Form etwas gelungener.

Du benutzt schöne "Bilder", die sich mir allerdings nicht wirklich erschließen. Die Sprache gefällt mir aber gut.

Grüße!

Richard
Ex-Richard 42 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2016, 00:35   #3
männlich Merciless
 
Dabei seit: 07/2016
Beiträge: 6

Vielen Dank für die lieben Worte!

Es hat mich schon immer gereizt, solche "Bilder" mit Worten zu erschaffen. Wie angemerkt sollten diese Verse ursprünglich für ein Musikprojekt herhalten. Leider kam es nie zu den Aufnahmen. Daher mögen die Zeilen für einen "echten" Lyriker etwas holprig und unbeholfen erscheinen. Es handelte sich bei der Musik um eine äußerst depressive und destruktive Form von Metal, weswegen kein großer Wert auf eine klare Melodie und Metrum gelegt wurde. Es ging eher darum, eine bestimmte Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen. Diese Bilder müssen sich also nicht vollkommen erschließen, sondern viel mehr bestimmte Gefühle hervorrufen. Ich hoffe, dass mir dies ein bisschen gelungen ist.

Die Prosa-artigen Teile wurden übrigens mit einer Erzählstimme vorgetragen und dienten dem Spannungsaufbau. Tatsächlich reizte mich diese Form des Schreibens mehr als die Lyrik, weswegen ich mich über die Jahre eher in die Richtung von Kurzgeschichten entwickelt habe. Daher freut es mich, dass du Gefallen an meiner Sprache und Wortwahl findest.

Ich habe schon den Geschichten-Bereich im Forum zur Kenntnis genommen, eventuell werde ich dort demnächst eines meiner neueren Werke zur Kritik stellen.
Merciless ist offline   Mit Zitat antworten
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