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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 26.07.2010, 16:15   #1
männlich Opeth91
 
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Dabei seit: 07/2010
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Alter: 32
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Standard ein fehlerloses Bild

konstruktive Kritik erwünscht

Sternenschauer und blitzender Schein
heilt mich, der ich blind geboren.
Sehend wie ein wacher Reim
Hab ich die ewig Sicht erkoren.

Nur das Gefühl von stürzend Flug,
steht von all den Monumenten,
brallet auf schwebenden Entzug,
noch ewig an den Firmamenten.

Ein fehlerloses Bild,
das aller Pinsel Farben rang,
ein neugebornes, ewges Schild,
meiner Fantasien neuster Fang
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Alt 26.07.2010, 23:55   #2
männlich Bullet
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Beiträge: 499

Zitat:
Zitat von Opeth91 Beitrag anzeigen
konstruktive Kritik erwünscht
dann will ich mal...

Ich fang mal hart und böse an:Wenn du damit mal Geld verdienen willst, sollest du dir jetzt am besten schon einen warmen Schlafsack besorgen. Die Nächte unter der Brücke sind kalt!

Was mir absolut nie und nimmer einleuchten will, ist die Tatsache, dass jüngere Schreiber in diesem Forum oder anderen Foren auf Gedeih und Verderb reimen. Offensichtlich ist es mit der modernen Schulbildung nicht weit her und man vermittelt den jungen Menschen, dass Lyrik sich immer reimen muss. Wahrscheinlich hört der Deutschkurs aus Zeitgründen irgendwann beim "Sturm&Drang" auf und danach kommt maximal noch Grass und Walser.

Dabei geht es nicht nicht mal um den Reim, sondern um Sprache. Wenn ein Reim formal Sinn macht und der Autor seine eigene Sprache gefunden hat, dann, von mir aus, dann ist es OK. Aber mal ehrlich: Ist ... DEINE Sprache? Redest du im wirklichen Leben auch so? Denkst du so? Fühlst du so?

Ich findet es geht beim "Dichten" um Wahrhaftigkeit, darum den Schleier und die Masken, mit denen wir uns im Alltag schützen, abzulegen und unser innerstes Selbst zu zeigen. Glaubwürdigkeit! Echtheit! Darum geht es! Avatare, Platzhalter, Marionetten und abwaschbare Abziehbilder echter Menschen, haben wir in unseren Tagen mehr als genug. Wer sich beim Schreiben frei machen will, ja freimachen muss von der sinnbefreiten Beliebigkeit der medialen Leitpräsenzen, hört auf seine innere Sprache. Ich behaupte nicht, dass mir das immer gelingt, aber dieser Text tut es defnitiv nicht.

Was ich gut finde, ist der Wille zur Gestaltung, das Bestreben eine Aussage zu treffen, sowie der in der letzen Strophe durchsimmernde künsterliche Ansatz eines Themas, der sich postiv von den vielen "autobiographischen" oder "therapeutischen" Texten, die man so ließt, abhebt. Alsovon daher nicht ganz vergurkt. Weitermachen...lohnt sich!

nix für ungut
bullet
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Alt 27.07.2010, 09:17   #3
Thing
R.I.P.
 
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Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Opeth91 -

mit der hochgelahrten sinnbefreiten Beliebigkeit der medialen Leitpräsenz (????) kann ich nicht aufwarten.

Ich zeig hier, was mir nicht so zusagt:


Sternenschauer und blitzender Schein
heilt mich, der ich blind geboren. (heilen mich - da Plural)
Sehend wie ein wacher Reim
Hab ich die ewig Sicht erkoren. (Habe ich ewige Sicht erkoren - der Metrik wegen)

Nur das Gefühl von stürzend Flug, (Nur das Gefühl von fallendem Flug - der verunglückten Verkürzung wegen)
steht von all den Monumenten,
brallet auf schwebenden Entzug, (prallet auf schwebenden Entzug - und dies besser in zwei Querstriche gefasst auch ist prallet etwas ungeschickt ausgedrückt, heutzutage eher "prallt"))
noch ewig an den Firmamenten.

Ein fehlerloses Bild,
das aller Pinsel Farben rang, (geht so leider nicht. Entweder [I]um das aller [/I]Pinsel Farben rangen oder das aller Pinsel Farbe errang - ansonsten wäre es das bemängelte schlechte Deutsch)
ein neugebornes, ewges Schild,
meiner Fantasien neuster Fang (und dann nach "Fang" ein Ausrufezeichen).

- - - -

Jetzt habe ich mich an der Form so lange aufgehalten, daß mir darüber der Inhalt fast verlorenging.
Fast habe ich mich auch in den Klammern verheddert.

Irgendwie erahne ich ein fehlerloses Bild, also die Vollkommenheit, vor der der Dichter staunend steht.

Ja, das kann ich nachempfinden. Wer in Florenz den David sieht, bleibt stumm und gebannt.

Nicht übel, Dein Gedicht. Aber einer Überarbeitung würdig.


Thing
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Alt 27.07.2010, 09:22   #4
männlich Opeth91
 
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An Bullet

Zunächst will ich mich für deine Kritik bedanken.
Doch..
Du schreibst, man solle auf seine innere Sprache hören und ihr freien Lauf lassen. Natürlich rede ich nicht mit anderen Menschen auf die Weise, die ich in dem Gedicht verwende. Aber, ehrlich gesagt würde ich es gern! In unserer Gesellschaft tut das nur leider Niemand und so würde es mir wohl etwas schwer fallen, in dieser Form zu kommunizieren. Ich lese gerne Heine, Goethe, .... Ich verehre diese alte Sprache und finde es schade, dass nur so wenige sie auch noch heute in ihren Gedichten verwenden. Natürlich will ich mich hier nicht mit Goethe vergleichen, aber ich will zumindest etwas schaffen, das nicht zwangsläufig mit der Zeit geht. Des Weiteren verstehe ich nicht, was du an modernen Schulbildung zu meckern hast. Ginge es nach der, schriebe ich hier ein modernes Gedicht, das von einem Stuhl und dessen Präsenz handelt. Das Gedicht bestände aus 13 Zeilen mit je 2 oder 3 Wörtern, die absolut keinen Sinn ergeben und alle Möglichkeiten zur Interpretation zulassen. Das will ich nicht. Ich will metaphorische, klassische Gedichte schreiben, die dem entsprechen, was ich als künstlerisches Schreiben empfinde. Ich werde niemals Gedichte schreiben, die sich nicht reimen, weil ich dann gleich Prosatexte schreiben könnte und jegliche Schönheit und jede Klangfarbe eines Gedichts untergehen würde.

Du hast sicherlich teilweise recht und da ich noch ein sehr junger Schreiber bin, gebe ich auch zu, dass es mir noch ein wenig an Gespür von Sprache mangelt. Aber nur weil du dich vielleicht nicht mit dieser Sprache identifizieren kannst, heißt das doch nicht, dass es bei mir zwangsläufig auch so sein muss, oder?
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Alt 27.07.2010, 09:34   #5
männlich Opeth91
 
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An Thing

"Irgendwie erahne ich ein fehlerloses Bild, also die Vollkommenheit, vor der der Dichter staunend steht.

Ja, das kann ich nachempfinden. Wer in Florenz den David sieht, bleibt stumm und gebannt."

Ja, so in etwa war es gemeint.
Danke für deine Kritik. Sie ist sicherlich um einiges konstruktiver als die deines Vorgängers! Wenn ich um konstruktive Kritik bitte, dann meine ich damit, dass mir jemand an meinem Gedicht aufzeigen soll, was sprachlich vielleicht nicht so sinnvoll erscheint. Ich habe keine Lust auf Leute, die meinen Stil in ihr passendes Bild umkrempeln wollen. Du hast das getan, was ich mir erhofft habe! dankeschön
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Alt 29.07.2010, 07:38   #6
männlich Glasauge Bill
 
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Beiträge: 494

Hallo Opeth91.

Ich mag mich kurz in die "Diskussion" einklinken und ein paar Worte über dein Kommentar bezüglich Bullets Anmerkungen verlieren.

Grundsätzlich schätze ich deine Meinung die den eigenen Stil verteidigt; Aber (!) sie sollte nicht als Schild getragen werden, um andere Sichtweisen wegzuschmettern und nichts an sich heranzulassen.
Ich meine was Bullet sagen möchte, ist doch nicht, dass du nicht reden oder schreiben sollst wie du möchtest, sondern viel mehr deine eigene Sprache finden musst/darfst. Da hilft es nicht mit schwülstigen Worten alten Männern nachzueifern. Goethe und Heine (obwohl ich seine Sprache als ziemlich modern empfinde) waren Großmeister ihres Faches, ihre Werke klingen wie sie klingen weil sie genau so klingen wie sie klingen ! Was ich damit sagen möchte: Das war ihre Sprache, die hattens einfach drauf so zu schreiben. Gute (!) Reime sind eine schwierige Sache, das will geübt werden. Ein Schein auf Reim macht da noch lange keine Kunst draus. Ich will dich auf keinen Fall dazu überreden, dadaistische Lautgedichte zu verfassen, ich vertrete nur die Meinung, dass man um erfolgreich zu sein (erfolgreich auch im Umgang mit sich selbst) offen durch die Welt gehen muss. Dinge die man nicht probiert hat, sollte man nicht grundsätzlich verteufeln. Da finde ich es schade, dass du so ein verzerrtes Bild zu modernen Lyrik hast. Ob du es glaubst oder nicht, es gibt auch moderne Gedichte die Klangfarbe, (punktierte) Reime und Sinn haben und nicht mit Prosatexten zu vergleichen sind. Überhaupt liegt die stärke der Lyrik doch in der Verdichtung von Worten und Sachverhalten auf engsten Raum und der dazugehörigen Wortwahl. Ob es nun gereimt ist oder pathetisch schwülstig hängt vom Autor ab - aber glaub mir, auch dabei können "Schönheit" und "Klangfarbe" verloren gehen.


Glasauge Bill
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Alt 29.07.2010, 21:52   #7
männlich Bullet
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2009
Beiträge: 499

Lieber O.

Mir kommt nur oberflächlich auf die Reime an. Wenn du reimen willst, dann reime halt. Ist mir egal.

Bill hat es aber bereits sehr treffend formuliert. Es kommt nicht darauf an, alte Männer zu kopieren, die seit ein paar Jahrhunderten tot sind. Es kommt darauf an, dass du mit deinen Worten dir selbst (und das bitte nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern sich selbst immer kritisch hinterfragen) treu bist.

Wenn du nur Goethe oder Schiller nachahmst, wird dich niemand ernst nehmen, auch wenn dir selbst die Sprache gefällt. Es kommt darauf an deinen eigenen Weg und deine eigene Wahrheit zu finden und hier hat Bill wieder recht. Probiere mal was anderes aus. Was kann es schaden? Wenn es es dir nicht liegt, OK.

Ich persönlich- aber das nur nebenbei - denke manchmal dass bei vielen Leuten zwischen 15 und 25 so eine Art Weltfluchtbestrebung besteht. Das äußert sich vielleicht in gesellschaftlichen Markern, wie dem Erfolg der Twilight Reihe oder oder in MMORPGs wie WOW, oder vielleicht auch in der Tendenz beim Dichten, auch eine "altertümliche" Sprache zurückzugreifen. Man wünscht sich selbst in eine andere Zeit zurück, oder in ein anderes Leben...

Aber wie gesagt, dass ist nur eine Vermutung...wichtig ist, dass du beim Schreiben den Nullpunkt (Schau dir mal Fightclub an) findest, egal wie der dann letzen Endes aussieht.

So. Genug schwadoniert. Dank an Bill, der mal wieder für etwas mehr Klarheit gesorgt hat.

Gruß
Bullet
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