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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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23.11.2018, 20:05 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Heinrich, der Hermundure und seine Aventures
Ein neues Lied will ich euch singen,
zu seinem Lob soll es erklingen, zum Ruhm und dem Hermundurenspross aus Deutschlands grünem Herz, denn da genoss er seine Knabenmorgenblütenjahre: Mit blauen Augen, blondgelockt die Haare, betrat er forsch der Weltenbühne Szenerie, bewies schon bei Geburt beträchtliches Genie, begann nach mütterlichem langem Kreißen die Nabelschnur, noch zahnlos, durchzubeißen. Und das gelang - sein erster Schrei erklang, dem Arzt, der Amme wurde angst und bang, selbst dem Papa der Atem stockte, nur die Mama beglückt frohlockte dem Frühlingstag entgegen, rief es laut hinaus: Ein Sonntagskind hab ich der Welt geboren! Es sei der neue Herr in unserm alten Haus, der Name Heinrich sei ihm zugeschworen. Erwähnt sei noch, dass in dem Sterngewimmel, gleich zwischen Mars und Venus hoch am Himmel, es freuten sich der Herr Papa, Mama und andere Verwandte, ein neuer Strahlestern sein Licht zur trüben Erde sandte. 1. Aventure (vorauseilender Abfall vom christlichen Glauben) Advent, die hoffnungsvolle Zeit, war angebrochen, es hat das Tannengrün des großen Kranzes in der Stube, und besser noch der Kuchen von Mama gerochen. Dem Weihnachtsmann ein Briefchen schrieb der Bube: Ach bitte, schenk mir einen Roller, will auch lieb und artig sein. Er glaubt es kaum: Am Heiligabend unterm Weihnachtsbaum, da stand ein roter Roller. Heinrich staunte: Ist der wirklich mein? Er war tatsächlich sein, erfüllt somit sein größter Traum. Am nächsten Tag, am Weihnachtstag, da hat ein böser Bengel den schönen Roller frech geklaut, Klein-Heinrich weinte laut, doch seine Tante Ilse sprach: Herr Jesus und die Engel, die bringen dir den Roller ganz bestimmt bald wieder! Du musst zum Heiland beten, falte deine kleinen Hände, dann hat dein schlimmes Leiden bald ein frohes Ende. Gebete murmelt Heinrich, nebenan erklangen Weihnachtslieder, Er betet voller Inbrunst, kniete hoffend nieder: Ach, lieber Heiland, bring den Roller mir zurück, du meine Zuversicht, mein Retter und mein Glück! Natürlich war der Roller futsch und Heinrich sprach: Du Heiland, rutsch mir künftig doch den Buckel runter, mit mir wirst du kein Spielchen treiben und auch der Weihnachtsmann kann mir gestohlen bleiben. So kam es, dass der Hermundurensohn abständig ward in Sachen Religion. 2. Aventure (der Eintritt in die heiligen Hallen der Kultur) Weder Thalia, Euterpe, noch Erato, die Muse himmlischer Liebe, hatten bisher dem schlummernden Knaben Küsse geschenkt, die Sehnsucht zum Wahren und Schönen in seinem Herzen zu wecken versucht und geduldig die passende Stunde, welche von Göttern bestimmt, gewählt, um mit zärtlichen Lippen Heinrich liebkosend, mit flüsternden Worten dem werdenden Jüngling rosengeschmückte Pfade hinauf zu elysischen Feldern, Heimstatt der Götter, zu weisen, ewige Rätsel zu lösen. Bald schon betrat er die heiligen Hallen der Künste und hörte vieler Menschen Gemurmel, ersterbendes Hüsteln und zögernden Beifall, als jugendfrisch ein Mädchen die Bühne betrat: „Sah ein Knab ...“, vernahmen die Ohren des lauschenden Jünglings - niemals, so glaubt er, habe er Schönres im Leben gehört und Goethe war fortan sein innerer Kompass, spiritus rector, freundliches Vorbild und selber beinahe ein Wahl-Hermundure, kürt er doch Weimar und Jena als Heimstatt wie unser Klein-Heinrich. 3. Aventure (Trouble-Shooter) Bevor die Muse ihn an ihre Brüste presste, war er am Amboss, Hobel oder Schraubstock von allen jungen Hoffnungsträgern schon der Beste; es reizte ihn in frühen Jahren nie ein kurzer Mädchenrock, er malte, sang und tanzte und dressierte seinen Hund, ein jeder lobte lauthals diesen Hermundurenspund. An Alma Maters Busen schmiegt er sich mit Wonneschauern, er wünschte sich, das Studium würde ewig dauern. Er zupfte aus dem buntenWissensstrauß sich immer grad die schönsten Blumen raus. Am meisten aber reizten ihn nach zwei Semestern die ausgesprochen wunderhübschen Studienschwestern; was brachte ihm Chemie, die Bio- oder Philosophie? Ein rascher Wechsel führte ihn zur femininen Anatomie. Die brachte Freude in sein Leben, aber Schwäche in die Knie. Geändert von Heinz (23.11.2018 um 21:52 Uhr) |
23.11.2018, 20:58 | #2 |
Herrlich, Heinz.
Köstlich und schön :-) Fein! Es hat mir viel Spaß gemacht, das zu lesen. ;-) Und ein wieder habe ich ein neues Wort gelernt .. :-) |
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23.11.2018, 21:56 | #3 |
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Lieber MiauKuh,
im Englischen (das ich auch nicht beherrsche) hättest Du ja Recht gehabt - da heißt es "Adventure". Mein Großpapa war ein sehr frankophiler Mensch, von daher sind ein paar Wörter bei mir hängen geblieben. Drück mir die Daumen, auf dass mir die restlichen Aventures flüssig durch die Feder fließen. Liebe Grüße! Heinz |
24.11.2018, 21:06 | #4 |
Lieber Heinz,
endlich Neues von Heinrich. Musen küssen ihn und die Wissenschaften liebt er anfangs mehr als die Frauen. Da frag ich mich, wie kann aus so viel braver Burschenschaft das erhoffte Drama sein Haupt erheben? Immerhin, die weichen Knie könnten ja bewirken, dass er auf dieselben nieferfällt und doch noch heilig wird.😎 Gespannt bkn ich, wie es weiter geht. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin |
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24.11.2018, 22:13 | #5 |
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Liebe AlteLyrikerin,
Du erwartest ein Drama? Drama ist alles, fragt sich nur ob es eine Tragödie wird oder ob alles doch auf eine Komödie hinaus läuft. Lass Dich überraschen. Du schreibst: "Die Musen küssen ihn..." - hab ich da was verpasst? In einem Anfall von Größenwahn habe ich im 2. Aventure das Versmaß gewechselt, um mit hoffentlich einigermaßen gelungenen Hexametern versucht, eine Hinwendung zur Klassik anzudeuten. Aber so richtig geküsst wird da doch noch nicht. Schönen Dank fürs Reinschauen! Liebe Grüße, Heinz |
28.11.2018, 00:17 | #6 |
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Hinzu gefügt: Aventure 4
Heinrich, der Hermundure und seine Aventures
Ein neues Lied will ich euch singen, zu seinem Lob soll es erklingen, zum Ruhm und dem Hermundurenspross aus Deutschlands grünem Herz, denn da genoss er seine Knabenmorgenblütenjahre: Mit blauen Augen, blondgelockt die Haare, betrat er forsch der Weltenbühne Szenerie, bewies schon bei Geburt beträchtliches Genie, begann nach mütterlichem langem Kreißen die Nabelschnur, noch zahnlos, durchzubeißen. Und das gelang - sein erster Schrei erklang, dem Arzt, der Amme wurde angst und bang, selbst dem Papa der Atem stockte, nur die Mama beglückt frohlockte dem Frühlingstag entgegen, rief es laut hinaus: Ein Sonntagskind hab ich der Welt geboren! Es sei der neue Herr in unserm alten Haus, der Name Heinrich sei ihm zugeschworen. Erwähnt sei noch, dass in dem Sterngewimmel, gleich zwischen Mars und Venus hoch am Himmel, es freuten sich der Herr Papa, Mama und andere Verwandte, ein neuer Strahlestern sein Licht zur trüben Erde sandte. 1. Aventure (vorauseilender Abfall vom christlichen Glauben) Advent, die hoffnungsvolle Zeit, war angebrochen, es hat das Tannengrün des großen Kranzes in der Stube, und besser noch der Kuchen von Mama gerochen. Dem Weihnachtsmann ein Briefchen schrieb der Bube: Ach bitte, schenk mir einen Roller, will auch lieb und artig sein. Er glaubt es kaum: Am Heiligabend unterm Weihnachtsbaum, da stand ein roter Roller. Heinrich staunte: Ist der wirklich mein? Er war tatsächlich sein, erfüllt somit sein größter Traum. Am nächsten Tag, am Weihnachtstag, da hat ein böser Bengel den schönen Roller frech geklaut, Klein-Heinrich weinte laut, doch seine Tante Ilse sprach: Herr Jesus und die Engel, die bringen dir den Roller ganz bestimmt bald wieder! Du musst zum Heiland beten, falte deine kleinen Hände, dann hat dein schlimmes Leiden bald ein frohes Ende. Gebete murmelt Heinrich, nebenan erklangen Weihnachtslieder, Er betet voller Inbrunst, kniete hoffend nieder: Ach, lieber Heiland, bring den Roller mir zurück, du meine Zuversicht, mein Retter und mein Glück! Natürlich war der Roller futsch und Heinrich sprach: Du Heiland, rutsch mir künftig doch den Buckel runter, mit mir wirst du kein Spielchen treiben und auch der Weihnachtsmann kann mir gestohlen bleiben. So kam es, dass der Hermundurensohn abständig ward in Sachen Religion. 2. Aventure (der Eintritt in die heiligen Hallen der Kultur) Weder Thalia, Euterpe, noch Erato, die Muse himmlischer Liebe, hatten bisher dem schlummernden Knaben Küsse geschenkt, die Sehnsucht zum Wahren und Schönen in seinem Herzen zu wecken versucht und geduldig die passende Stunde, welche von Göttern bestimmt, gewählt, um mit zärtlichen Lippen Heinrich liebkosend, mit flüsternden Worten dem werdenden Jüngling rosengeschmückte Pfade hinauf zu elysischen Feldern, Heimstatt der Götter, zu weisen, ewige Rätsel zu lösen. Bald schon betrat er die heiligen Hallen der Künste und hörte vieler Menschen Gemurmel, ersterbendes Hüsteln und zögernden Beifall, als jugendfrisch ein Mädchen die Bühne betrat: „Sah ein Knab ...“, vernahmen die Ohren des lauschenden Jünglings - niemals, so glaubt er, habe er Schönres im Leben gehört und Goethe war fortan sein innerer Kompass, spiritus rector, freundliches Vorbild und selber beinahe ein Wahl-Hermundure, kürt er doch Weimar und Jena als Heimstatt wie unser Klein-Heinrich. 3. Aventure (Trouble-Shooter) Bevor die Muse ihn an ihre Brüste presste, war er am Amboss, Hobel oder Schraubstock von allen jungen Hoffnungsträgern schon der Beste; es reizte ihn in frühen Jahren nie ein kurzer Mädchenrock, er malte, sang und tanzte und dressierte seinen Hund, ein jeder lobte lauthals diesen Hermundurenspund. An Alma Maters Busen schmiegt er sich mit Wonneschauern, er wünschte sich, das Studium würde ewig dauern. Er zupfte aus dem buntenWissensstrauß sich immer grad die schönsten Blumen raus. Am meisten aber reizten ihn nach zwei Semestern die ausgesprochen wunderhübschen Studienschwestern; was brachte ihm Chemie, die Bio- oder Philosophie? Ein rascher Wechsel führte ihn zur femininen Anatomie. Die brachte Freude in sein Leben, aber Schwäche in die Knie. 4. Aventure (zarte Bande, wilde Jahre) Im Wonnemonat Mai kam Barbara im Kirschenblütenregen, ihr Gang und ihre Blicke konnten schnell sein junges Herz bewegen. Vergessen waren schnell Helene, Ilse, Monika, Brigitte, und Barbara war bald sein Alpha, Omega und Lebensmitte. Sie war dem Verliebten ein Anker in schäumender See, er glaubte, in ihr die Erfüllung der heimlichsten Träume zu sehen und wusste noch nicht, dass es manchmal nur Schäume, nur Trugbilder sind, und er kannte die Strophe des Herzogs aus Verdis berühmtester Oper noch nicht, die verkündet und Männern das Fürchten wohl lehret: La donna è mobile! So kam es, dass Heinrich, der maßlos Enttäuschte, sein Herz mit Ringen aus Eisen umgab, um in Zukunft den Schmerz vermeiden zu können, den Frauen in Seelen erzeugen. Dem Schicksal, den Reizen von Weibern erneut zu verfallen, dem wollte der Held der Erzählung bestimmt sich nicht beugen; er wildert mit Ehrgeiz, er treibt es genüsslich mit allen und hütet sich achtsam vor weiblichen Listen und Krallen. Er knüpfte die zartesten Bande in Sachsen, in Bayern, in Ländern des Westens und Nordens und später in Polen, in Frankreich, Italien, in Moskau, da ließ er sich feiern, im kühlen Britannien war immer am meisten zu holen. Das Beste geschah bei den Mädeln der Hermundisuren , es machte ihm Spaß, auf des Rennsteiges Höhen den Huren zu zeigen, wo wirklich der Hammer den Amboss zum Klingen, die Vögel zum Singen erregt und auf des Milanes Schwingen gelang es Jungheinrich den Lohn für die Lieb zu erringen. |
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