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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 25.02.2009, 11:13   #1
sildo
 
Dabei seit: 02/2009
Beiträge: 1

Standard Tiefer Fall

Also gab ich eines Tages einfach nach. Ich gab nicht auf, sondern ich gab nach.
Ich ging zum Arzt, der mich sofort krank schrieb und ich wechselte den Nebenjob. Meine Geldsorgen wurden dadurch zwar nicht geringer, aber ich fühlte mich besser. Und bei dem neuen Nebenjob lernte ich eine Frau kennen, die mir die Tel.Nr. der Psychiaterin gab, bei der ich letzten Freitag endlich einen Termin hatte.
Ich wollte von ihr eigentlich nur krankgeschrieben werden, damit mich das Arbeitsamt eine zeitlang in Ruhe läßt. Und ich wollte schon auch Hilfe wie eine Therapie z.B. Aber kaum hab ich mich bei ihr hingesetzt, da bin ich total zusammengebrochen und das hat mich umsomehr erschreckt. Sie sagte mir, ich solle mir überlegen mich für eine Weile einweisen zu lassen.
Eine Gesprächstherapie würde mir nicht helfen.
Das war ein Schock für mich. Und ich weiß nicht, was ich darüber denken soll………..
15.092007
Es gibt in meiner Vergangenheit vieles, das mich mit oder ohne Therapie ewig begleiten wird. Da sind Erlebnisse mit so intensiven Gefühlen verbunden.
Die Pillen brauch ich eigentlich nicht, aber gerade in dieser Woche war ich dermaßen angespannt, daß ich nicht einschlafen konnte, obwohl ich obermüde war. Da schluck ich einfach so eine Pille und gut ist.
Ich mach mir darum keine Gedanken. Und das ist okay.
Wenn ich so 10 Jahre und mehr jünger wäre, dann würde ich versuchen ganz ohne Pillen auszukommen aber jetzt nicht mehr.
Ich habe mir mittlerweile sehr gut mit dem Leben arrangiert.

Eine Therapie strebe ich auf keinen Fall an.
Also ich glaube ja auch, daß diese Therapeutin vielleicht Angst vor mir hatte und selbst Hilfe braucht.

Meine Kindheit war behütet bis meine Urgroßoma starb. Da war ich 2 Jahre alt. Von da an führte ein unsichtbarer Weg mich zu meinem Selbstmordversuch. Schicksal!
Ich habe kein Interesse daran das alles aufzuarbeiten. Weil das spielt jetzt keine Rolle mehr.
Was mir wirklich sehr am Herzen liegt, ist mit meinem Sohn ins Reine zu kommen. Die Trennung von seinem Vater war so schmerzhaft und darüber bin ich bis heute nicht hinweg.
Mein Sohn wird in Kürze 20 Jahre alt und die Tatsache, daß ich ihm den Vater nahm und er das Leben seit er denken kann als ein ständiges Auf und Ab erlebte zeigte längst Auswirkungen.
Seit ein paar Wochen schreiben wir uns am Wochenende emails. Er arbeitet bei seinem Vater in dessen Firma und Freitag/Samstag macht mein Sohn Alexander dort Nachtschicht. Es fing damit an, daß ich eine email von ihm bekam, wo er nur fragte was so geht….. Letztes Wochende waren die emails bereits ausführlicher . Letzte Nacht „unterhielten“ wir uns erstmals über den Messenger und das war toll.
Alexander ist ein sehr sensibler und feinfühliger Mensch. Ich hatte früher niemals meine Haustür abgeschlossen und jeder war willkommen. Alexander und ich hatten immer nur uns und sonst nichts. Es gab Zeiten, da hatte ich nicht mal mehr Geld um Brot zu kaufen. Sein Vater ist Millionär, aber immer wieder hörte er auf Unterhalt zu zahlen. Einfach, um mal wieder zu zeigen, daß er die Macht hat. Alexander und ich haben dann die ganze Wohnung nach Pfennigen abgesucht, das Geld gerollt und zur Bank gebracht. Alexander hat sich nie beschwert. Im Gegenteil, wenn ein Kind sagte, daß es kein Spielzeug hat dann hat er seines weggegeben.
Er hat sich an mir orientiert und so viel zu früh die Erfahrung gemacht, daß nicht jeder Mensch der freundlich lächelt auch gut ist.

Als ich in seinem Alter war, da war jeder Tag ein Abenteuer. Das Leben machte Spaß…. Alexander ist so ernst.
Als er 8 Jahre alt war zogen wir um und es stellte sich heraus, daß in der Wohnung über uns eine ehemalige Klassenkameradin von mir wohnt. Sie hatte eine Tochter und ein Sohn und wir alle hatte eine tolle Zeit. Alexander und Nathalie konnten sich anfangs nicht ausstehen und haben sich nur angegiftet. Nach 3 Jahren zogen wir in ein kleines Haus und plötzlich hingen die beiden nur noch zusammen.
Also seitdem, seit 9 Jahren halten die Gefühle für Nathalie ihn gefangen. Zweimal „überwand“ er sich einem anderen Mädel eine Chance zu geben aber er sagt, das hat keinen Sinn und er will den Mädels auch nicht weh tun. Nathalie hat sich im Februar von ihm verabschiedet. Sie hat einen Italiener geheiratet und lebt in Sizilien. Aber mein Sohn kann nicht loslassen………….
……………… und ich denke, daß ich irgendwie schuld bin.

Alexander sagt, daß es ihm gut tut so mit mir zu chatten und er sagt, daß wir uns selbst helfen.
Ich möchte, daß er glücklich ist und ich tue alles dafür.

Da macht es mir nichts, daß ich mal eine Pille nehme, wenn ich mich nicht so gut fühle. Denn ich hab mein Leben gelebt.
Für meinen Sohn bin ich stark. Und wenn er glücklich ist, dann bin ich es auch.

08.09.2007
Denn, ich weiß sehr wohl warum und wieso ich bin wie ich bin und mein Leben so verlief, daß mein Zusammenbruch deshalb logisches Ergebnis war.
Ich wollte mich auf eine Therapie einlassen, weil ich mir Sorgen um meinen Sohn machte. Als seine Freunde mich "Panik-Mutter" nannten, weil ich in Panik geriet, wenn sein Handy aus war und ich ihn nicht ständig erreichen konnte und ich glaubte, daß er hilflos - vielleicht überfallen und mit Schmerzen irgendwo ist und nach mir ruft...und ich ihm nicht helfen kann ... und ich dann all seine Freunde anrief und schließlich die Kontrolle über mich verlor und die Polizei und den Notarzt anrufen wollte----------- da hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Seine Freunde sagen, daß sie sich wünschten eine Mutter wie mich zu haben und Alexander sagt, daß meine Besorgnis ihm ein Gefühl von Liebe gibt.
Aber ich hab total überreagiert und hatte Angst, ihn so zu verlieren. Deshalb wollte ich eine Therapie machen.
Alexander und ich haben aber sehr viel darüber geredet und ich dann hab ich wieder mal PdF gelesen und konnte so meinen bald 20jährigen Sohn loslassen...
Mein Sohn war immer das Wichtigste für mich und wir hatten immer so ein inninges Verhältnis. Meine Angst war, ihn zu verlieren. Aber er sagte mir, daß er mich liebt egal was passiert und was ich mache... Und das ist meine Therapie.
Ich weiß auch ohne Therpie, daß die Brutalität in meiner Kind- und Teenagerzeit der Grund für meine vernarbte Seele ist.
Und mir wird schlecht, wenn mir eine Psychotante gegenüber sitz und so tut, als würde sie mir zuhören aber nichts begreift.

Die Pillen habe ich seit 5 Tagen nicht mehr genommen, weil ich abends nach meinem Haupt- und Nebenjob so müde bin, daß erschöpft ins Bett falle und sofort einschlafe.
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