Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Liebe, Romantik und Leidenschaft

Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 24.01.2024, 21:41   #1
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 834

Standard Shakespeares tragische Helden

Shakespeares tragische Helden

Über Shakespeare viele Fragen
manche Menschen heute plagen:
Wie das Leben er verloren,
welchen Datums er geboren,

welches Stück er wann geschrieben,
was er wo mit wem getrieben,
welche Gönner er entzückte,
wie viel Damen er beglückte.

Mary Arden, seine Mutter,
gab ihm Liebe und auch Futter.
"Globe" hieß damals das Theater,
und John Shakespeare war sein Vater.

Gerne schrieb er recht adrette
Verse, Dramen und Sonette,
und er konnte auch entzücken
mit diversen Bühnenstücken.

Man besah sie sich mit Spannung:
Zwietracht, Meuchelmord, Verbannung,
selbst die beste Politik
führt' am Ende oft zum Strick.

Richard einst, er war der Dritte,
fiel vom Pferd, bei vollem Ritte,
und es endete im Sarg
auch der Prinz von Dänemark.

Romeo war grau und fahl:
Ein vergifteter Gemahl.
Demzufolge gleichfalls war:
Schicht im Schacht für Julia.

Der Othello war ein Mohr.
Die Desdemona verlor
Leib und Leben, denn es hatte
sie erdrosselt jener Gatte.

Doch es blieben auch aparte
Aphorismen und Zitate,
die im Sprachgebrauch der Leute
überdauern noch bis heute:

Ganz erfüllt von Gift und Jammer
starb der Hamlet in der Kammer.
Dies in Worten anzuzeigen,
sprach der Prinz: „Der Rest ist Schweigen“.



(Anmerkung: Die Sparte "Liebe" passt nur zum Teil für das Gedicht, "Humorvolles" und "Düstere Welten" wären ebenfalls möglich gewesen. Romeo, Julia und Desdemona gaben den Ausschlag).

HÖRVERSION (youtube):
https://youtu.be/3jBqRSaf3ok
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.01.2024, 08:29   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.721

Hallo Georg,

exzellent gereimt und vor allem gut recherchiert .

Zitat:
. Man besah sie sich mit Spannung:
Zwietracht, Meuchelmord, Verbannung,
selbst die beste Politik
führt' am Ende oft zum Strick.
Ja, viele Stücke enden mit dem Tod eines oder mehrerer Hauptdarsteller, nicht nur bei Shakespeare. Das bleibt den Lesern und Zuschauern besser im Gedächtnis als ein Happy-End.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.01.2024, 23:38   #3
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 834

Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
exzellent gereimt und vor allem gut recherchiert .
...vielen Dank, freut mich sehr, liebe Silbermöwe!

Nun, das tragische Ende war wohl auch ein Markenzeichen des ausgehenden Mittelalters:
Auf Bildern aus dieser Zeit werden häufig tanzende Skelette gezeigt, die die Herrschenden nach deren Tod in die Hölle ziehen - ein Wink mit dem Zaunpfahl, schon zu Lebzeiten gerecht und wohltätig zu sein.

Ich selbst bin begeistert davon, wie spannend und psychologisch einfühlsam Shakespeare bereits im „Elisabethanischen Zeitalter“ formulieren konnte!

Liebe Grüße zurück,
Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2024, 10:34   #4
männlich Cornelius
 
Dabei seit: 05/2023
Ort: Lampertheim
Alter: 49
Beiträge: 394

Standard Lieber Georg,

wieder ein historisch-literarisches Lesevergnügen aus deiner Feder.

Ja, dem holden Stratford-Schwan
war die Muse untertan.
Jeden, der in seinen Stücken
weiß der Rache Schwert zu zücken
und dazu recht tragisch winselt,
hast du trefflich abgepinselt.
Nur den alten König Lear,
den vermiss ich schmerzlich hier.

P. S:

Magst du ein paar Zeilen klecksen
zu Macbeth und seinen Hexen?

Gruß
Cornelius
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2024, 21:00   #5
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 834

Zitat:
Zitat von Cornelius Beitrag anzeigen
Nur den alten König Lear,
den vermiss ich schmerzlich hier.

Magst du ein paar Zeilen klecksen
zu Macbeth und seinen Hexen?
An Cornelius:

Komm zum Rhein, nach Lampertheim,
abends niemals schlampert heim!


Zum Zitat (siehe oben):

Wegen Shakespeares König Lear
wach ich nachts bis gegen vier,

träum‘ von Fliegenpilzgewächsen
und komplexen Echsenhexen.

Jetzt, mein Freund Cor-ne-li-us,
ist mit Shakespearedichtung Schluss!

Helau + Grüße aus dem Süden!
Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2024, 22:32   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Na ja ... auf Shakespeares Stücke gehst du nur mit deinen letzten drei Stophen ein, obwohl der Großmeister viele mehr geschrieben hat. Ich bin kein Fan von Shakespeare, weil bei ihm zu viele Tote auf der Bühne herumliegen. Das ist anstrengend. Und bei zu vielen Leichen nicht mehr glaubwürdig.

Aber wer in die seelischen Tiefen der Menschen vordringen will, ist mit Shakespeare gut bedient. Seine Stücke ersetzen fast ein Studium der Psychologie. Wer Shakespeare kennt, weiß, wie Menschen ticken.

Trotz des Bogens, den du von Shakespeares Leben bis zu den wenigen seiner Meisterwerke spannst, hast du wie immer sauber und flüssig gedichtet. Geht runter wie Öl.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2024, 19:52   #7
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 834

Hallo Ilka,

vielen Dank für Deine ausführliche Kritik, auf die ich gerne chronologisch eingehen möchte:

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Na ja ... auf Shakespeares Stücke gehst du nur mit deinen letzten drei Stophen ein, obwohl der Großmeister viele mehr geschrieben hat.
Mein Bestreben war es NICHT, alle wichtigen Werke von Shakespeare in einem Gedicht zusammenzufassen (Es fehlen u.a. Macbeth, Julius Caesar, Sommernachtstraum, König Lear, Heinrich IV., Viel Lärm um Nichts).

Wie Du richtig feststellst, geht es mir darum, einen großen Bogen zu ziehen:
Shakespeare vorzustellen (die Namen der Eltern, das mehrstöckige Theater „Globe“, die unterschiedlichen Formate von Shakespeares Lyrik), und vor allem auch darum, auf alles hinzuweisen, was man bis heute NICHT über den Autor weiß.
Hätte ich sämtliche Dramen von Shakespeare am Ende aufgelistet, wäre das Gedicht für meinen Geschmack am Ende zu lang geworden. (Beim Rundfunk heißt einer der wichtigsten Lehrsätze: „Mut zur Lücke!“).

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ich bin kein Fan von Shakespeare, weil bei ihm zu viele Tote auf der Bühne herumliegen. Das ist anstrengend. Und bei zu vielen Leichen nicht mehr glaubwürdig.

Aber wer in die seelischen Tiefen der Menschen vordringen will, ist mit Shakespeare gut bedient. Seine Stücke ersetzen fast ein Studium der Psychologie. Wer Shakespeare kennt, weiß, wie Menschen ticken.
Richtig: Bei Shakespeare ging es blutig zu. Vor wenigen Tagen habe ich bei einem Vortrag über Shakespeare erfahren, dass praktisch keines seiner Stücke im Original von ihm stammen, sondern dass in der Regel bereits mehrere – in der Regel recht blutrünstige -„Aufgüsse“ dieser Themen im Umlauf waren.

NEU bei Shakespeare war, dass das psychologische Profil der Protagonisten einen deutlich größeren Stellenwert bekam (wie Du ebenfalls richtig erwähnt hast).
Um die Grausamkeit der Stücke zu beurteilen, muss man sich nur mit den englischen Hinrichtungspraktiken der damaligen Zeit befassen: Strangulation bis kurz vor dem Tod, anschließend Kastration, öffnen der Bauchdecke und Entnahme der Innereien (bei lebendigem Leib), am Ende die Vierteilung.
Auch gehörte die Folter zur offiziellen Verhörmethode des Staates.
Die Stücke von Shakespeare stellen somit einen Teil der Wirklichkeit dar (ob einem das heute gefällt, ist natürlich Geschmacksache).

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Trotz des Bogens, den du von Shakespeares Leben bis zu den wenigen seiner Meisterwerke spannst, hast du wie immer sauber und flüssig gedichtet. Geht runter wie Öl.
Dass meine Verse „runtergehen wie Öl“ freut mich natürlich. Je häufiger man seine eigenen Gedichte anderen vorliest, desto routinierter kann man sperrige Formulierungen vermeiden. Kann ich nur allen bei „Poetry.de“ empfehlen!

Viele Grüße nach Frankfurt,
Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2024, 10:58   #8
männlich Eisenvorhang
 
Benutzerbild von Eisenvorhang
 
Dabei seit: 04/2017
Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.692

Hallo Georg!

Das "Lustige" an Shakes war ja auch, dass er seinen Namen nicht richtig schreiben konnte. Deswegen steht auf vielen seiner Werke sein Name in unterschiedlicher Ausführung geschrieben.

Sehr unterhaltsam geschrieben und gern gelesen!

lg EV
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2024, 11:14   #9
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Zitat:
Zitat von Georg C. Peter Beitrag anzeigen
Um die Grausamkeit der Stücke zu beurteilen, muss man sich nur mit den englischen Hinrichtungspraktiken der damaligen Zeit befassen: Strangulation bis kurz vor dem Tod, anschließend Kastration, öffnen der Bauchdecke und Entnahme der Innereien (bei lebendigem Leib), am Ende die Vierteilung.
So erging es William Wallace. In dem Film "Braveheart" deuten zwei Kleinwüchsige in Kapuzenkitteln in einem Spiel mit Seilen (als Ersatz für die Gedärme) an, wie die Hinrichtung vonstatten zu gehen hat. Den Zuschauern war der Sinn dieser Szene offensichtlich entgangen, wie ich in Gesprächen mit manchen von ihnen festgestellt habe. Sie wussten schlicht nichts über derartige Praktiken.

In anderen Ländern ging es allerdings nicht ziviler zu als in England: Pfählen, Pflöcken, Rösten im "Brüllenden Stier", Eiserne Jungfrau und Verbrennen auf dem Scheiterhaufen.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2024, 20:40   #10
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 834

Hallo Eisenvorhang,

Vielen Dank für das positive Feedback und die interessante Info über die unterschiedlichen Schreibweisen von Shakespeare.

LG zurück, Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2024, 20:45   #11
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 834

Hallo Ilka,

„Braveheart“ kenne ich fast aufwendig, aber die Szene mit den Seilen und den Kleinwüchsigen ist mir bislang auch noch nicht aufgefallen. Meine Frau besteht an dieser Stelle des Films immer darauf, dass wir die Szene überspringen...

Ob nun Ausweiden, Pfählen oder langsames Verbrennen auf dem Scheiterhaufen die schlimmste Todesart war, darüber dürfen sich gerne die Experten Gedanken machen...ich bin da eher der sensible Typ...
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Shakespeares tragische Helden



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Tragische Liebesgeschichte Re Reh Liebe, Romantik und Leidenschaft 11 13.05.2017 18:30
Die tragische Begegnung zweier Honigsemmeln (eine Ballade) Schreibfan Humorvolles und Verborgenes 7 04.08.2016 14:03
Tragische Schreibschwäche Gylon Lebensalltag, Natur und Universum 3 27.07.2014 09:22
Tragische Liebe Wolfmozart Liebe, Romantik und Leidenschaft 0 14.07.2012 11:23
Totalitarismus:Tragische Ideologie Ex-Erman Düstere Welten und Abgründiges 2 16.09.2011 18:33


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.