Gärtners Schrecken - Schnecken

[Heinz]

Des Schrebergärtners schlimmster Schrecken
sind nackte und behauste Schnecken.
Der Garten ist sein liebstes Heiligtum,
ist Ruhepol und Wochenendrefugium.
Hier ackert er von früh bis spät,
er gräbt und pflanzt, pikiert und sät,
er wässert, jätet, pfropft und mäht
und sieht der Mühen erste Früchte sprießen,
Radieschen, Kopfsalat kann er genießen!
Das war der Plan, den er sich ausgedacht;
der Schneck, der hat sich krumm und schief gelacht:

Hier, wo frisches Grün des Gärtners Herz erquickt,
ist die Invasion uns Schnecken gut geglückt!
Wir kriechen und schleimen und raspeln und prassen
und werden den Garten so bald nicht verlassen,
er bietet gelegene Speise und manches Pläsier.
Ihr Gärtner, ihr wollt uns verjagen, doch wir bleiben hier.
Mit Bier wollt ihr locken, ertränken die schleimige Meute -
wir saufen `s und singen im Schreberleingartenrevier:
Vergönn uns, o Gärtner, am morgigen Tage ein Fressen wie heute!

Wie rott ich sie aus, diese schleimigen Kriecher,
ich frage den Nachbarn, der kennt diese Viehcher.
Zuerst musst du ihre Tentakelchen stutzen,
dir können auch Igel und Kaffeesatz nutzen
und gackernde Hühner nebst indischen Enten,
die sollten das Leben der Schnecken beenden.
Und hilfts nix, dann greife zu giftigen Sachen,
die werden ganz fix die Mollusken zur Schnecke dir machen.

Dein Ratschlag, mein Freund, ist ein großes Mirakel,
wie soll ich denn kürzen die zarten Tentakel,
die kenne ich nur bei Bewohnern der Meere -
so hilfst du mir nicht aus der Schneckenmisere.
Du Dussel, das Stutzen der Tentakel war ein Scherz!
Beim Töten von Mollusken fügt man ihnen keinen Schmerz
in böser Absicht zu; vernimm des Nachbarn Lehren:
Verhindre, dass sie sich auf Schneckenart vermehren
und treib die Teufel mit dem Beelzebuben aus:
Lass Weinbergschnecken, das sind die mit Haus,
in deinem Garten kriechen. Erstens sind sie Gaumenschmaus,
sie sehn hübsch aus und machen nackten Schnecken den Garaus.

[C.Alvarez]

Lieber Heinz,

dein tentakelisierender Text ist eine grandiose Antwort auf das Gelaber mancher wikipediabeseelten Amateur Biologen.
Du hast es drauf!

Corazon

[Heinz]

Liebe Corazon,
ich bin ja mal gespannt, wie die beiden Diplombiologen auf mein Wettangebot reagieren.
Bevor ich mich weiter in die Schlammschlacht begebe, schreib ich lieber so was wie den Gärtnerschrecken. "Tentakelisierender Text" - eine Antwort - danke schön!
Liebe Grüße,
Heinz

[Nöck]

Das Gedicht ist in der Tat ein Schrecken. Ich würde es im Garten aushängen, da nehmen die Schnecken aber umgehend ihre Moluskeln in die Hand - und weg sind sie.

[Heinz]

Ja, mein lieber Nöck, man kann nicht immer glänzen. Aber Du weißt: Wer immer strebend sich bemüht, ...!
Herzlichen Dank für Deine erschöpfende Kritik,
Heinz

[C.Alvarez]

Zitat von Heinz

ich bin ja mal gespannt, wie die beiden Diplombiologen auf mein Wettangebot reagieren.

Schau mal, was ich heute von einer bekannten Biologin entdeckt habe:

weißt Du noch nicht, daß die Alten ebenso unbelehrbar sind wie die Jungen!?

Ob das der erste Schritt auf dem Weg zur Selbsterkenntnis ist
Nee, glaubst du nicht? Ich auch nicht

Corazon

[Nöck]

Zitat von Heinz

Herzlichen Dank für Deine erschöpfende Kritik

Gern geschehen, mein lieber Heinz. Darauf im Einzelnen einzugehen, sprengt ganz einfach den Rahmen. Bei meinem Schneckentempo!

LG Nöck

[Heinz]

Liebe Corazon,
Du hast Dir die Mühe gegeben, bei einer bekannten Biologin zu recherchieren? Das ehrt Dich. Ich bin bei solchen wichtigen Fragen immer zurückgeworfen auf die "Tochter" eines Mediziners, die zu allem Überfluss auch noch Jungfrau ist.
Ich rede in Rätseln? Ich meine Schillers Jungfrau von Orleans (die zwar nicht seine leibliche, aber geistige Tochter war). Damit "mein" Goethe nicht zu kurz kommt, der auf Klötze Keile, auf grobe anderthalbe sausen ließ, sei dieses verstümmelte Zitat Anlass für einen Textausriss aus Schillers Werk:
"gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens". Was, so frage ich Dich, sollen wir Erdenwürmer denn ausrichten?
Liebe Grüße,
Heinz