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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 27.04.2007, 20:43   #1
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Unzeit

Unzeit


Die letzten Astern stehn verblüht.
Das Gold der Bäume stahl der Wind.
Im Ofen schon das Feuer glüht
und altes Jahr gebar ein Kind.

Was kamst so spät du in die Welt,
da sie dem Tod ins Antlitz schaut?
Ihr Blühn und Grünen blieb dir fremd,
und vor der Zeit bist du ergraut.
Ex Albatros ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.04.2007, 20:55   #2
Sateb Deis Rhi
gesperrt
 
Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 327

Strophe eins ist großartig 'rilkesk' verfasst.

Strophe zwei lässt den Leser ins Grübeln kommen: wer is sie?
Das Kind aus Strophe eins, die Tochter - die Zukunft - der Menschheit?
Das lyr. Du, der/ihr Vater der Zukunft, blickt einer metaphorisch gedachten - degenerieten, verschmutzen, verfallenden (Um)Welt des lyr. Ichs entgegen.

Insgesamt gesehen, denke ich, hast du den Generationenwandel, den Verfall des lyr.Ichs und damit einhergehend auch den des Dus, der Zukunft, des Kindes im/des lyr. Ich/s faszinierend beschrieben. Und trotz aller Endgültigkeit für das lyr. Ich/Du bleibt ein Hoffnungglimmen am Horizont erkennbar.
Sie, sie überlebt das lyr. Ich du vielleicht, den textualen Anblick dessen Todes, auch ihres Todes - aber eben nicht unbedingt
des augenblicklichen ~.
Es existiert somit die unsterbliche Idee der Ästhetik aus Strophe eins ungewiss aber denkbar weiter, ein Vermächtnis der Liebe in ihr. Vielleicht kann sie die Welt neu schöpfen, bevor auch sie vergeht.


Danke für den tollen Text!

P.S. nomiert für das Gedicht des Monats April
Sateb Deis Rhi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.04.2007, 16:10   #3
männlich Ex Albatros
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 1.227

Standard Lieber Sateb Deis Rhi,

als ich den 2-Stropher verfasste, sind mir viele Gedanken im Kopf herumgegangen. Ich will hier jetzt meine genauen Intentionen nicht aufzeigen, da das Gedicht einfach sehr viele Möglichkeiten der Interpretation lässt. Deine Interpretation ist zumindest genauso schlüssig wie die von mir gehegten Gedanken.

Bei Strophe eins hätte ich jetzt vom Stil mehr an Nietzsche gedacht, da Rilke doch mehr eine gesungene Sprache verwendet.

Schön, dass der Text zumindest dich begeistern konnte.

Deine Nominierung beschämt mich allerdings, trotzdem danke ich dir für das in mich gesetzte Vertrauen.

Man liest sich wieder.

Liebe Grüße

Albatros
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