Der Dorn in der Blüte

[Green Spirit]

Ein Dorn durchsticht der Rose Blüte,
bevor ein Sturm dem Stiel sie stiehlt.
Die blutende Blüte, die durchdrungen,
verkrallt sich kräftig in den Dorn.

Fliessende Gewässer verschlingen und umspülen
dieses Bündnis seidig weich
und der spitze Dorn im Innern,
wird umschlungen von der Blüte,
welche schlummert feucht und seicht,
welche schimmert leer und leicht.

Gewitter wütet in dem Tal,
kulminiert in kahler Kraft,
kollabiert mit einem Donner
der dem Abend Ruh' verschafft.
Bis zur frühen Morgenröte,
verweilet alles still,
verweilt all's schemenhaft.

Vom Tau benetzt erwacht die Blüte, in der der Stachel nun erwächst,
die Leere schwindet fortan stetig, auf dass die Blüt' nach Leben lechzt
Ein Beben reisst das Tal entzwei,
doch die Wurzeln ankern tief
und stehlen sich geschickt hinein,
in die Festen des Massivs.

Die Berge bebten, doch blieben besteh'n,
und Winde wehten, wohin? Woher?
Was blieb? Was bleibt? Die Ros', sie steht,
sie trotzt dem Unheil unversehrt.

Im Blick von Gott und Teufel
entsprang der Dorn dem grauen Tal,
bewacht von Hass und Liebe,
wuchs die Blüt' ihm später nach.

Sie haben sich gefunden,
drohend zu vergeh'n,
sich im Sturme aufgefangen,
um auf ewig zu besteh'n.
Wo einst klafften kalte Wunden,
verwachsen Dorn und Blüte
für immer mehr und mehr.