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Alt 12.01.2015, 13:17   #1
Richard L.
 
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Standard Lyrikbände: Tipps & Lieblinge

2003, im Rahmen eines privaten Autorentreffen in Darmstadt, lernte ich Wilhelm Riedel kennen. Ich war seinerzeit unheimlich beeindruckt ob der sprachlichen Abgeklärtheit dieses sehr interessanten Lyrikers. Diese Erinnerung hallt bis in heutige Tage, daher würde ich hier gerne einen seiner Bände vorstellen. Ich finde, seine Gedichte haben einen seltenen Tiefgang.


Wilhelm Riedel
„Mein Eigen“



Gedichte Poesie 21
Herausgegeben von Anton G. Leitner
ISBN: 978-3-943599-31-2



_________________________________
Bitte nur Empfehlungen etc., kein Chat.
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Alt 14.01.2015, 16:37   #2
Richard L.
 
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Ulf Stolterfoht

"holzrauch über heslach"



Urs Engeler Editor, Basel 2007
ISBN 978-3938767-27-6
Gebunden, 122 Seiten, 19,00 EUR



Klappentext

holzrauch über heslach ist ein langes, ethnologisches Gedicht. In neun Teilen berichtet es von einem Bezirk im Süden Stuttgarts, wesentlich sprachlich errichtet, seiner Gründung und Besiedlung durch einen Stamm von Katzenartigen, ihren Kämpfen und Ritualen, ihrer Sprache, ihren Drogen und ihrer Musik, bis hin zum Untergang dieser autochthonen Population im Jahre 1979. Es ist daneben, ganz im Sinne Helmut Heißenbüttels, dessen Gedicht über die Übung zu sterben es nicht nur seinen Titel verdankt, ein "quasi-autobiographisches" Gedicht über die gesellschaftlichen und politischen Träume, die fast zur gleichen Zeit in einem anderen Stadtteil Stuttgarts zerplatzten.


Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.02.2008

"Beeindruckt zeigt sich Rezensent Michael Braun von Ulf Stolterfohts Gedichtband "holzrauch über heslach". Das in neun Kapitel gegliederte "ethnographische Gedicht" über den nonkonformistischen schwäbischen Underground im Stuttgarter Stadtteil Heslach in den 1970er Jahren ist für ihn nicht nur eine "poetische Liebeserklärung" an eine subkulturelle Enklave in der Kindheit des Dichters, sondern auch eine "fantastische Geschichte der Subversion". Braun sieht in dem halb-biografischen Werk auch einen literarischen Neubeginn Stolterfohts, der ihn seines Erachtens weit über die "fachsprachen"-Gedichte hinaus trägt. Angesichts des Reichtums an intertextuellen Sprachspielen, Binnenreimen und Kalauern brauche man allerdings einen Kryptologen, um die Vielzahl an biografischen Hinweisen zu entschlüsseln. "Wer experimentelle Lyrik bisher nur als Vorstufe zur literarischen Verkrampfung kannte", resümiert Braun, "wird von der 'elaborierten Anarchie' dieses Gedichtbuchs eines Besseren belehrt".
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Alt 21.03.2015, 11:29   #3
weiblich Ilka-Maria
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Jan Wagner, Preisträger der diesjährigen Leipziger Buchmesse (über ihn hatte ich schon in einem anderen Faden berichtet).



In seinem neuen Band "Regentonnenvariationen" habe ich ein bezauberndes Gedicht über Koalas gefunden:

koalas

so viel schlaf in nur einem baum
so viele kugeln aus fell
in all den astgabeln, eine boheme
der trägheit, die sich in den wipfeln hält und hält

und hält mit ein paar klettereisen
als krallen, nie gerühmte erstbesteiger
über den flötenden terrassen
von regenwald, zerzauste stoiker,

verlauste buddhas, zäher als das gift,
das in den blättern wächst, mit ihren watte-
ohren gegen lockungen gefeit
in einem winkelchen von welt: kein water-

loo für sie, kein gang nach canossa.
betrachte, präge sie dir ein, bevor es
zu spät ist - dieses sanfte knauser-
gesicht, die miene eines radrennfahrers

kurz vorm etappensieg, dem grund entrückt,
und doch zum greifen nah ihr abgelebtes
grau - bevor ein jeder wieder gähnt, sich streckt,
versinkt in einem traum aus eukalyptus.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.03.2015, 11:39   #4
Thing
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Beiträge: 34.998

Das ist wirklich bezaubernd, liebe Ilka-Maria!
Ich bin entzückt.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.03.2015, 11:42   #5
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Ja, Koala müsste man sein: ein Junkie, fern jeglicher Strafverfolgung. Leider macht sie die Dauerbetäubung massenweise zu Opfern, unglaublich viele werden von Autos überfahren.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.04.2015, 19:49   #6
männlich Hermes
 
Dabei seit: 08/2014
Ort: Z' Minga (Zu München, Oberbayern)
Alter: 61
Beiträge: 27

Standard Koala

Hallo, Ilka!

Diese wuchtigen Farben und bizarren Kontraste, derb verflochten zu einer kraftvollen griffigen Liane, die zum Sich-Hinaufschwingen und -Hineinträumen in die urige würzig-frische Eukalyptussphäre der knorrig-knuddeligen Baum-Bärchen nötigt...

Einfach köstlich!

Danke für dieses Gedicht und die reizvolle Anregung!

Herzliche Grüße!
Hermes
Hermes ist offline   Mit Zitat antworten
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