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Alt 25.10.2012, 22:53   #1
männlich Brutha
 
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Beiträge: 99


Standard Der Gast

Grüße euch,
so diesmal eine Geschichte, die ich schon sehr lange besitze. Angefangen vor Zehn Jahren und nun fast fertig gestellt. Ich werde versuchen die Teile fix zu überarbeiten und hoffe ihr habt Spaß beim lesen.

mfg.

Brutha

Kapitel 1: Taylor

Das kalte weiße Licht des Kronleuchters durchflutete das Arbeitszimmer. Eine Fensterfront bot Ausblick auf den verwilderten Vorgarten und die Straße dahinter. Auf der rechten Seite des Zimmers ragte ein Bücherregal in die Höhe. Links stand eine Vitrine, Gläser und edle Schnapsflaschen waren darin zu sehen. Neben der Vitrine war eine alte hölzerne Pendeluhr, sie zeigte halb neun Uhr abends. Vor der Fensterfront stand ein massiver Eichenschreibtisch. Die Füße waren Löwenpranken, die aussahen, als wollten sie sich in den dunklen Parkettboden krallen. In einem dunkelroten Ledersessel saß ein Mann an dem Schreibtisch, vor ihm ein Blattpapier. Neben diesem Blatt stand ein Tintenglas in dem eine Feder ruhte.

Der Mann blickte gerade aus zu der großen Doppeltür am anderen Ende des Zimmers. In seiner linken Hand hielt er ein Kristallglas mit Whiskey, in der rechten Hand die Reste einer halb abgebrannte Zigarre. Er beugte sich zum Schreibtisch vor und klopfte die Asche von der Zigarre ab. Sein Blick ruhte weiter zu der Tür, als ob er jemanden erwarten würde. Der Mann hieß James Taylor.

James war ein junger Mann von fünfunddreißig, kurze rasierte braunen Haaren und strahlend blauen Augen. Er legte seine Zigarre in den Aschenbecher neben dem Tintenglas und stand auf. Er ging vor das Fenster und schaute hinaus, machte sein schwarzes Jackett zu und nippte am Glas Whiskey. Er schaute auf die silberne Uhr an seinem rechten Arm: „Halb Neun“ sagte er laut und seufzte. Es war schon ziemlich dunkel draußen und langsam fing es an zu regnen, die ersten Regentropfen machten sich auf der Scheibe bemerkbar. James schritt vom Fenster weg und lief zur Vitrine, leerte sein Glas in einem Zug und stellte es an der Vitrine ab. Er holte die Flasche Single Malt aus der Vitrine und goss sich noch einmal nach. Er wirkte leicht nervös, als er nochmal auf die Uhr schaute, sich dann das Glas nahm und zurück zum Sessel ging. Er setzte sich, holte die Zigarre aus dem Aschenbecher und zog daran. Wieder ruhte sein Blick auf die Tür gegenüber. James wartete.
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Alt 26.10.2012, 02:54   #2
männlich Brutha
 
Dabei seit: 06/2012
Ort: Wien
Alter: 37
Beiträge: 99


Kapitel 2: Dunkelheit

Der Regen war in ein Gewitter übergegangen und ein Blitz erhellte die Nacht. Lou stand vor dem kleinen rostigen Torbogen vor Taylor’s Haus. Sein schwarzer Mantel war durchnässt und von seinem Hutkragen tropfte der Regen. Er ging den gepflasterten Weg durch den Vorgarten zur Tür des Hauses und verweile kurz unter dem Vordach, ehe er die Klingel betätigte. Das Schrillen der Klingel war zu hören und wenige Minuten später Schritte hinter der Tür. Als die Tür geöffnet wurde, zuckte ein Blitz durch die Wolken und ein älterer Mann stand vor Lou. „Willkommen Sir“ sagte der ältere Mann und bat ihn mit einer Handbewegung zum Eintreten. „Sie werden bereits von Herren Taylor erwartet“ sprach der ältere Herr weiter und Lou schritt ohne ein Wort zu sagen an ihm vorbei in das Haus.

Die große Empfangshalle war imposant. Der Marmorboden war poliert, so dass man sich ihn ihm Spiegeln konnte und die Treppe am anderen Ende hatte ein geschwungenes Geländer, welches ebenfalls aus Marmor war. Lou hatte schon viele dieser Anwesen gesehen und war wohl deswegen auch nicht sonderlich beeindruckt. Er ging gerade aus, der Treppe entgegen und hinterließ Schuhabdrücke von seinen Stiefeln auf dem Boden. Als er die Treppe erreichte hörte man, wie sich die Tür schloss und Lou ging hinauf Richtung Arbeitszimmer. Er wandte sich dem rechten Treppenaufstieg zu und bewunderte dabei die Gemälde, die an den Wänden hingen. Die Gemälde zeigten Landschaften, belebte Marktstraßen und Schiffe im Hafen. Lou huschte ein Schmunzeln über die Lippen, als er ein Bild erblickte, welches eine Raffinerie zeigte. Das Gemälde war in Grau- und Schwarztönen gehalten und machte einen dreckigen Eindruck.

Der alte Mann blickte Lou hinterher, der rasch die Treppe empor gestiegen war. Es schien ihm keine Anstrengungen zu bereiten, so schnell zu gehen und das obwohl Lou nicht mehr der Jüngste war. Schätzungsweise achtundsiebzig muss er sein, hatte eine kräftige Figur und dunkel braune Augen. Er erreichte das Ende der Treppe und lief den Korridor entlang zu der großen Doppeltür des Arbeitszimmers. Lou klopfte und wartete bis sich jemand meldete. Ein lautes „Herein!“ ertönte und Lou öffnete die Tür, trat hinein und schloss sie wieder hinter sich. „Ich habe sie bereits erwartet Mr. Mordokai“ sprach James zu Lou. „Wie war ihre Reise Mr. Mordokai?“ fragte James und blickte zu ihm. Lou lief auf den großen Eichentisch zu und blieb kurz vor diesem stehen. „Sie haben mich erwartet Mr. Taylor?“ fragte Lou ein wenig verblüfft. James grinste und stand auf, ging zum Fenster und lies den Blick über den Garten streifen. „Ich hatte es im Gefühl, das sie heute kommen.“ sprach James. Lou schaute auf die Zigarre und sagte dann mit ruhiger Stimme: „Dann wissen sie auch warum ich hier bin, James. Und bitte, nennen sie mich Lou.“
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Alt 26.10.2012, 08:24   #3
Ex-zonkeye
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Beiträge: 504


Lieber Brutha,

hier erst mal ein Hinweis auf die gröbsten Schnitzer im ersten Teil. Im zweiten gehts ähnlich weiter, aber das erspare ich mir jetzt.

Leider hast Du eine ausgeprägte Neigung zur Redundanz: Du versuchst, dem Leser alles bis ins allerkleinste Detail zu erklären, ohne dass dies aber wirklich notwendig wäre oder dem Fortgang der Handlung diente. Solches macht den Leser nicht schlau, sondern ärgerlich und er gibt den langatmig-langweiligen Text ziemlich rasch aus der Hand. Falls überhaupt, liest er ihn nur noch quer.

Hinzu kommt, dass Dein Text nicht nur sprachliche, sondern - trotz aller Detailversessenheit - auch jede Menge logischer Fehler aufweist. Schau mal:
Zitat:
Das kalte weiße Licht des Kronleuchters Sparlampen in einem Kronleuchter?? durchflutete das Arbeitszimmer. Eine Fensterfront bot Ausblick auf den verwilderten Vorgarten von einem so hell erleuchteten Zimmer aus ist, wenn es draußen schon "ziemlich dunkel" ist, der Habitus eines Gartens nicht mehr erkennbar und die Straße dahinter. Auf der rechten Seite des Zimmers ragte ein Bücherregal in die Höhe. Links stand eine Vitrine, Gläser und edle Schnapsflaschen Du meinst wahrscheinlich "Flaschen mit edlem Schnaps", wobei die Begriffe "Schnaps" und "edel" sich beißen waren darin zu sehen. Neben der Vitrine war stand oder hing eine alte hölzerne Pendeluhr, sie zeigte halb neun Uhr abends. Vor der Fensterfront stand ein massiver Eichenschreibtisch. Die Füße waren sahen aus wie Löwenpranken, die (aussahen, als wollten sie) sich in den dunklen Parkettboden krallen wollten. In einem dunkelroten Ledersessel saß ein Mann an dem Schreibtisch, vor ihm ein Blattpapier vor dem Mann saß bestimmt kein Blattpapier. Korrekt: vor sich ein Blatt Papier. Neben diesem Blatt stand ein Tintenglas in dem eine Feder ruhte Federn ruhen nicht in Tintenfässern, sondern stecken.

Der Mann blickte (geradeaus) zu der großen Doppeltür am anderen Ende des Zimmers. In seiner linken Hand hielt er ein Kristallglas mit Whiskey, in der rechten Hand die Reste einer halb abgebrannten Zigarre eine halb abgebrannte Zigarre oder deren "Reste"? Wie soll man sich das vorstellen?. Er beugte sich zum Schreibtisch vor über den Schreibtisch und klopfte die Asche von der Zigarre ab. Sein Blick ruhte weiter zu auf der Tür, als ob er jemanden erwarten würde erwartete. (Der Mann hieß James Taylor.)

James Taylor war ein junger Mann von fünfunddreißig Jahren mit fünfunddreißig hat man das halbe Leben hinter sich und ist kein junger Mann mehr, hatte kurz(e) rasierte geschnittene braune(n) Haare(n) und strahlend blauen Augen. Er legte seine Zigarre in den Aschenbecher neben dem Tintenglas gibt es noch einen weiteren Aschenbecher? und stand auf. Er ging vor das Fenster wenn der Schreibtisch direkt vor der Fensterfront steht, muss er sich doch nur umdrehen und schaute hinaus, machte sein schwarzes Jackett zu und nippte am an seinem (Glas) Whiskey. Er schaute auf die silberne Uhr an seinem rechten Arm Er hat doch den Regulator im Zimmer, der uns die Uhrzeit bereits explizit angesagt hat: „Halb Neun“ sagte er laut und seufzte. Es war schon ziemlich dunkel draußen und (langsam fing) es fing an zu regnen, die ersten (Regen)tropfen machten sich auf der Scheibe bemerkbar. James schritt vom Fenster weg und lief wieso läuft er? pressierts? zur Vitrine, leerte sein Glas in einem Zug und stellte es an auf der Vitrine ab. Er holte (die) eine Flasche Single Malt aus der Vitrine und goss sich (noch einmal) nach. Er wirkte leicht nervös, als er nochnmal wieder auf die Uhr auf welche denn jetzt? schaute, sich dann das Glas nahm und zurück zum Sessel ging. Er setzte sich, holte die Zigarre aus dem Aschenbecher und zog daran wer sich mit Zigarren ein bisschen auskennt, weiß, dass die längst ausgegangen sein muss. Wieder ruhte sein Blick auf die der Tür (gegenüber). James wartete.
Was soll man Dir raten?

Am besten wäre es wohl, wenn Du, bevor Du selber zu schreiben beginnst, viel Literatur liest und dabei darauf achtest, wie karg versierte Schriftsteller ein Ambiente beschreiben und wie sie nur das ansprechen, was wirklich essentiell ist und der Handlung dient. Sie texten den Leser nicht zu, sondern lassen seiner Fantasie den nötigen Spielraum. Nur so entsteht das "Kopfkino", das unerlässlich ist, wenn ein Roman den Leser in Bann ziehen will.

Die Mängel, die Deine "Schreibe" noch aufweist, sind nicht in ein paar Minuten zu beheben. Im Grunde genommen fehlt es Dir an Erfahrung, Übung und Sorgfalt. Wenn Du Geduld aufbringst und in dieser Richtung an Dir arbeitest, wirds schon noch, da bin ich mir bei Dir ganz sicher.

Und fang jetzt bitte nicht wieder an, mit mir um jedes Komma zu fechten - dazu hab ich keine Lust und keine Zeit. Nimm die wohlmeinende, konstruktive Kritik an oder pfeif auf sie - wir sind, wie schon mal gesagt, nicht in der Schule, sondern in Poetry.de. Und da herrscht Freiheit!

lg zonkeye
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Alt 26.10.2012, 08:42   #4
weiblich Ex-sternschnuppe
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Beiträge: 28


Hallo Brutha,

ich weiß jetzt nicht, wie es in deiner Geschichte weitergeht, aber spontan fällt mir auf, dass du den Leser nur über die Augen daran teilhaben lässt, die anderen Sinne vernachlässigst du. Gerade Zigarrenrauch und Whiskey würden anbieten, auch Geschmack und Geruch einzubinden. So wirkt das Ganze im ersten Moment recht statisch auf mich.

Lieben Gruß
sternschnuppe
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Alt 26.10.2012, 16:57   #5
männlich Brutha
 
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Immer wieder gerne Zonkeye.

Einige Schnitzer sind mir wirklich entgangen, welche die nicht hätten sein sollen. Andere Sachen scheinst du eventuell nicht zu kennen. Milchglas bei Kronleuchtern, geben eine weißes Licht. Eine Zigarre ist keine Zigarette und glüht deutlich länger, weshalb man diese auch eine kurze Zeit liegen lassen kann. (Man soll nur jede Minute daran ziehen)

James läuft/lief zu der Vitrine da er vielleicht den Drang verspürt zu trinken, durch die nervosität, die durch das Warten verursacht wurde. "Ziemlich dunkel" ist hier relativ, je nach Jahreszeit, durch aus noch möglich den Garten zu erkennen. (Straßenlaternen, Mond, ect.pp.)

Es wird nur ein Aschenbecher beschrieben, wie kommst du nun darauf, es könnte einen zweiten geben? Er holte sich "die" Flasche Single Malt herraus, da nur eine da war und nicht mehrere.


Zu guter letzt fünfunddreißig ist kein alter und hat auch nichts mit der hälfte des Lebens zu tun.

Bei den anderen Schnitzern, geb ich dir recht, hätten nicht sein dürfen bzw. falsch beschrieben. Natürlich sehen die Füße die Schreibtischen aus wie Pranken und sind keine.

Ansonsten frag ich mich, weshalb du bei manchen Sachen ziemlich kleinlich ins Detail gehst, aber Detailverliebtheit dann als negativ bewertest. Noch kannst du nicht wissen, ob die Dinge wichtig sind oder nicht, es sei denn, du weißt wie es weiter geht.

Deine Ratschläge sind "meistens" gut, aber Zwing Leuten nicht immer deinen Willen auf. Es kommt bei dir so rüber (natürlich interpretiere ich da mit rein, da ich deine Stimmlage ja nicht vernehmen kann) als wäre deine Art die einzig richtige. Trotzdem bin ich gerne Lernfähig und nehme Kritik.

mfg.

Brutha
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Alt 26.10.2012, 17:18   #6
Ex-zonkeye
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Ich schrieb doch gerade eben unmissverständlich:
Zitat:
Und fang jetzt bitte nicht wieder an, mit mir um jedes Komma zu fechten - dazu hab ich keine Lust und keine Zeit. Nimm die wohlmeinende, konstruktive Kritik an oder pfeif auf sie - wir sind, wie schon mal gesagt, nicht in der Schule, sondern in Poetry.de. Und da herrscht Freiheit!
Sei sei gut und beherzige wenigstens das.

Vielen Dank!

zonkeye
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Alt 26.10.2012, 17:51   #7
männlich Brutha
 
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Kapitel 3: Familie

Der Rasen war gemäht, die Rosenbüsche ordentlich gestutzt und alles roch frisch und lebendig. Seine Tochter Elisabeth spielte im Garten verstecken mit dem Kindermädchen. Er lächelte und verspürte ein warmes Gefühl in seinem Herzen wenn er ihr, von seinem Fenster im Arbeitszimmer aus, zusah. James ging zu seinem Sessel, setzte sich hin und schrieb an seiner Arbeit weiter. Viel hatte er nicht mehr vor sich, denn seine Kollegen aus der Pharmazie hatten das meiste schon für ihn gemacht. Lediglich zusammentragen, seinen Namen darunter setzten und er war fertig. Er kümmerte sich nicht um seine Kollege, die sollten froh sein, dass sie unter ihm arbeiten durften und somit gebührte aller Ruhm ihm. James lächelte. Durch die Veröffentlichung der neuen Methode konnte die Firma viel Geld sparen und er würde wieder einen netten Bonus und die Erwähnung in einer Fachzeitschrift, als Visionär, bekommen.

Die Tür öffnete sich und seine bezaubernde Frau Clara kam hinein. Sie war wunderschön, hatte lange gelockte braune Haare, die ihr bis über die Brüste reichten. In ihren Smaragd grünen Augen konnte man sich verlieren und immer wenn James sie sah, wurde er leicht erregt. Clara kam um den Schreibtisch herum, ihr weißes Sommerkleid betonte geschickt ihre Kurven, sie lehnte sich an den Tisch. „Liebling“ hauchte sie zärtlich zu ihm, „du arbeitest schon wieder so lange. Komm lass uns den schönen Tag genießen und etwas Zeit mit unserer Tochter verbringen.“ James schaute von seiner Schreibmaschine auf und blickte Clara in die Augen, dann drehte er den Sessel und zog seine Frau zu sich ran. „Ich kann heute nicht, Schatz. Ich hab noch Arbeit zu erledigen, sobald ich fertig bin, werden wir die Tage zusammen verbringen. Ich verspreche es dir.“ Sagte er und schaute entzückt auf ihren Vorbau. Die Gesichtszüge seiner Frau wurden ernster, verschwunden das Lächeln und mit kalter, trauriger Stimme sagte sie „Nie hast du Zeit für uns! Du denkst immer nur an deine verdammte Arbeit! Ich kann machen, was ich möchte, doch du berührst mich nicht mal mehr. Dir wäre es doch total gleichgültig ob wir hier sind oder nicht!“ Dann löste sie sich aus seinen Armen, ging zur Tür hinaus und knallte sie zu. Nachdem der Lärm verschwunden war, kehrte wieder Stille ein und James verfluchte sich selbst dafür. Seine Arbeit war ihm wichtig und er verlor sich mehr und mehr in ihr.

James hatte im Leben immer schon glück gehabt. Eine wunderschöne Frau, eine liebreizende Tochter, das geerbte Geld und einen Job den er liebte und perfekt beherrschte. Doch etwas anderes machte ihm am meisten Spaß, andere Leute leiden zu sehen, ihre Existenz zu vernichten und sie mit Genuss fertig zu machen. Das gab James ein Gefühl von Macht, Macht über andere zu haben und sie für sich arbeiten zu lassen. Bei diesen Gedanken grinste James und fing an hämisch zu lachen. Niemand würde ihn das alles nehmen können und egal was auch passiert, er wäre der Sieger.

Er stand auf und holte sich eine Flasche Cognac aus der Vitrine, goss sich ein Glas ein und trank einen kleinen Schluck. Der sanfte Geschmack tanzte auf seinen Lippen, kitzelten die Geschmacksknospen der Zunge und glitt wie Öl seine Kehle hinunter. Er schloss die Augen dabei und war völlig entspannt, es war das gleiche Gefühl, als wenn er seine Frau küsste.

„James, James, James.“ Sagte Lou und riss ihn aus seinen Gedanken. „Denkst du wieder an deine Frau und deine Tochter? Sie haben sich so danach gesehnt, nach der Liebe ihres Mannes und Vaters. Du hattest sie nicht verdient, hast sie als selbstverständlich hingenommen und wie einen netten Zeitvertreib behandelt.“ Der alte Mann grinste als er das sagte. Eine kleine Pfütze bildete sich unter seinen Stiefeln und die Nässe tropfte von seinem Mantel auf den Parkett. James drehte sich um, Trauer in seinen Augen war zu sehen und mit verzweifelter Stimme sagte er: „Du weißt ich habe das nie gewollt, Lou!“ Lou grinste immer noch und gab ruhig von sich: „Du kanntest den Preis für deinen Erfolg.“
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