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Alt 06.07.2010, 01:58   #1
männlich sturmstill
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 24

Standard Das Foto - oder die Kunst ein Phoenix zu sein

Das Foto
oder die Kunst ein Phoenix zu sein


„Der Herr nimmt uns niemals etwas,
ohne uns etwas Besseres dafür zu geben.“
Corrie ten Boom


Strassenlaterne. Eine Gasse mit Kopfsteinpflaster. Er zündet sich eine Zigarette an, steht im Schein dieses künstlichen Lichts und beobachtet, wie die Glut langsam in Rauch aufgeht und in wirren Formen seinen Weg Richtung nächtlichem Sternenhimmel sucht. Gedanken kreisen ihm durch seinen Kopf.
Er vergisst sich, ascht nicht ab. Wünscht er sich wie ein Phoenix aus seiner Asche aufzustehen und das Leben neu leben zu lernen, mit dem Wissen wieder und wieder zu sterben und neu geboren zu werden? Die Zigarette landet auf dem Bordsteinpflaster und ertrinkt im letzten Rest des kurz zuvor herrschenden Regens.
Schachtel leer. Die Letzte. Er durchforstet seine Taschen. Die Viecher über ihm tanzen. Angezogen vom Neonlicht. Seine Taschen sind leer. Fast. Ein Foto fällt und liegt auf dem durchtränkten Kopfstein. Er hebt das Stück Papier auf.
Das Licht, die Gasse und die leichten Spiegelungen der teilweise beleuchteten Fenster über ihn erwecken ein Gefühl in ihm, das er bis Dato nicht vermochte zu fühlen. Das Foto spricht mit ihm in tausend Worten und letzten Endes spricht nur ein Wort ihn gerade an: Sterben! Das Sterben, selbst sterben, zum Sterben geboren sein. Letzten Endes ist es egal in welchem Satzzusammenhang dieses Wort verwendet wird. Es behält in Allem seine negative Bedeutung bei, wie Rückenschmerzen.

Er schließt die Tür zu seiner Wohnung auf. Licht an machen, Jacke aufhängen und
Kippen suchen gehen. Eine Platte „anschmeißen“, sich in den einzigen Sessel in der Wohnung setzen und sich „Eine“ anstecken. Das Knistern der Zigarette, während des Anzündens und bei jedem Inhalieren, beruhigt ihn. Wie so etwas Kleines so eine große Auswirkung haben kann. Na ja egal. Er kramt in seinen Taschen herum und hält das Foto vor sich. Betrachtet es. Balanciert das Stückchen Papier mit seinen Fingern umher. Abaschen nicht vergessen. Er zieht den Aschenbecher näher zu sich heran. War es nun das, wonach er sich gesehnt hat? Alles scheint so kurz. Eine U-Bahnfahrt, eine Zigarettenlänge, eine Schallplattenseite, ein Stückchen Wurst frisch vom Schlachter, der kurze Aufschrei während eines Orgasmuses, oder das Bezahlen an der Kasse. Überall zieht der Schatten der Zeit an uns Menschen vorüber und scheint uns zu überholen! Schnellere Autos, schnellere Computer, schnellere Kaffeemaschinen, schnelleres Internet, schnellere Toilettenspülungen, aber bitte umweltschonend und schnellere Geschirrspülmaschinen mit Auqastop, oder war das bei den Waschmaschinen der Fall? Überall Erneuerungen, so viel Technik, so viel „Erleichterung“? Alles wird vereinfacht, warum nicht das eine, ohne das kein Mensch überleben kann? Warum ist so etwas Kleines und doch so Großes so schwer zu bändigen, zu erleichtern? Seine Gesichtszüge ähneln denen von Leuten, die morgens aufstehen und am Abend zuvor zu tief ins Glas geschaut haben. Wie war das mit der Länge von Schallplattenseiten? Schallplatte wechseln! Neue Zigarette! Während das Bild weiter durch seine Finger gleitet, schießt ein Gedanke in seinen Kopf, prallt am Verstand ab und stürzt in sein Herz hinein! Aua! Er spürt einen eigenartigen Schmerz! Alles war zu schnell. Zu schnell fing es an, zu schnell gewöhnte er sich daran, stolperte innerlich und zu schnell hörte es wieder auf!
Der Tisch. Eine Flasche Wein steht. Wartet. Verspricht Erleichterung, Genuss und ein Hauch von königlichem Dasein. Sie wird entblößt. Der Korken landet auf dem leicht zerkratzen Parkett. Ein Schluck, ein Zug. Wiederholung. Wiederholungen versprechen nicht viel. Gute Dinge lässt er aber gerne wiederholen. Nicht zu oft, sonst verliert der Film, die Musik, oder auch der Alkohol seinen Reiz, seine Magie!
Jetzt lässt er es einfach geschehen und seine Ein-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad, leider ohne Badewanne, wird zum Universum, zur Erde, zu Allem und zu Nichts. Alles verschwimmt in einen Moment, im Jetzt. Das Foto gleitet aus seiner Hand, fällt sachte auf den Tisch und landet in einem Hauch von Asche! Milliarden Lichter, die Meere, die Küsten, die Tiere, die Sonnenauf- und untergänge verbinden sich zu einem Moment, zu einem Lied, zu einem Atemzug. Seine Augen werden schwer. Die Zigarette in seiner Hand führt die letzten Sekunden ihres Lebens in Würde, bis sie mit letzter Kraft im Aschenbecher ihr Ende findet. Es ist vorbei. Er schläft ein.
sturmstill ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2010, 02:12   #2
männlich sturmstill
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 24

...ist der Anfagn von etwas, was ich noch nicht weiß. Kurzgeschichte, gar Buch? Mal sehen.
sturmstill ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2010, 11:20   #3
weiblich Lux
 
Benutzerbild von Lux
 
Dabei seit: 03/2010
Alter: 38
Beiträge: 839

Ein guter Anfang, meiner Meinung nach. Mir gefällt die Stimmung, die der Text beim Lesen hervoruft, die Beschreibung des Rauchens, des Trinkens, des Grübelns, des Trauens.
Allerdings reicht mir der Inhalt nicht aus... wie geht es denn weiter? Bislang hast du ein paar Momente sehr gut beschrieben, aber eine Geschichte hat sich noch nicht entwickelt. Aber ich bin schon gespannt :-)

LG
Lux
Lux ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2010, 11:33   #4
männlich sturmstill
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 24

...wie es weiter geht, kann ich dir auch nicht sagen. Momentan weiß ich es
nicht. Es ist erstmal die aktuelle Fassung. Wenn ich wieder neue Impulse habe, schreibe ich weiter.
sturmstill ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2010, 23:05   #5
männlich sturmstill
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 24

...mittlerweile ist mir klar, der obige text ist ein Teil einer Kapitels. Alles läuft auf eine größere Geschichte hin merke ich, in der ich autobiografische, wie Erlegnisse, Situation und Erfahrungen von anderen Leuten, die mir so begegnen, einbauen werde. Einen groben Plot habe ich schon. Die Figur, der Mann, die Gestalt fühlt sich langsam mit Inhalt. Der name ist schon da, sein Alter. Alles andere wird sich in der nächsten Zeit entwickeln, denke ich.

Soweit von mir, bis in einigen Jahren
sturmstill ist offline   Mit Zitat antworten
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