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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 26.09.2020, 13:59   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Achilleus Ferse

Einst stand ein Haus von edlem Werk,
mit kühnem Herzen war’s gebaut,
so mächtig wie ein Alpenberg,
den selbst ein Gott noch nie geschaut.

Die Liebe hatte, Stein für Stein,
die festen Wände hochgesetzt,
die Lust stand für den Mörtel ein,
Agape war als Dach geschätzt.

Und doch: Der Sturm fand einen Riss,
erst fein und glatt wie Engelshaar,
der Wind blies ihn zu einem Schmiss,
dem trägen Auge nicht gewahr.

Die Liebe übersah den Bruch,
der ihre Wand zerbersten ließ.
Zurück blieb jener Staubgeruch,
der Seelen bindet ans Verlies.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2020, 22:32   #2
wolfgang
 
Dabei seit: 02/2005
Beiträge: 223

Hallo Ilka,

Agape kannte ich bisher nicht, wieder dazugelernt!

Beim Lesen fielen mir Ungereimtheiten auf, etwa, dass die Liebe ein Haus baut, dass selbst einen Gott überrascht.

Wenn man so schreibt, lässt das die Möglichkeit mehrerer Götter offen. Mit Agape sind wir doch im Christentum - und da gibt es bekanntlich nur einen Gott.

Auch der Schluss überrascht: Wie passt ein Verließ ins christliche Bild?

Und kaum bricht das Haus der Liebe zusammen, sind die Seelen (Gestorbene?) ans Verließ gekettet. Wie kamen sie dahin?

Zwar kann man einen Riss als Achillesferse bezeichnen, das scheint mir aber zur Agape und dem Engelshaar nicht zu passen.

Ja, das sind einige Fragen. Vielleicht regen sie an!

Gruß

Wolfgang
wolfgang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2020, 22:56   #3
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.042

Wo steht, dass ein Gott das Haus noch nie geschaut hat, und wo steht, dass er überrascht ist?

Zitat:
Einst stand ein Haus von edlem Werk,
mit kühnem Herzen war’s gebaut,
so mächtig wie ein Alpenberg,
den selbst ein Gott noch nie geschaut
.
In der Strophe steht, dass Gott einen (derart mächtigen) Berg noch nie geschaut hat. Das Haus ist selbst auch nur eine Metapher, kann also als Gebäude ebenso wenig gesehen werden wie der Berg. Von Überraschung steht in der Strophe gar nichts.

Agape - sie ist als Begriff nicht nur mit dem Christentum verbunden. In der Psychologie versteht man darunter die liebende, fürsorgliche Hingabe, also jene Form der Verbundenheit, die im Gegensatz zu der sexuell-begehrenden Liebe (Eros) bis zum Lebensende Bestand haben kann. Genau genommen spricht man von einer gelungenen Beziehung, wenn Eros, Filia und Agape zusammenkommen.

Ich habe den Eindruck, dass du nicht ganz dahintergestiegen bist, auf was ich mit dem Gedicht hinaus wollte, denn es besteht ausschließlich aus Metaphern, die du jedoch allzu wörtlich aufzufassen scheinst.
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