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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 30.11.2012, 18:33   #1
männlich Perry
 
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Beiträge: 3.762

Standard novemberhäuser

jahrüber gehen viele
ein und aus
nur im spätherbst bleiben
türen zu liegt stille
im abgezogenen

gestern noch sammler
mit großen augen
halten jetzt
fensterhöhlen ausschau
nach heimkehrenden

wie damals
als kühne seefahrer
an der küste wohnten
zuviele draußen
auf dem meer blieben
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Alt 08.12.2012, 23:57   #2
weiblich Poetibus
 
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Beiträge: 562

Hallo, Perry,

hier finde ich eindeutig die zweite Strophe am besten - und am "stärksten". Das heißt nicht, dass mir Strophe 1 und 3 nicht gefallen, aber die zweite ist wirklich besonders gelungen.

Zitat:
gestern noch sammler
mit großen augen
halten jetzt
fensterhöhlen ausschau
nach heimkehrenden
Es ist die "Gegenüberstellung" von Vergangenheit und Gegenwart und die gewählten Metaphern. Die "großen Augen" assoziiere ich mit "Kindheit, Jugend, Lebendigkeit" - die "ausschauhaltenden Fensterhöhlen" irgendwie mit "Vergänglichkeit und Tod (bzw. Lebensende)". Das wollte ich gerne separat erwähnen. Auch der Ausdruck "Sammler" gefällt mir. Sammeln von Eindrücken, Erlebnissen, Gegenständen und - Menschen. Ich empfinde es beim Lesen so, als ob das Haus selbst etwas "Lebendiges" wäre, das nun vergeblich auf "Heimkehrende" wartet. Obwohl das auch im übertragenen Sinne das "innere Haus" eines Menschen sein kann ...

Schön ist der Titel: "Novemberhäuser". Es ist still geworden, das Leben ist "abgezogen". Auch die Metapher "Meer" - ja, das Leben habe ich auch schon damit in Bezug gesetzt. Schließlich ist es auch wirklich so ähnlich - stürmisches Wetter, wogende See; dann wieder spiegelglattes Wasser und Sonnenschein. Leben im "Wellengang".

Mal wieder gerne gelesen.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 09.12.2012, 12:08   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
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Beiträge: 10.909

Hallo Perry,

deine Überblendung von Spätherbst mit todbringendem Meer, der Fenster mit den Augen, die suchen, was noch vermisst und schon halb verloren ist, gefällt mir. Schön, wie dadurch das Heute und das Früher ineinander verflochten sind.

Alles Gute wünscht

gummibaum
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Alt 09.12.2012, 13:19   #4
männlich Perry
 
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Alter: 71
Beiträge: 3.762

Hallo Poetibus,
die Realebene mit den Ferienhäusern an der Küste, die in der Nebensaison verlassen ausharren, ist natürlich eine Metapher für das Leben, das ja ähnliche Zyklen durchläuft. Freut mich, dass Du die übertragenen Bilder herausspüren konntest.
Danke fürs Verweilen und LG
Perry

Hallo gummibaum,
wenn man bereits durch viele Brillen des Lebens geblickt hat, dann sieht man die Parallelen des Kommen und Gehens in Natur und Geschichte immer deutlicher. Danke fürs Aufflechten der Bilder und LG
Perry
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