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Alt 09.03.2019, 23:19   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.687


Standard Die Lüge

Du hast gelogen. Du hast verdammt nochmal gelogen. An dem Abend, an dem Christian starb, warst du nicht bei Tom und Helena. Ich habe Helena heute getroffen. Sie erzählte mir von ihrem Mallorca-Trip, vier Tage, Donnerstag bis Freitag, spottbillig und alles inklusive. Donnerstags weg und sonntags zurück. Das heißt, Tom und Helena waren samstags gar nicht zu Hause, an dem Samstag, an dem du bei ihnen gewesen sein willst. Mein Gott, was hast du getan? Ich habe die Blutspuren an deiner Kleidung gesehen, doch ich dachte, sie seien von dir. Du hast ja auch gesagt, du hast dich verletzt. Und ich dumme Kuh habe dir geglaubt.
Verdammt, was jetzt?
Ja, ich weiß, auch ich habe gelogen. Ich habe dich belogen. Wie hast du nur herausgefunden, dass Christian mein Geliebter war? Wir haben niemanden etwas gesagt. Wir waren so vorsichtig. Und so oder so wäre die ganze Sache bald zu Ende gewesen.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wahrscheinlich gar nichts. Du hast gelogen. Ich habe gelogen.
Eigentlich sind wir quitt.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2019, 20:42   #2
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954


Hallo Silbermöwe,

ich finde deinen Blick in die Gedankengänge einer völlig berechnenden Person sehr spannend. Vom Aufbau her finde ich diese Geschichte sehr gut geführt. Das Ende ist überraschend, die kühle Distanz lässt mich an eine Psychopathin denken.

Da ist Wut ("verdammt nochmal"), aber plötzlich ist das Ratlosigkeit und schließlich Gleichgültigkeit. Diese muss verwundern, wenn doch gerade der Geliebte getötet wurde (so verstehe ich es). Vermutlich ist die erzählende Person letztlich sogar froh über diese Problemlösung. Das könnte ich mir hier als logische Weiterführung in der Innenwelt vorstellen.

Mir sagt dieser Text sehr zu. Ich nehme ihn zu meinen Favoriten.

Freundliche Grüße von
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2019, 21:58   #3
männlich Vers-Auen
 
Benutzerbild von Vers-Auen
 
Dabei seit: 12/2017
Ort: Jenseits von Eden
Beiträge: 2.196


Wenn der Geliebte tatsächlich getötet wurde,
dann ist das Li tatsächlich eine Psychopatin
und Mittäterin. Das Li frägt sich, was soll ich tun?
Natürlich und selbstverständlich, geht man in so
einem Fall sofort zu der Kriminalpolizei.
Vers-Auen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.03.2019, 07:37   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.687


Zitat:
Zitat von Vers-Auen Beitrag anzeigen
Hallo Silbermöwe,
Du stelltest die Fragen; Verdammt, was jetzt? Ich weiß nicht, was ich tun soll……..

LG
Hallo Vers-Auen,

nein, nicht ich, die Protagonistin stellte die Fragen. Und zwar an sich selbst, nicht in dem Sinne, dass sie wirklich Ratschläge erwarten würde.

Zitat:
Zitat von Stachel Beitrag anzeigen
Hallo Silbermöwe,

ich finde deinen Blick in die Gedankengänge einer völlig berechnenden Person sehr spannend. Vom Aufbau her finde ich diese Geschichte sehr gut geführt. Das Ende ist überraschend, die kühle Distanz lässt mich an eine Psychopathin denken.

Da ist Wut ("verdammt nochmal"), aber plötzlich ist das Ratlosigkeit und schließlich Gleichgültigkeit. Diese muss verwundern, wenn doch gerade der Geliebte getötet wurde (so verstehe ich es). Vermutlich ist die erzählende Person letztlich sogar froh über diese Problemlösung. Das könnte ich mir hier als logische Weiterführung in der Innenwelt vorstellen.

Mir sagt dieser Text sehr zu. Ich nehme ihn zu meinen Favoriten.

Freundliche Grüße von
Stachel
Hallo Stachel,.

das freut mich wirklich sehr! Ich glaube, das ist der erste Prosatext von mir überhaupt, den du kommentiert hast. Allein das ist schon toll. Und der Text bei deinen Favoriten eine große Ehre.
Dankeschön!

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
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