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Alt 06.05.2020, 19:34   #1
männlich Beislhans
 
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Standard Koni aus em Tierheim

Ich wusste bis vor ein paar Tagen nicht, wie ein einziger Besuch im Tierheim mein Leben verändern würde. Anlass war die Freundin einer Bekannten, die neben einem ausgeprägten Altruismus noch einen fast pathologischen Hundetick hatte. Das erfuhr ich aber erst, nachdem ich mich überreden ließ sie an einem Samstag Nachmittag zum Hundeäußerln zu begleiten. Ich war zuerst etwas verwundert, als ich ihre etwas nuttige Aufmachung sah, fand es aber dann ziemlich teasing, als sie sich ins Auto setzte und ihr kurzer Rock gefährlich nach oben rutschte. Ich wusste, was sie vorhatte und auch, dass sie nur darauf wartete bis ich ihr zwischen die Schenkel fasste. Im Tierheim angekommen, wurden wir von der Leiterin, einer älteren Dame, sehr freundlich begrüßt und sogleich herum geführt. Die Hunde waren in Käfigen untergebracht und es schien, als wüssten sie, dass sie nun etwas Auslauf genießen durften. Jeder Käfig war mit Namen beschriftet und langsam gingen wir an den Namen vorbei. Ein Käfig war mit Telephon beschriftet, ein anderer mit Konjunktiv. Die Leiterin erklärte, dass diese Hunde es besonders schwer hätten aus dem Käfig heraus zu kommen, weil niemand sie haben wolle. Ich schaute mir den Konjunktivköter etwas länger an und war von seinem traurigen Blick direkt berührt. Ich sagte zu meiner Bekannten, dass ich den Konjunktiv gerne mitnehmen wollte, obwohl ich sah, dass meine Bekannte zu dem Terrier gegenüber schielte. Sie war aber einverstanden, als ihr sagte, dass zehn Gehminuten ein versteckter Hochsitz wäre, den ich ihr gerne zeigen würde. Der kleine Konjunktiv zeigte Anzeichen von Freude, als er die Hundeleine sah und wedelte zaghaft mit dem Schwanz. Gleich hinter dem Tierheim begann eine große Wiese mit einem angrenzenden Wald. Ich sagte zu dem Hund im freundlichen Ton, dass wir ihn gerne Koni nennen würden und zu unserer Überraschung sagte Koni, "Ich zöge Konjunktiv zwar vor aber wenn du meist, so sei es denn." Wir waren erst mal sprachlos. Ein sprechender Hund ... wow. Nach ein paar Minuten erreichten wir eine lauschige Bank, die aber ringsrum von allerlei Unrat verschandelt war, den achtlose Spaziergänger weggeworfen hatten. Koni sagte unvermittelt, "hübe jeder seinen Müll auf, sähe es hier viel hübscher aus". Meine Bekannte bog sich vor Lachen und ließ sich auf die Bank fallen. Sie bekam kaum noch Luft und stöhnte, "wir hätten doch den Terrier nehmen sollen, der hätte wenigstens keinen Bullshit erzählt". Ich sagte, dass wir froh sein sollten, dass Koni überhaupt sprechen könne und Koni verbesserte sogleich, "spräche ... spräche soll es heißen!" Meine Bekannte sagte darauf, dass, wenn er noch einmal sein Maul aufmachen würde, sie die Töle sofort zurück bringen wolle und Koni setzte einen beleidigten Blick auf. "Ich bin für freie Rede, auch wenn es ein Hund ist", sagte ich im bestimmten Ton. Meine Bekannte war ziemlich humorlos und sprang sichtlich genervt von der Bank auf und sagte verächtlich, "dann kannst du ab hier mit dem Viech alleine gehen und dir auf dem Hochsitz selber einen runter holen! Ich jedenfalls rufe mir jetzt ein Taxi". Koni und ich setzten von da an unseren Spaziergang alleine fort und es dauerte nicht lange, bis das arme Tier seinen Leidenslauf schilderte. Früher wurde er in Gymnasien der Oberstufe zitiert und gelesen aber das war schon lange her. Er konnte detailliert seinen Stammbaum von Rilke über Hölderlin, bis hin zu Chamisso runterbeten aber heute würden alle lachen, wenn er von schwöllen und zöge sprach, Wörter, die er so gerne mochte. Er stünde kurz vorm Aussterben, denn erfrören nicht auch die schönsten Blumen in Kälte und Mißachtung? Ich versuchte ihn zu beschwichtigen, dass ich seinen Tod so nah nicht sähe und machte mich erbötig ihm zu helfen. "Bei allen Göttern, wenn das gelänge?" seufzte Koni und knickte das rechte Ohr etwas ein. Ich erzählte ihm von einer bestimmten Lyrikwiese, die ich kenne und da wäre es noch so wie früher zu Ebner Eschenbachs Zeiten. Man spricht auch von der sogenannten Schwurbeldeutschwiese bedeutete ich ihm geheimnisvoll und seine braunen Augen begannen etwas zu leuchten. Sicher wäre das kein großer Bahnhof und Literatenpreise gäbe es mitnichten zu gewinnen aber ich könnte dort des öfteren kleinere Konjunktivsamen ausstreuen, die vielleicht dort in Gesellschaft gedeihen könnten. Koni war nun voller Hoffnung und zog erwartungsvoll an der Leine. Natürlich müsste ich die kleinen Konjunktive mit einem gehörig Maß an Sarkasmus streuen, brächten sie den gewünschten Ertrag aber das würde von den Schwurbilanten sicher niemand bemerken, versicherte ich Koni. Wie erwartet, war er's zufrieden, froh, dass ich seinem Aussterben einen gewissen Aufschub verschafft hatte. Meinen weiteren konjunktiven Ausführungen über die typischen Lyrikkrankheitsbilder wie Synapsenplaque und dem damit einhergehenden Dunning-Kruger Syndrom hörte Koni nur noch mit halben Ohr zu, auch dass er mich um den Hochsitzdate gebracht hatte, störte ihn nur wenig - er war endlich wieder glücklich.
.
Keine Zeit mehr für Korrektur ... muss noch schnell Bier kaufen.
Beislhans ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2020, 19:43   #2
männlich Eisenvorhang
 
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Na Hans,

hat es der Konjunktiv nach poetry geschafft!

Willkommen hier, füge doch bitte ein paar Absätze ein, wenn das Bier leer ist...

Guten Start, leb dich gut ein und wie ich bisher überflogen habe, auch gut geschrieben!

vlg

EV
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2020, 22:44   #3
männlich Beislhans
 
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Na EV ... wir werden sehen. Mein erster Besuch hier vor Jahren war nur ein kurzes Gastspiel. Ich danke für deine nette Begrüßung... wir lesen uns. Gruß vom Hans
Beislhans ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2020, 07:10   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Beislhans,

Zitat:
. Keine Zeit mehr für Korrektur ... muss noch schnell Bier kaufen.
Schade, dass dir das Bier wichtiger war als die Korrektur bzw. deine Leser. Sonst hätte ich die Geschichte vielleicht zu Ende gelesen.

Schon allein ein paar Absätze würden den Text lesefreundlicher machen. Und gleich im Titel ein Rechtschreibfehler sieht auch nicht gut aus.

Und das hier:
Zitat:
.Meine Bekannte war ziemlich humorlos und sprang sichtlich genervt von der Bank auf und sagte verächtlich, "dann kannst du ab hier mit dem Viech alleine gehen und dir auf dem Hochsitz selber einen runter holen! Ich jedenfalls rufe mir jetzt ein Taxi".
sähe so viel besser aus:

Meine Bekannte war ziemlich humorlos und sprang sichtlich genervt von der Bank auf. „Dann kannst du ab hier mit dem Viech alleine gehen und dir auf dem Hochsitz selber einen runter holen!", sagte sie verächtlich. „Ich jedenfalls rufe mir jetzt ein Taxi".
"sagte sie verächtlich" könnte man auch ganz weglassen...

Noch ein Tipp:
Zitat:
. Meine Bekannte sagte darauf, dass, wenn er noch einmal sein Maul aufmachen würde, sie die Töle sofort zurück bringen wolle und Koni setzte einen beleidigten Blick auf. "Ich bin für freie Rede, auch wenn es ein Hund ist", sagte ich im bestimmten Ton.
Wenn ein anderer Protagonist im Text in wörtlicher Rede spricht, erfolgt ein Zeilenumbruch, also ab "Ich bin für freie Rede" in der nächsten Zeile schreiben.

LG DieSilbermöwe

Geändert von DieSilbermöwe (08.05.2020 um 09:27 Uhr)
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2020, 10:55   #5
männlich Beislhans
 
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Beiträge: 51


Hallo SM, du hast dir Mühe gemacht. Das ist toll. Es gibt Momente, da ist ein kaltes Bier wichtiger als alles andere auf der Welt. Wie geht's dir so? Schönen Sonntag wünsch ich dir. Gruß vom Hans
Beislhans ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2020, 12:08   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.687


Hallo Beislhans,

naja, ich trinke gar kein Bier, weil ich es nicht mag, bin eher für Wein und Sekt. Aber okay, ich kann schon nachvollziehen, was du meinst. Trotzdem würde ich, wenn ich eine Geschichte einstelle, den Leser nicht damit brüskieren, keine Zeit mehr für die Korrektur gehabt zu haben. Selbst wenn, muss man es ja nicht auch noch unter die Geschichte schreiben.
Ansonsten geht es mir gut, danke der Nachfrage.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2020, 12:24   #7
männlich Beislhans
 
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Beiträge: 51


Hi SM, eigentlich war's als Unfug gedacht, ich hatte sonst grad nix auf dem Handy. Es freut mich, dass es dir gut geht. In solchen Zeiten ist Gesundheit alles. Vielleicht trinken wir mal nen Kaffee. Schönen Sonntag. Gruß vom Hans
Beislhans ist offline   Mit Zitat antworten
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