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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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06.06.2006, 14:02 | #1 |
bunsenbrenner
ich kenne mich mit liebe aus
ich wurde schon als kind gefickt und aus dem elternhaus heraus nicht nur zum kinderspiel geschickt du riebst dir nur die seele wund du littest gern an selbstmitleid und säufst in tränen ohne grund nicht nur der himmel ist dir weit ich schwitze stinke schreie blute ich bin gewöhnlich sprachlos laut und ist mir revolutionär zumute nicht nur dem dichter vor mir graut du klagst singst weinst schluchzt wortgewandt du bist als laus im pelz geduldet und gern als ablass anerkannt nicht nur bigottes sohn geschuldet |
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08.06.2006, 12:48 | #2 |
Wortgewandt und sehr wütend, erzählt hier das lI sein Leben, und buhlt um Mitleid. Jedoch kriegt es vom lD weder eine Zustimmung noch verbale Streicheleinheiten. Im Gegenteil, der Spiegel wird vorgehalten und die arme Kreatur kriegt gleich noch eins drauf. Arme Sau!
Ich könnte mich hier jetzt auf das *gefickt* einschiessen, sehe es aber eher im Sinne von *verarscht*. Von daher keine Abhandlung über Gewalt an Kindern. In der 3. Strophe fehlt mir, zum *und* ein *dann*. Da hakt der Satz, damit du den Endreim auf *laut* hinkriegst. Auch nach mehrmaligem Lesen will es mir so nicht gefallen, aber sonst, sehr tough [sagt man so, im englichen Sprachraum, oder?], sehr gekonnt und nah am Leben. lg gaston |
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08.06.2006, 17:02 | #3 |
Merci, Gaston!
Ja, entschuldige bitte, falls ich das hätte kennzeichnen müssen, von wegen explicit lyrics oder so. Hier ist das tatsächlich eher direkt gemeint, daher auch Zeile 4. Erstaunlich und selbstverständlich nachvollziehbar und naheliegend finde ich deine Lesart, dass die Strophen 2 und 4 quasi aus der Sciht des lyrischen Du an das lyrische Ich gewandt sind! Das finde ich richtig cool und gefällt mir auch sehr gut. Gedacht habe ich es nicht so, alle vier Strophen sollten vom lyr. Ich gesprochen sein und das Ganze daher eher eine Anklage an das Lyrische Du. Vielen Dank für diese neue Sichtweise! Deinen Hinweis zur 3.Strophe verstehe ich nicht ganz. Natürlich ist das im strengen Sinn keine ordentliche Syntax ("graut nicht nur dem Dichter vor mir" wäre korrekt), im Schriftdeutschen, im gehobenen zumal, aber doch durchaus üblich/zulässig. Ich gebe aber gerne zu, dass da ein wunder Punkt ist. Sei gegüßt. Peter |
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08.06.2006, 17:49 | #4 |
De rien!
Es gibt nichts zu entschuldigen, nur kann man natürlich diese Worte auch anders interpretieren, sofern man sensibel zu diesem Thema steht, was jetzt gerade sehr in Mode zu sein scheint. Aber wo kein Richter ist, ist auch kein Henker. Für mich war das ganz klar ein Dialog, aber natürlich sehe ich [jetzt] deine Intention. Erstaunlich, wie verschieden der Leser auffasst, was der Autor eigentlich ausdrücken will. Aber auch recht amüsant, n’est-ce-pas? Wunde Punkte schmerzen meist nur, wenn einer darauf drückt. Lass mich also derjenige sein, denn obwohl Schriftdeutsch nicht meine Muttersprache ist, kann ich über diesen Stolperstein nicht hinwegsehen. Es gefällt mir einfach nicht, kanns nicht ändern! Ich bin kein Fan von Vorschlägen, der Autor soll gefälligst selber arbeiten, aber ich würds etwa so formulieren: ich schwitze stinke schreie blute ich bin gewöhnlich sprachlos laut und ist mir revolutionär zumute dann sing ich dass dem dichter graut Irgendwas in der Art. Du wirst selber etwas finden, du bist darin [soweit ich gelesen habe] doué. lg gaston |
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