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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 30.03.2012, 01:04   #1
weiblich Nebelung
 
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Standard Nebengassen

Es drängt mich, leere Wege will ich gehen.
Fast lautlos trägt mein schneller Schritt vors Haus.
Kalt kriecht die Nacht, mir fällt es schwer zu sehen,
es scheint, dass jede Farbe ihr entwich.
Ich lauf hinein und finde kein Hinaus,
der Nebel schleicht durch Gassen, über mich.
Die Wehmut liegt in ihren letzten Wehen

und zwischen Strophen schweigt die Nachtigall.
Ich lausch dem welken Rauschen kalten Windes,
er streift fast liebevoll das finstre Tal,
und schrumpfe auf die Größe eines Kindes.
Vom Leben dacht ich, groß seis und ich find es,
bisweilen, einst, ein andermal.
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Alt 30.03.2012, 08:41   #2
Thing
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Halli Hallo, Nebelung -

ein Geducht, das mir außerordentlich gut gefällt.
Lediglich eine Anregung:

........... Windes
- er streift fast liebevoll das finstre Tal -
und ......


Was meinst Du mit dem welken Rauschen? Der Ausdruck ist ungewöhnlich.


Erfreuten Gruß
von
Thing
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Alt 30.03.2012, 15:18   #3
weiblich Nebelung
 
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Beiträge: 39

Hallo Thing,

Vielen Dank für deine Rückmeldung!
Dein Vorschlag scheint mir sinnig. Ich glaube es lässt sich hier aber nicht mehr ändern. (?)

Ist etwas schwierig zu beschreiben, was ich mir mit dem welken Rauschen dachte.
Das Rauschen des Windes befindet sich im Herbst, ist am Abklingen, geht aufs Ende zu, es entfernt sich vom Leben(den), verlässt den Standort, altert und ist am Vergehen – so in der Richtung. Ich sehe es als eine Art Verknüpfung zweier Symbole bzw. als Chiffre. Der Wind (bzw. dessen Rauschen) als Zeichen für Bewegung/Energie/treibenden Kraft und das Welke als Symbol für Herbst (und oben Beschriebenes)
Also in etwa: das LI nimmt wahr, dass die Energie nachlässt, erkaltet bspw. indem Kastanien, Eicheln, Ästchen etc. durch das Streifen des Windes zu Boden fallen. Wobei der Wind bereits erkaltet ist und mit nachlassender (welk) Kraft streift. Ich schweife ab… Hoffe, konnte in bisschen näher bringen, was ich meinte.

LG Nebelung
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Alt 30.03.2012, 15:24   #4
Thing
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Halli Hallo, Nebelung -

jaja, das dachte ich mir; ich hatte auch das bunte oder schon farblose Laub vor Augen.
Der Wind hat für seine Geräusche und Geschwindigkeiten eine herrlich breite Palette.
Den "welken" Farbton gestehe ich ihm gerne zu.
Aber es bereitet mir wirklich Freude, wenn ich Deine Erläuterungen lese.
(Ich selbst wäre dazu viel zu bequem...).


LG
Thing
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Alt 30.03.2012, 15:59   #5
männlich Ex-Ralfchen
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teilweise sehr schöne bilder, aber an manchen stellen fehlt mir doch etwas, wie etwa hier:

Zitat:
Fast lautlos trägt mich schneller Schritt vors Haus.
auch mir fällt das welke rauschen ein wenig aus den socken.

Zitat:
Kalt kriecht die Nacht, es fällt mir schwer zu sehen,
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Alt 30.03.2012, 18:30   #6
weiblich Nebelung
 
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Hallo Ralfchen,
Vielen Dank für Deine Rückmeldung!

Zur Ellipse in Z 2: mit „mich mein“ wäre es sicher eindeutiger. So lässt sich beispielsweise, dass der schnelle Schritt das Dängen (oder Sonstiges) vors Haus trägt. Hauptsächlich ist das Weglassen der Metrik in die Schuhe zu schieben
Oder meintest Du, man könnte mein durch mich ersetzten (ich stehe manchmal ein bisschen auf dem Schlauch)

Deinen zweiten Vorschlag finde ich gut! Weiß nicht, weshalb ich die drei so verdreht habe…
Schade, dass sich die Gedichte hier nicht überarbeiten lassen.
Das welke Rauschen, ja vielleicht wirkt es zu konstruiert? Hat mir in Klang und Sinn (also den ich mir darunter vorstellte) gefallen, daher hab ichs einfach eingebaut Aus den Socken soll es eigentlich nicht fallen, nicht, dass es kalte Füße kriegt

Grüße Nebelung
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Alt 30.03.2012, 18:46   #7
männlich Ex-Ralfchen
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mich genügt. wäre perfekt. frag ROMULetta, sie ist die poetin. ich bin nur ein armer anstreicher.


stell den text neu als antwort ein - hm?
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Alt 30.03.2012, 19:07   #8
weiblich Ilka-Maria
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Liebe Nebelung,

Zitat:
Fast lautlos trägt mein schneller Schritt vors Haus.
dieser Vers kann meiner Meinung nach so bleiben, denn die Aussage ist unmißverständlich und in dieser Form durchaus poetisch, jedenfalls habe ich derartige Wendungen schon oft gelesen. Wenn Dein schneller Schritt trägt, was denn sonst als Deinen Körper?

Zitat:
Ich lausch dem welken Rauschen kalten Windes,
Auch dieser Vers ist für mich in Ordnung, denn der Ton des Windes ändert sich mit den Dingen, an oder in denen er sich bricht oder durch die er hindurch geht, außerdem spielt die Stärke eine Rolle. Hier entstand beim lesen bei mir sofort das Bild von verwehtem Laub oder vom Schütteln des Windes an einer Baumkrone.

Ein schönes Gedicht, das sich von der Masse abhebt.

Lieben Gruß
Ilka
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Alt 30.03.2012, 20:27   #9
weiblich nummer0
 
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Beiträge: 19

Hallo Nebelung,
das Gedicht gefällt mir sehr, fast fühle ich die Nacht und den Wind in den Gassen und die dunkle Weite des Tales. Auch die anmutige Brechung (ich weiß, es heißt der Bruch, aber das bedeutet gerade was anderes...) in der Stimmung in der 2. Strophe entzückt mich.
Liebe Grüße
Nummer0
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Alt 30.03.2012, 20:42   #10
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302

das kann man so oder so lesen. wie ILKAchen hier bilder beim welken wind erstehen sieht, finde ich dass es diese adjektivierung nicht geben kann. das ist das schöne an diesem forum: eine meinungsvielfalt durch faltige menschen wie mich, die sich immer aufbäumen.

ungeachtet dessen: ein feines stück lyrik.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.03.2012, 22:41   #11
weiblich Nebelung
 
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Beiträge: 39

Hallo Ralfchen,
was ist schon perfekt? Ich bleibe beim mein, weil mich das mich iwie im Lesefluss stört, kann nicht erklären wieso, aber s is so. Mir und es werde ich tauschen, finde ich flüssiger, rein subjektiv gelesen.
Sicher, wenn im Duden gibt’s kein welkes Rauschen und keine stummen Schreie, kein offenes Geheimnis etc. Solange mans nicht übertriebt, find ich, kann man solche Formulierungen dennoch verwenden.
Akzentesetzende Anstreicher sind mir immer willkommen! Das Stückchen freut mich.

Hallo Inka-Maria,
Vielen Dank für dein Feedback! Was du zum welken Rauschen kalten Windes schreibst, hätte ich besser nicht ausdrücken können. Hatte ähnliche Bilder vor Augen.

Hallo Nummer0,
Auch dir ein herzliches Danke für die Rückmeldung zum Text!
Die Anmerkung zum Bruch versteh ich nicht, denke muss auch nicht.


Grüße Nebelung


Nebengassen

Es drängt mich, leere Wege will ich gehen.
Fast lautlos trägt mein schneller Schritt vors Haus.
Kalt kriecht die Nacht, es fällt mir schwer zu sehen,
es scheint, dass jede Farbe ihr entwich.
Ich lauf hinein und finde kein Hinaus,
der Nebel schleicht durch Gassen, über mich.
Die Wehmut liegt in ihren letzten Wehen

und zwischen Strophen schweigt die Nachtigall.
Ich lausch dem welken Rauschen kalten Windes
- er streift fast liebevoll das finstre Tal -
und schrumpfe auf die Größe eines Kindes.
Vom Leben dacht ich, groß seis und ich find es,
bisweilen, einst, ein andermal.

Geändert von Nebelung (30.03.2012 um 22:45 Uhr) Grund: RS
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Alt 19.03.2020, 10:41   #12
männlich BladeRuner
 
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Ort: Berlin
Beiträge: 733

Standard Gestöbert....

.....habe ich und unter Staub dieses Stück Poesie gefunden.
Ich hielt es für wert, den Staub abzuwischen und es nochmals ans Licht zu holen.
Gruß vom Herzen Blade
BladeRuner ist offline   Mit Zitat antworten
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