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Tanka-, Haiku- & Senryu-Gedichte Ursprünglich japanische Gedichtformen mit wachsender Beliebtheit.

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Alt 06.01.2014, 02:32   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Fluss (Haiku)

Wasser eilt rauschend
Tropfen um Tropfen hinfort,
während der Fluss bleibt.
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Alt 06.01.2014, 10:34   #2
Thing
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Standard Hallo, Schmuddelkind -

ich weiß nicht, was mich an während stört, aber ich habe ein ungutes Gefühl dabei.

dennoch bleibt der Fluß

immer bleibt der Fluß

er selbst bleibt der Fluß

der Fluß bleibt er selbst

könnte ich mir vorstellen.
Aber laß dich von mir nicht irre machen!


Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 06.01.2014, 10:46   #3
weiblich Ilka-Maria
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Hmm - ich weiß nicht recht. Für mich stimmt an dem Haiku die Wortwahl. In jeder der drei Zeilen ist Bewegung, die das Vergehen von Zeit impliziert. Deshalb scheint mir das "während" passend zu sein. Wird es ersetzt, kommt es möglicherweise in der letzten Zeile zu einem Stillstand. Aber selbst wenn der Fluss bleibt, verändert er sich ja dennoch fortwährend, weil er nie dieselben Tropfen enthält, also darf es eigentlich nicht zu diesem Stillstand kommen.

Zitat:
Wasser eilt rauschend
Tropfen um Tropfen hinfort,
während der Fluss bleibt.
Wenig Text, aber viel Stoff zum Nachdenken. Das Bild geht auf einen Philosophen zurück, ich weiß aber nicht mehr, auf wen genau.

LG
Ilka
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Alt 06.01.2014, 10:57   #4
Thing
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Heraklit, panta rhei.

Abrr Wesen des Haikus ist die Moment"aufnahme".
Hier ist mir zu viel Bewegung drin.
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Alt 06.01.2014, 11:01   #5
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Zitat:
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Heraklit, panta rhei.
Das kenne ich, aber das meinte ich nicht. Schmuddelkind wird es wissen.
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Alt 06.01.2014, 11:53   #6
männlich Schmuddelkind
 
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Um ehrlich zu sein: ich weiß es tatsächlich nicht. Ich dachte, es sei mein Gedanke. Aber das geht mir oft so, dass eine Idee in meinem Kopf auftaucht und ich weiß nicht, ob sie von mir stammt oder ob ich sie irgendwo aufgegriffen habe.

Zitat:
Abrr Wesen des Haikus ist die Moment"aufnahme".
Hier ist mir zu viel Bewegung drin.
Hmm, ich weiß nicht so recht; in gewissem Sinne ist es ja doch auch eine Momentaufnahme. Da ist zwar etwas in Fluss, aber im Wesentlichen ist ja das Bild grob betrachtet ein unbewegtes. Trotzdem verwende ich ja die ersten beiden Verse darauf, die Bewegung des Wassers zu beschreiben - also könnte das doch einen Bruch mit der klassischen Form darstellen.

Bei dem "während" war ich mir anfangs unsicher, aber inzwischen denke ich, dass man es so stehen lassen kann, weil es diese Gleichzeitigkeit zweier Ebenen ausdrückt: das Abstrakte, Unbewegte und das Konkrete, Bewegte. Vielleicht klingt aber eine einfache Aussage nach dem Muster "Die Frisur hält" doch dezenter und wäre eher im Sinne eines Haikus.

Jedenfalls vielen Dank, dass ihr euch so ausführlich mit diesem Haiku beschäftigt habt. Mit der Grundidee bin ich wirklich zufrieden; mal sehen, ob es sich vielleicht lohnt, es noch feiner auszuarbeiten...

LG
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Alt 06.01.2014, 12:50   #7
Thing
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So oft Du in den Fluß steigst - es ist nie derselbe Fluß

ist das gemeint?
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Alt 06.01.2014, 12:59   #8
männlich Schmuddelkind
 
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Zitat:
So oft Du in den Fluß steigst - es ist nie derselbe Fluß
Ist das zufällig von Hesse?
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Alt 06.01.2014, 13:57   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
So oft Du in den Fluß steigst - es ist nie derselbe Fluß

ist das gemeint?
Ja, das meinte ich. Möglich, dass es nicht von einem griechischen Philosophen stammt, sondern an Heraklit angelehnt ist.
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Alt 06.01.2014, 14:20   #10
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Hab jetzt mal nachgeschaut: also Wikipedia sagt, dass der Spruch wohl so ähnlich von Heraklit stammt, aber der genauen Formulierung, die Thing vorgebracht hat, kommt (auf der Wikipedia-Seite) wohl noch am ehesten Goethes Gedicht nahe:

Zitat:
Ach, und in dem selben Flusse
schwimmst du nicht zum zweitenmal.
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Stichworte
fluss, kontinuität, zeit



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