Nullrunde.

[Kurt]

Der Boss blätterte gelangweilt in einem Aktien-Magazin. Er wusste, dass alle diese darin enthaltenen Tipps für Aktienkäufe, die er darin lesen konnte, Schrott waren und nur anderen Interessen dienten, aber nicht denen der Leser. Er schmiss das Heft ärgerlich in hohem Bogen auf seinen Schreibtisch, um sich eine Speisekarte von einem nahegelegenen Restaurant, die er täglich erhielt, zu hangeln. Dann entdeckte er noch eine Tüte, in der sich das letzte Stüch Konfekt mit Lakritze befand, welches er sich gut schmecken ließ. Er hatte vor ungefähr einem Jahr aufgehört, zu rauchen.
Durch die Glaswand seines Büros sah er seine Angestellten vor den Monitoren sitzen. Diese Glaswand war ein Einweg-Spiegel; seine Angestellten konnten nicht in sein Büro sehen.
Einige der Angestellten hielten sich buchstäblich die Bäuche vor Lachen, während sie auf ihre Bildschirme starrten. Der Boss wusste Bescheid und musste grinsen. Ungefähr die Hälfte der Angestellten waren jedoch abwechselnd eifrig mit Tippen auf der Tastatur beschäftigt.
Am anderen Ende der Leitungen saßen die betrogenen Kunden. Viele davon glaubten an ein faires Geschäft. Einige hatten die richtige Vermutung, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugehe.
Der Boss rief nun, während er seine Füße vom Schreibtisch nahm, seinen Kompagnon an, der in einem anderen Büro zugange war und teilte ihm mit, dass es nun Zeit sei, sich zum Mittags-Diner ins nahegelegene Luxusrestaurant zu begeben.
Das Diner dauerte selten kürzer als etwa eineinhalb Stunden.
Einmal jeden Tag gab es die als "Nullrunde" bezeichnete Besprechung. Dort wurde immer von den auf Null gebrachten Kunden berichtet. Es war der lautstark heitere Abschluss fast eines jeden Tages, bei dem manche der Angestellten vom Vortag Bauchmuskelkater hatten. Auch der Boss und sein Kompagnon blieben nicht immer davon verschont.
Letzterer genehmigte sich öfters jeden Tag eine dicke "Havanna". Er hatte sich nämlich das Rauchen noch nicht abgewöhnt.