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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 27.11.2012, 18:55   #1
männlich Desperado
 
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Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Standard Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder
träumt die Christenheit den kollektiven Traum
von einer bessern Welt
des Friedens und der Liebe.
Singt ihre Krippenlieder,
schmückt andächtig den Weihnachtsbaum,
hofft inständig, dass Segen niederfällt
und dass er haften bliebe.

Sie weiß in dieser Welt
ist nichts im rechten Lot,
Gewalt und Hass, wohin man schaut,
Gerechtigkeit nur blanke Illusion.
Allüberall regiert das Geld,
herrscht Hunger, Krieg und Tod,
tobt Krankheit, die den Weg verbaut,
erschlafft die Lebenskraft in schwerer Arbeit Fron.

Im engen Kreise der Familien
nagen Zwietracht, Neid und Lüge,
drückt Sorge schwer und Schuldenlast,
die Zukunft schreckt mit ungewissen Wegen.
Verwelkt die Reinheit keuscher Lilien
und jeder ist bemüht, dass er sich selbst betrüge,
die Sterblichkeit verdrängt in ruheloser Hast,
sich orientiert an allem, was ihm kommt gelegen.

Und allzu oft sind die Geschenke
Täuschung und Blendwerk für Versäumtes,
das gute Wort, das ungesprochen starb,
die Liebe, die verraten auf der Strecke blieb,
wenn da geschmiedet wurden finstre Ränke.
Im Keller wuchert ängstlich Weggeräumtes
und was da heimlich um Erfüllung warb,
als es verlangend uns zum Bösen trieb,
mit Glitzergold betüncht die schwarzen Seelenschränke.

Es heißt, der Retter ist geboren,
doch sagt, wer will uns retten
aus unsrer Ängste festgeknüpften Spinnennetzen,
die wir aus freiem Willen über unsre Leben spannen?
Da wir die gute Heimat längst verloren,
die traute Wärme unsrer Kinderbetten,
getrieben durch das bitterkalte Dasein hetzen
und unsre Kindheitsträume schon vor langer Zeit verrannen.

Der stets die Wahrheit sprach
und Gutes nur den Menschen tat,
sag, wer hat solches noch vollbracht
von all den Großen und den Weisen?
Wie lang schon liegen unsrer guten Taten Felder brach,
wie lang schon lehren wir mit schlechtem Rat,
wie lang schon wandern wir durch Nacht,
wie lang schon fahren wir in falschen Gleisen?



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