Schwärze

[Thodd]

22:45 Uhr Ortszeit, Irgendwo in den Bergen

Ich kann nicht mehr.
Etwas folgt mir, und es ist mir dicht auf den Fersen.
Ich sollte eigentlich weiterlaufen, aber meine Kräfte sind aufgebraucht, und wenn es schon das Ende sein soll, dann möchte ich es wenigstens noch niederschreiben.

Wenn jemand dieses Stück Papier jemals finden sollte, dann wird diese Person vermutlich nicht mehr lange zu leben haben.
Ich habe es nicht geglaubt, ich wollte es nicht glauben.
Es ist mein Job, ich bin Reporter für eine drittklassige Zeitschrift, spezialisiert auf Gruselmärchen.

Ich hatte nie Angst vor Geistern, ich habe nie an sie geglaubt.
Und nun? Ich sitze hier auf dem Boden einer alten Ruine, rauche meine letzte Zigarette und schreibe auf meinem Notizblock, während ich spüre, wie mir der Teufel im Nacken sitzt.
Dieses etwas, was auch immer es ist, es ist verdammt hartnäckig. Ich versuche nun, mich hier zu verbarrikadieren und die Nacht zu überstehen.


23:50

Es kratzt an der Tür.
Mir ist kalt, ich habe mich noch nie so sehr nach einem Kaffee und einer Lucky Strike gesehnt.
Es war dieser Mann, der mir davon erzählte. Er sah schrecklich aus, das Grauen war ihm ins Gesicht geschrieben. Ich dachte, er wäre nur einer der üblichen, die behaupten, den Geist einer toten Frau oder eines Indianers gesehen zu haben. Also bin ich dorthin gefahren, wo er es gesehen hatte, irgendwo mitten in Maine. Ich stamme eigentlich aus Boston, wissen Sie.
Ich bereue es. Ich bereue es. Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch überlebe, es wird sicher irgendwie in dieses Haus kommen. Ich hoffe, ich werde noch einmal zum schreiben kommen. Wünschen Sie mir Glück!

23.59

Ich habe es gesehen!
Ich weiß nicht, was es ist, es ist undeutlich, wie wenn man versucht, durch Milchglas etwas zu sehen. Ich habe nachgedacht, und mir ist eine Geschichte eingefallen. Ich habe gelesen, dass es etwas geben soll, was die Gestalt dessen annimmt, vor dem man sich am meisten fürchtet. Nun, ich hoffe, dass gleich nicht meine Wasserrechnung durchs Fenster kommt. Wahrscheinlich war es so undeutlich, weil ich nicht an es glauben will. Aber um Himmels willen, ich glaube jetzt an alles. Dies sind wohl meine letzten Worte, es war schön auf dieser Welt.

0:00

Ich habe etwas lautes gehört. Alles ist noch dunkler geworden als vorher, vor der Tür ist ein Schatten, der dunkler ist als alles, was ich bisher gesehen habe.


Plötzlich ist alles ruhig. Ist es weg? Oh Gott, ich glaube, es ist weg.
Ich werde diese Aufzeichnung wohl doch selbst veröffentlichen können. Es wird wohl eine gruselige Geschichte abgeben. Ich hatte schon Angst, es nicht zu überstehen, aber nun werde ich wohl guter Dinge zurückkeh-

[Jeronimo]

Hallo Thodd,

ja, gar nicht schlecht! Sogar gut. Kein Philip Marlowe, aber trotzdem spannend.
Du hast gleich zu Beginn Spannung aufgebaut (Klasse!), eine inhaltlich gute Story und ein abruptes Ende (wir fragen nicht, wie du es noch geschafft hast, die Story hier rein zu bringen).
Manchmal etwas zu trivial (Wünschen Sie mir Glück/ ..es war schön auf dieser Welt..), aber du bist ja auch erst 15 (!).
Die Groschenroman-Industrie kauft dir das schon mal ab (fürn Appel und n Brötchen), und deine Schreibe macht Lust auf mehr.
Wenn dir dieses Genre zusagt, bleibe dabei und feile an den Details.

Ich finde dich schon mal gut!

Jeronimo

[Thodd]

Lieber Jeronimo

Vielen Dank für deine Kritik.
Ich werde mir deinen Kommentar zu Herzen nehmen, wenn ich das nächste Mal eine Geschichte schreibe.
Dass du der Meinung bist, dass die Groschenromanindustrie mir das abkaufen würde, ehrt mich natürlich, gerade weil ich erst 15 bin.

Dieses Genre sagt mir sehr zu, ich bin auch ein begeisterter Leser der Kurzgeschichten von Stephen King, von welchen ich mich auch ein wenig habe inspirieren lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Thodd

[Thing]

erinnert mich stark an die "Gruselgeschichte"
Die Empuse.

Das ist ein Lob!


Freundlichen Gruß
von
Thing

[Thodd]

Vielen lieben Dank!