Die Wahrheit

[Ilka-Maria]

Ich dachte, ich sei satt von dir,
erlöst von deiner Lust und Macht
und jenem zügellosen Tier,
das über Ehr und Sitte lacht.

Mich reute, dass ich dich geliebt,
verriet dich, kehrte einfach um,
hab Wahrheit wie den Sand gesiebt
auf Fragen nach wieso, warum.

Umsonst. Ich war nicht angepasst
und der Gesellschaft nicht genehm,
so sehr ich mir ein Herz gefasst,
es reichte nicht, ihr anzustehn.

Ich fand die alte Welt nicht mehr
und nirgendwo mehr ein Zuhaus,
versank am Ende im Verzehr
nach dir, doch wusste: Es ist aus.

Ich weiß, der Weg führt nicht zurück,
du bist verletzt, verzeihst mir nicht,
mir bleibt nur noch das eine Glück:
das selbstbestimmte Hochgericht.

[Ex-Ghost of a writer]

Hallo Ilka,
grundsätzlich lesen sich Deine Verse über die späte Reue metrischen gut. Allerdings stolpere ich in der vorletzten Strophe über die letzten beiden Zeilen. Eigentlich sogar nur über die Letzte. Da ist zuviel Bruch drin, so dass man den Rhythmus verliert.
Ich habe ein bißchen rumprobiert, komme aber auch noch nicht einer Lösung nahe.
Gern gelesen.

Gruß

Marcus

[Ilka-Maria]

Keine Ahnung, wo dein Problem liegt. Das Gedicht ist durchgängig in Jamben verfssst.

[Ex-Ghost of a writer]

Oh, entschuldige. Es war mein Empfinden. Kommt nicht mehr vor.

[Ilka-Maria]

Zitat von Ghost of a writer

Oh, entschuldige. Es war mein Empfinden. Kommt nicht mehr vor.

Kein Problem. Jeder hat seine eigene Lesart. Wenn du ein Störefühl hast, nehme ich das natürlcih ernst. Mein Problem ist, das ich nicht finde, woran es liegt. Da müsstest du den Finger genauer drauflegen.

[Ex-Ghost of a writer]

Ich glaube, es sind die Satzzeichen. Hinter dem Doppelpunkt fühle ich mich verleitet eine Pause einzulegen. Da ist mein Bruch. Ich weiss nicht, ob es am Lesen liegt. Aber den Satz für sich würde ich weg vom Lyrischen mit einer Pause versehen.

[Ilka-Maria]

Okay.

Da sollte der Doppelpunkt aber keine Zäsur, sondern ein Fazit einläuten.

Jetzt ist es an mir, herauszufinden, weshalb es nicht funktioniert hat.

[Ex-Ghost of a writer]

Na ja, dass es nicht funktioniert hat ist nicht richtig. Es ist eine Zeile und es ist mein Empfinden. Mich würde interessieren, was Andere dazu sagen. Ich finde, der Austausch ist im Forum immer lauer. Es ist mega schade, wieviel hier auf diese Weise im Äther verschwindet.

[Ilka-Maria]

Zitat von Ghost of a writer

Ich finde, der Austausch ist im Forum immer lauer. Es ist mega schade, wieviel hier auf diese Weise im Äther verschwindet.

Du erwartest von einem Forum zu viel. Es wird auch nichts lauer, die Aktivität der User geht auf und ab, seit Poetry besteht. Es liegt am Autor selbst, wie und wo er seine Arbeiten präsentiert und was er davon erwartet.

Ich erwarte von den Usern eines Forums grundsätzlich gar nichts. Bekomme ich Meinungen, nehme ich sie gerne mit. Oft helfen sie weiter. Wenn ich jedoch eine Auswahl getroffen habe, die ich veröffentlichen will, mache ich das bei neobooks oder bewerbe mich bei Verlagen.

Bekomme ich keine Resonanz, geht die Welt auch nicht unter.

Schreiben ist gut, wichtig und notwendig. Jeder, der schreibt, sollte sich aber im klaren darüber sein, dass er nur ein Sandkorn in der literarischen Wüste ist. Die meisten Manuskripte verschluckt der Treibsand.

[AlteLyrikerin]

Ich finde keine Störung in der Metrik. Der Doppelpunkt steht vor einer neuen Zeile. Ein Zeilenwechsel in metrischen Gedichten am Versende verursacht ohnehin eine kleine Zäsur, wenn kein enjambement vorliegt.
Für mich sind das durchgängig Jamben.
Nebenbei, der Inhalt gefällt mir auch sehr gut.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.