Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Düstere Welten und Abgründiges

Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 29.07.2007, 11:32   #1
männlich DerThalheim
 
Dabei seit: 07/2007
Ort: Graz
Alter: 37
Beiträge: 84

Standard Abendgrauen

Greller Erdentag vergeht
Schleichend sich dem Ende neigt
Wind sacht’ durch die Wälder weht
Leise ahnend sich die Welt mir zeigt

Noch erhitzt von Lichtes Kunde
Schlägt der Puls der Erde höher
Doch allmählich dringt die Wunde
Ewig währender Nächte näher

Noch prangt die Welt in roter Glut
Bäume leuchten im blut’gen Licht
Doch scheint sie trauriger Weisheit Brut
Wenn der Tagesglanz zerbricht

Finstre Weiten sich ergießen
Um die helle Welt zu spalten
Lassen Zwielicht drohend sprießen
Lassen Trauer nächtlich walten

Strömend wachsen wirre Bilder
Dunkle Schattenwelt dringt näher
Denn mein Sinn strömt merklich milder
Ist des Lebens letzter Späher
DerThalheim ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.07.2007, 13:08   #2
Appelschnut
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 279

Hallo Thalheim,
erst einmal ganz, ganz herzlich willkommen bei uns...
Dieses Gedicht gefällt mir. Ich liebe Gedichte, in denen die Natur eine so zentrale Rolle hat, wie in diesem hier. Außerdem erschaffst du eine schöne Atmosphäre, die das ganze Gedicht hindurch anhält. Das ist gut!

Ein paar Dinge habe ich aber zu bemängeln:
Zuweilen holpert dein Metrum ganz gewaltig... Beispiel Strophe 1:
-v-v-v-, so sind doch die ersten drei Verse gestaltet, oder? (- ist eine lange Silbe, v eine kurze!) In Vers vier jedenfalls ist da ein Verfuss zu viel... Das klingt nicht so gut!
Mein Vorschlag:
Greller Erdentag vergeht
Schleichend sich dem Ende neigt
Wind sacht’ durch die Wälder weht
Ahnend sich die Welt mir zeigt

In Strophe zwei gilt ähnliches... Die ersten drei Verse hier sind folgendermaßen gestaltet: -v-v-v-v Der vierte Vers fällt dann wieder total raus. Da hast du eine Silbe zu viel.
Mein Vorschlag:
Noch erhitzt von Lichtes Kunde
Schlägt der Puls der Erde höher
Doch allmählich dringt die Wunde
Anhaltender Nächte näher

Leider ist hier auch der Reim "höher - näher" etwas unsauber. Das ist nun wirklich nicht so dramatisch, fällt bei genauem Lesen aber doch auf!

Dann kommt Strophe drei. Nicht wirklich gefällt mir hier, dass du wieder mit einem "noch" anfängst. Aber ich denke, das ist stilistisch so gewollt, oder? Allerdings ist hier das Metrum überhaupt nicht mehr stimmig, und daran ist auch dieses "noch" ein bisschen schuld. Ich versuche mal ein Analyse:
Vers 1: v - v - v - v - (acht Silben)
Vers 2: - v - v v - v - (acht Silben)
Vers 3: v - v - v v - v - (neun Silben)
Vers 4: - v - v - v - (sieben Silben)
Siehst du die Unregelmäßigkeit? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gwollt ist. "Glut - Brut" ist auch wieder so ein etwas fragwürdiger Reim.
Mein Vorschlag für den ersten Vers wäre:
Die Welt prangt noch in roter Glut
Bei den anderen dreien stehe ich auch etwas auf dem Schlauch. Vielleicht findest du da selbst etwas Anderes oder einen anderen Ideengeber...

Die letzten beiden Strophen sind metrisch sauber ausgestaltet. Da gibt es nichts zu meckern. Unschön finde ich die parallele Gestaltung der Verse drei und vier der vierten Strophe. Aber da unterstelle ich wieder einmal eine absichtliche stilistische Gestaltung. Welche, wenn ich fragen darf?

Vom Inhalt aber, ist das Gedicht gelungen. Es wäre besser, wenn man beim Lesen nicht immer stolpern würde. Vielleicht hast du ja Lust, daran noch zu arbeiten.
Lieb Grüße, Isa
Appelschnut ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Abendgrauen




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.