Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Sonstiges und Experimentelles

Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 17.12.2011, 15:11   #1
männlich Meshe Yax
 
Dabei seit: 12/2011
Ort: Brüssel
Alter: 30
Beiträge: 9

Standard Was ich bin?

Was ich bin ?

Ich bin alles.
Ich bin ein Mensch, der geboren wurde, Kind wurde, reifer wurde durch die Erfahrungen, die er gemacht hat, und der auch wieder sterben wird. So bin ich also Sohn meines Vaters, dessen Erwartungen ich zu erfüllen strebe und so bin ich auch Sohn meiner Mutter, die ich immer glücklich und niemals traurig zu sehen strebe. Und doch bin ich auch Vater und auch Mutter meiner bereits gestorbenen und noch zu gebährenden Gedanken.
Ich bin Schüler der Schule des Lebens, der höchsten aller hohen Schulen, die mich lehrt zu fühlen, und doch über Gefühle anderer hinwegzusehen; die mich lehrt zu denken, und doch manche Gedanken zu verdrängen. Ich bin Arbeiter, denn mein Kopf hört nie auf zu arbeiten. Ich stelle mir lauter Fragen, auf die es keine Antwort gibt und womöglich auch nie geben wird, somit bin ich also auch Philosoph.
Ich liebte Frauen und liebe eine, somit bin ich also Liebhaber. Ich bin aber auch Geliebter, denn ich wurde von Frauen zurückgeliebt und von mancher geliebt. Ich bin Freund, denn ich strebe die Ängste, die Wut und die Verzweiflung meiner nächsten zu mindern und diese die meinen. Ich bin Feind, da ich manchen Menschen nicht gut gesinnt bin.
Ich reime Sätze aneinander und spiele dabei mit Metrik und Metaphern, mit Alliterationen und Aphorismen und so bin ich auch Dichter. Ich bin Schreiber, da ich Texte schreibe, manche veröffentliche und manche doch für mich behalte. Ich verehre die Literatur und somit bin ich wohl auch Literaturliebhaber.
Ich glaube nicht an einen Gott, an einen Himmel oder an Wiedergeburt und ich folge auch keinem Religionsbuch also muss ich wohl auch ein Ungläubiger sein.
Ich gehöre einem Staat an, somit bin ich also Bürger. Ich zahle im Steuern und bin somit auch Steuerzahler. Ich lebe in einer Stadt und bin somit Städter. Ich bin Student, da ich ein Fach an einer Universität studiere. Ich bin Konsument, weil ich konsumiere. Man kann mich in eine Schublade stecken, somit bin ich also Teil des Ganzen, wie ein Zahnrad in einer Maschinerie.

Doch ich bin auch nichts. Ich will kein Mensch sein, weil Menschen wie Bakterien leben, die sich an einen Organismus nähren und Krankheit, Verwüstung und Tod hinterlassen. Somit ist die Menschheit also ein Virus. Ich bin nicht Sohn, da ich meinen Vater enttäuschte und meine Mutter traurig stimmte, somit bin ich also nur Kind.
Ich will mich nicht Schüler des Lebens nennen, da ich nicht weiss, was es heisst, jeden Tag für sein Überleben kämpfen zu müssen. Genauso wenig kontrolliere ich meine Gefühle und Gedanken, sondern bin ihnen ausgeliefert. Auch bin ich kein Philosoph, da aus mir keine platonischen Weisheiten entspringen, sondern ich die seinen und die der anderen großen Denker als die meinen anerkenne.
Ich will mich nicht Liebhaber nennen, denn eigentlich weiss ich garnicht, was Liebe eigentlich ist. Ich bin auch nicht immer Freund gewesen, da ich allzuoft über die Ängste, Wüte und Verzweiflungen meiner Nächsten hinwegsah um meinem eigenen Glück nachzujagen, somit bin ich also kein Freund, denn Freunde sind immer für einen da. Auch bin ich nicht Feind, da mir die Menschen, denen ich nicht gut gesinnt bin, egal sind.
Ich will mich weder Dichter noch Schreiber nennen, da meine dichterischen und schreiberischen Versuche eher denen eines Kindes ähneln das lernt zu gehen und nach nur wenigen Schritten auf die Nase fällt. Ich will mich auch nicht Literaturliebhaber nennen, da ich zu wenig las um die Literatur zu kennen.
Ich will mich nicht Ungläubiger nennen, denn ich glaube an das Gute im Menschen und daran, das nach dem Tode, das was man war oder getan hat keine Rolle mehr spielt.
Ich will nicht Bürger sein, da ich für die Staatenlosigkeit bin. Ich will auch kein Steuerzahler sein, da mit den Steuergeldern so viel Luxus finanziert wird. Ich bin kein Zahnrad in einer Maschinerie, denn ich bin nicht Teil des Ganzen, sondern lebe für mich und vor mich hin. Ich will auch nicht in eine Schublade gesteckt werden!

Bin ich also das, was ich sein will oder das, was die anderen von mir wahrnehmen? Ich bin relativ, doch bin ich ich.
Meshe Yax ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.12.2011, 15:25   #2
weiblich Ex-WUI
 
Dabei seit: 09/2018
Beiträge: 1.057

Hallo Meshe Yax.

Eigentlich hast du einen ausführlicheren Kommentar verdient aber ich belasse es erstmal bei: Interessante Gedankengänge.

Gern gelesen.

Irre Grüße
Ex-WUI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.02.2012, 12:49   #3
männlich Ayatollah
 
Benutzerbild von Ayatollah
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Vientianne
Alter: 37
Beiträge: 735

Dito. Solltest Du den Text weiterspinnen, dann wäre es ein Genuss es alsennoc Langfassung zu lesen.Im Moment stimme ich WuI zu, es sind interessante Gedanken, aber zu komprimiert, um wirklich einen Lesegenuss zu erzielen.

Dennoch blitzten hin und wieder sehr schöne Passagen auf.
Ayatollah ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Was ich bin?

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.