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18.02.2018, 13:19 | #199 |
Hi Schmuddelkind,
ein wunderwunderschöner Brief! Ich denke auch, dass Worte die Liebe nur ungenügend ausdrücken können. Und wie schnell wird aus "Ich liebe dich" eine Phrase, die man dahersagt, wenn man glaubt, der Partner möchte es jetzt hören. Man sollte sparsam und bewusst mit diesen Worten umgehen, sonst verlieren sie an Wert und Bedeutung. Gesten und Handlungen zeigen oft viel mehr von den Gefühlen und der Verbindung zur geliebten Person. Fürsorge und Nähe, ein Lächeln, ein Händeineinanderlegen, eine Blume, auch der mitgebrachte Lieblingsjoghurt... die Liebe steckt in vielen Dingen. Und das alles erzählt mehr von Liebe, als es ein "Ich liebe dich" kann. Nochmals: Alles Gute zu deinem Geburtstag! Gruß, Tiger |
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19.02.2018, 11:44 | #200 |
Dankeschön für das Lob und die Geburtstagsglückwünsche!
Hihi, Lieblingsjoghurt! Aber du hast recht: in solchen Kleinigkeiten drückt sich eben die Liebe aus - an den anderen zu denken, auch wenn es nur kleine Dinge sind. Eines der schönsten Geschenke, die ich je bekam, war ein USB-Stick mit meinen alten Texten und Erinnerungen darauf, wohlwissend, dass ich darüber sonst keine Ordnung halten würde. LG |
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19.02.2018, 14:23 | #201 |
Brief Nr. XVI
Liebe Babsi,
ich habe ihr einige der Gedichte vorgelesen, die ich in deinem Büchlein gefunden habe. Und als ich aus de la Motte Fouqués "Waldessprache" las, wo die Klänge der Natur scheu verstummen, sobald Worte sie wiedergeben wollen, da enteilten ihr zu manchen Versen diejenigen Seufzer, die ich gerade noch zügeln konnte. Daraufhin trug sie mir Ludwig Uhlands "Einkehr" vor, worin die tiefste Dankbarkeit der Natur gegenüber ausgedrückt wird. Ihre Großmutter hat es ihr immer aufgesagt, um sie in den Schlaf zu wiegen. Überhaupt muss ihre Großmutter ein ganz besonderer Mensch sein. Sie war immer für Sanny da, auch als der Rest der Familie auseinanderbrach und Sanny sich in einem Strudel wiederfand - da war die Großmutter ihr die Ruhe hinter allen Wirren. |
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20.02.2018, 17:12 | #202 |
Brief Nr. XVII
Liebe Babsi,
heute entdeckte ich einen Ort von unbeschreiblicher Schönheit, dass ich mich wundern musste, weshalb ich die paar Kilometer bisher noch nicht auf mich genommen hatte: Bei Hanau steht ein Schloss, das der Bauherr im beschaulichen Wilhelmsbader Park vor gut zweihundert Jahren bereits als Ruine errichten ließ - eine aus Stein gemauerte Vergänglichkeit! Ich konnte die Weitsicht und Demut ob der Vergänglichkeit seines Schaffens nur bewundern. Und wie sich die Ruine so natürlich aus der Insel inmitten des kleinen Weihers erhob, wo noch vereinzelt gebrochenes Eis obenauf schwamm - als hätte dies alles nie anders sein können! Die Vergänglichkeit aller Dinge ist ein kluger Lehrer. Wie in der Natur alles vergeht und sich ständig erneuert, so auch in meiner Seele. Schon konnte ich die ersten Krokusse im Park bestaunen, da das Eis kaum geschmolzen war und in der sanften Mittagssonne belebte eine Ahnung des Frühlings meine Sinne, wenngleich ich nicht ungeduldig mit dem Winter sein mag, wenn er sich entschließt, noch etwas zu verweilen. Dies alles erinnerte mich an Sanny. So oft fehlen mir vor Glück gar die Worte, wenn sie mir aus der Seele spricht, dass sich ein tiefes Bedauern in mir auftut, wenn sie ihre Gedanken zu Ende bringt, weil ich ihr ewig zuhören möchte. Doch ehe sich die Bedrücktheit in meiner Seele ausbreiten kann, kommt ihr völlig aus dem Nichts ein anderer Einfall und sie erschafft einen neuen Moment, ganz nebenbei. Vor ihrem Ideenreichtum ist alles Erleben vorläufig und in dieser Vorläufigkeit finde ich Gleichmaß. Doch jeden Tag, wenn die Worte zur Ruhe kommen müssen, ist dies endgültig und ich wanke und wenn wir einander "gute Nacht" zuflüstern, möchte ich mich in meinem Bette nach ihr umdrehen und ihr in die Augen schauen. Doch da ist niemand. Ich will sie sehen! All diese Wirren fanden sich heute in einem unvollendeten Sonett wieder: Es zwang mich die Unrast hinaus in die weiten, die wallenden Felder, die stumm mich gemacht, auf Gipfel, erhaben fast über die Zeiten, hinaus in die wütende, donnernde Nacht, hinaus mit der Leidenschaft blühender Jugend, auf bebenden Lippen zu nichts mehr ein Wort, hinfort mit der Sünde! hinfort mit der Tugend! hinfort von der einsamen Heimat, hinfort! Je weiter ich ging, desto ärger das Sehnen nach Fremde, nach Weite, nach Schönheit, nach mehr - ich weiß nicht... nach Einklang von Kosmos und Seele, nach etwas, das wert sei, zum Schluss zu erwähnen. Es drängt, ach, mein Herz denn wonach nur so sehr? |
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21.02.2018, 11:30 | #203 |
Brief Nr. XVIII
Liebe Babsi,
was du über die Unvollkommenheit sagst, ist ganz richtig: gerade das Unvollkommene vermag mich mehr anzusprechen, als wenn alles so von sich geht, wie man es sich eben vorstellt. Wenn sie gerade ein wenig zu laut lacht und ich weiß, dass sie ihre Freude nicht zurückhalten kann oder wenn sie davon berichtet, wie sie aufzuräumen versucht habe, es dabei aber deutlich übertrieben habe und nun alles noch viel mehr im Chaos versunken sei und dann in scheinbarer Rechtfertigung stolz nachreicht: "Aber die Schränke sind jetzt sauber" oder wenn sie mir immer wieder eine schöne Nacht wünscht, weil sie so müde sei, doch ihre stets neu gefassten Nachtgrüße sie wieder davon abbringen, weil es sie auf ganz andere Gedanken bringt - nur die verzückendste Ehrlichkeit kann so schön unvollkommen sein. |
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21.02.2018, 21:45 | #204 |
Hi Schmuddelkind,
wieder wundervoll. Ich verliebe mich mit. Und auch, wenn es sicher beabsichtigt unvollendet ist: ... so sehr, dass ich mich zur Unkenntlichkeit quäle? Tut mir leid Gruß, Tiger |
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22.02.2018, 10:18 | #205 |
Vielen Dank, Tiger.
Ja, das muss leider sein. Diese Qual, dieses Unausgesprochene, dieses sich Sehnen nach etwas, das man gar nicht kennt - das soll der Leser hier erleben. Aber du hast recht: in etwa ein solcher Satz könnte da stehen. LG |
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22.02.2018, 10:21 | #206 |
Brief Nr. IXX
Aber Babsi,
du verstehst doch daher sicherlich, dass mir an Sinn und Ordnung nicht gelegen sein kann. Im Gegenteil! Die klarsten Gedanken könnten mir nicht deutlicher den Weg aufzeigen, auf welchem ich mich im achtlosen Taumel bereits befinde. Gestern, als wir einander mit den liebsten Worten in den Schlaf entließen, küsste ich gerade leise genug, dass sie es nicht hören konnte, den Hörer. |
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23.02.2018, 08:37 | #207 |
Brief Nr. XX
Wie Babsi,
wie soll der Verstand dem trotzen, das die Sehnsucht ihm bereits abgenommen hat? Wie soll eine Seele in sich Ruhe finden, die nur nach der Ferne langen kann? Welche Macht hat ein Mensch über seine Tränen? |
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23.02.2018, 21:38 | #208 |
Brief Nr. XXI
Liebe Babsi,
ob diese Tiefe meiner Empfindungen auf Gegenseitigkeit beruht oder ob sie diese zumindest erwirken mag, ist in der Tat eine Frage, die ich gerne beantwortet finden möchte. Ich kann dir darauf nur Albernes sagen: Wenn ich meine Gedanken nicht zu Ende denke, nicht einmal bis zum ersten Punkt, um mich in ihren Gedanken zu verlieren, ganz nah, ganz tief, wenn ich sie wie ein Gedicht lese, wenn ihr Schweigen unerträglich laut in mir wird und ich sie anrufe wie in einem Gebet, um ihre Stimme zu hören, so kann ich mir jedenfalls darauf keinen anderen Reim machen als dass so viel Sehnsucht nicht von einem einzigen Menschen allein empfunden werden kann - fast als müsse sie diese Sehnsucht teilen, wenn in dieser Welt etwas Sinnhaftes sein soll. Wärst du bei mir Wärst du bei mir an meiner Brust, verlör ich keine Träne und kein Wort darüber, wie es wär, wärst du jetzt fort, als hätt ich davon nie gewusst. |
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23.02.2018, 22:19 | #209 | |
Zitat:
Es ist eine Bewußtseinswerdung der leidvollliebenden Seele, die Sehnsucht erfährt. Hinter diesen Fragen steht viel Gefühl über eine intrinsische Reflexion des Menschen über die Liebe, aber auch Motivation und Wllenskraft es herauszufinden. Diese Sehnsucht fängt an, sich immer stärker zu entwickeln und mündet an sich in der Suche nach dem Sinn des Lebens... take care |
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24.02.2018, 18:06 | #210 | ||
Danke Pathos, für deine treffende Analyse!
Zitat:
Zitat:
LG |
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24.02.2018, 18:22 | #211 |
Gerne
Wann bringt der Postbote denn den nächsten Brief? |
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24.02.2018, 18:29 | #212 |
Morgen...
Hab noch ein paar in Reserve - da hatte meine Krankheit was Gutes. |
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25.02.2018, 14:39 | #213 |
Brief Nr. XXII
Liebe Babsi,
da mich heute die Vögel frühlingsgrüßend weckten und dem Kalender spotteten, beschloss ich es ihnen gleich zu tun und auch meine Pläne zu übergehen. In meiner Seele habe ich die sanften, aber fokussierten Bewegungen der leichten, weißen Wölkchen am warmen Himmel wiedergefunden und zog mit ihnen den Hang hinauf. Ach, die herrliche Weite der Landschaft, die sich vor mir erstreckte, könnte meine Sehnsucht nicht einfassen. Wäre ich nur ein Traum, ich brächte all die Bilder meiner Sinne ihr zu Geiste und wäre ihr nahe! |
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27.02.2018, 09:36 | #214 |
Brief Nr. XXIII
Liebe Babsi,
schließlich musste ich doch meinen Pflichten nachgehen und konnte der ungeliebten Stadt meinen Besuch nicht ausschlagen. In der Stadt sind die Menschen einander bloß Hindernisse, die aneinander ungegenwärtig vorbei manövrieren. Dies bestürzt mich jedes Mal auf's Neue, in welchen Formen der Sklaverei die Menschen Fortschritt zu erkennen glauben. Eine unscheinbare Szene konnte heute besonders gut zusammenfassen, wie stumpfsinnig unsere Zeit ist: Eine Frau mit Sonnenbrille tastete sich mit ihrem Blindenstock auf dem Bahnsteig voran. Da sprach ein Mann zu seinem Sohn: "Starr die blinde Frau nicht so an!", woraufhin diese sich zu ihnen umdrehte. Der Mann drehte sich verlegen weg, als wüsste er von nichts, während der Sohn die Frau anstarrte. Treffender als Sanny hätte ich es nicht sagen können: "Manche Menschen sehen hinter all den Regeln keine Ethik mehr." Geändert von Schmuddelkind (27.02.2018 um 12:12 Uhr) |
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27.02.2018, 12:04 | #215 |
abgemeldet
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Was mir gerade einfiel, Schmuddl.
Briefe römisch zu nummieren ist relativ ordinär, was dem Inhalt der Briefe nicht gleichziehen kann. Was hieltest Du davon, die Nummerierung auszuschreiben, wie: "Brief dreizehn", "Brief vierundzwanzig".. Zugegeben, das ist etwas eigenwillig - aber würde sich gut abheben! vlg EV |
27.02.2018, 20:14 | #216 | |
abgemeldet
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Zitat:
Von den Briefen abgesehen, so möchte ich Dir ein Kompliment aussprechen, Schmuddl. Ich lese und lerne im Moment viel. In Foren, in Büchern etc. Ich bin im Moment wie ein Schwamm, der Wasser aufsaugt. Mach bitte ein Buch mit "Gedichte an Babsi". Meiner Meinung nach hast Du ein Niveau des Dichtens, was nur sehr wenige erreichen. Dafür hast du meine volle Achtung, Respekt und Anerkennung. Das unvollständige Sonett ist nicht nur sprachlich und rhythmisch perfekt, es schließt den Leser auch emotional vollkommen ein. Würde ich nicht wissen, dass es von Dir kommt, so würde ich denken, es käme von einem der damaligen ganz großen, wie Heine, Hesse, Goethe. Ich denke, Du hast im Dichten das erreicht, was ich noch erreichen will. Ob ich es je erreichen werde, wage ich zu bezweifeln. Auch im Vergleich zu anderen Dichtern in Foren, dichtest du in deiner eigenen Liga. Deine Schrift ist nicht für die Schublade, sie ist für die traurige und fröhliche Welt auf Erden, für die Herzen eines Jeden! vlg EV |
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27.02.2018, 21:43 | #217 |
Buenas tardes!
Ich schließe mich EV an. Buch und Gedichtband, ich kaufe beides. Bitte, danke! Gruß, Laie (Tiger) |
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27.02.2018, 23:54 | #218 |
Ein Gedichtband zum Roman? Hihi, das klingt nach Merchandising. Und wenn ihr jetzt bestellt, bekommt ihr noch diese wunderschöne Teetasse mit der Silhouette-Zeichnung der Sanny obendrauf.
Goethe hat ja seinerzeit den Werther-Hype ordentlich vermarktet, unter anderem mit Werther-Mode. Ich bin aber schon ganz verlegen, dass euch das Sanny-Fieber ereilt hat. Mir bleibt nur - auch wenn mir das nicht genug ist, mich für euer übermäßiges Lob zu bedanken. Es ist ein unvergleichliches Erlebnis, dass meine Gedanken in anderen Menschen Derartiges auslösen können. In einer eigenen Liga kann ich mich aber beim besten Willen nicht sehen - will ich auch nicht. Auf dem Olymp ist es einsam und Poesie möchte ich aus dem vollen Leben schöpfen. Als Statue möchte ich jedenfalls nicht schreiben. Was die Nummerierung angeht: Das ist eigentlich ein guter Einfall, aber jetzt hab ich schon so begonnen und jetzt ziehe ich es so durch. Man sieht ja zumindest eine Unterscheidung zwischen den alten und neuen Briefen und mehr braucht es hier ja nicht - zumal die Nummern ohnehin nur in der Poetry-Fassung vorkommen. In der Endfassung soll dann immer das Datum drüber stehen. Das ist eine ordentliche Recherche-Arbeit, mit der ich auch schon begonnen habe... LG und ein ganz großes Dankeschön! P.S.: Tiger, warum heißt du jetzt Laie? Ihr macht mich alle noch ganz letz, wie man im Saarland sagt. |
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28.02.2018, 20:40 | #219 |
Hi Schmuddelkind,
du hast schon ein wahnsinniges Talent. Zur Statue wollen wir dich gar nicht machen, da solche recht wenig Gefühl haben. Und was wären Gedichte ohne Gefühl Ich habe meinen Benutzernamen ändern lassen, da Tiger mein Kosename in einer kürzlich gescheiterten Liebe war. Laie heiße ich in anderen Foren auch, daher jetzt dieser Name. Gruß, Laie |
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01.03.2018, 12:23 | #220 | ||
Zitat:
Zitat:
Dass die Liebe so viel Macht über uns hat, dass wir uns unseres Namens nicht sicher sein können, das wäre auch ein interessantes lyrisches Motiv. Dann adieu Tiger und willkommen Laie! |
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01.03.2018, 12:27 | #221 |
Brief Nr. XXIV
Oh Babsi,
wenn die Ruhe der Nacht in meine Seele einkehrt, wenn es so still ist, dass ich meinen Herzschlag hören kann wie eine ureigene Fühlung eines zu ahnenden Weltgeistes, müsste ich doch augenblicklich aufhören zu verlangen. Doch ihre Stimme erfüllt bald die Stille und mein ganzes Leben ist ihr zugedacht. Ich kann dies nicht einfach verklingen lassen. Ich muss sie sehen! |
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03.03.2018, 19:46 | #222 |
Brief Nr. XXV
Liebe Babsi,
wie die einfachsten Gedanken zuweilen die bedeutsamsten Ereignisse befördern! Gestern sprachen wir darüber, wie wenig man doch über seine Wirkung auf andere verfügen kann, wenn man sich in keine Rolle zwingen lässt. Dazu erklärte sie, dass ihr unvoreingenommenes Interesse für die Belange anderer nicht selten missverstanden werde und ihr daher manchmal der Gedanke komme, sie solle sich vielleicht mäßigen. Ich entgegnete ihr, dass man ihr wahres Wesen, das ich derart rasch so lieb gewonnen habe, doch nur verstehen könne, wenn sie es nicht hinter den Erwartungen anderer verberge. "Warum bist du so lieb?", fragte sie und ehe ich diesen Moment vergehen zu lassen bereit war, fügte sie nach: "Wenn du bei mir wärst, würde ich dir gerne beim Denken zusehen. Das könnte ich bestimmt stundenlang tun." In diesem Augenblick wollte ich nichts anderes, als bei ihr zu sein und musste die Gelegenheit ergreifen, sie an unser Versprechen zu erinnern, wir mögen einander einmal sehen. Dann gingen die Überlegungen so hin und her und um es kurz zu machen: Sie wird zu Ostern kommen! Und seither möchte ich den März überspringen. Oh, solches Glück kann man nicht verlangen. Fast bin ich nicht mehr wesenhaft. Eine Bitte bin ich und sie, sie hat mich erhört. In welchen Gesichtszügen sich wohl ihr Lachen ausdrückt? Ach, dass ich dies erleben darf! Dass ich es nicht schon jetzt erleben darf! |
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04.03.2018, 01:28 | #223 |
Ich verstehe jetzt Serien-Junkies, die sehnsüchtig die nächste Folge erwarten...
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04.03.2018, 09:55 | #224 |
Ich lese mit Schmerz,
lese gute Seiten, schlechte Seiten. |
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04.03.2018, 13:02 | #225 |
Brief Nr. XXVI
Liebe Babsi,
noch blüht nichts, doch wie der Frühling bereits die Begehrlichkeiten der Natur umreißt, so ist auch mein Schicksal ganz in ihren Befindlichkeiten eingeschrieben. Ich bin der glücklichste Mensch, da ich einen Grund habe zu warten und ich bin der leidvollste Kummer selbst, da ich warte. Gerne wäre ich so anmaßend, ihre Ankunft eher einzufordern - ohne Recht, aber mit Liebe. Nur der Wald versteht mich. Überall raschelt es im Strauchwerk und ich bleibe stehen und sehe mich um, doch finde nur wieder mich, wie ich suche. Dann allerdings höre ich, wie der Wind sanft durch die Wipfel streift. Also schließe ich meine Augen und spüre den Frühling mir durch's Haar fahren und ich bin ein Baum, gleichsam der nächste Baum, der den Wind in sich aufnimmt, bald der ganze Wald, der all die unbändigen Regungen in ein geruhsames Ganzes fügt. |
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05.03.2018, 13:44 | #226 |
Brief Nr. XXVII
Liebe Babsi,
du weißt, wie wenig ich Pläne schätze. Immer wenn es etwas zu planen und zu organisieren gilt, ist es, als zwänge ich meiner Seele Atem in enge, beliebige Vorgaben. Doch wenn sie mit mir ihre Reise bespricht, wenn sie ihre Möglichkeiten aufzählt, mir Fragen stellt, wo sie am besten ankommen solle, ob ich sie am Bahnhof empfangen könne - diese belanglosen Details bedeuten mir die Welt, entsteigt ihnen doch: "Ich will bei dir sein." Reifte meine Begierde ganz aus dem ziellosen Geschehen heraus, indem ich mich der Weisheit einer Natur anvertraute, die größer ist als ich, so sehe ich nun, wie mein Wunsch immer mehr zur Wirklichkeit empor wächst. Da ich ganz in meine Fügung einkehrte, wurde ich zur Fügung selbst und mehr Freiheit kann ein Mensch durch eigene Wahl nicht haben. Die Grenze zwischen Müssen und Wollen ist aufgehoben. Hat dies jenseits meines Geistes eine Bedeutung? |
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07.03.2018, 00:29 | #227 |
Brief Nr. XXVIII
Liebe Babsi,
ich weiß nicht, was geschehen wird, wenn sie hier ist und nichts anderes will ich mir vornehmen, als ein Spiegel der Begebenheiten zu sein. In der Ruhe will ich träumen. In der Anregung will ich mich rühren. Und ihre Nähe will ich mit Nähe erwidern. Meinetwegen wird sie hier sein. Bereits dies erwarte ich mit Verve und im Vertrauen auf den Moment kann ich keinen Mangel empfinden. Und doch, ach, ich schweige lieber... |
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09.03.2018, 11:29 | #228 |
Brief Nr. IXXX
Ach Babsi,
schon hält der Ruf der Unendlichkeit jede kleinste meiner Regungen in ihrem Bann und nur in unserem gemeinsamen Ausgreifen nach der Ferne finde ich Trost. Als wir inmitten unserer Träumereien versunken waren, wie es wohl sei, wenn wir einander begegnen und gerade als ich ihr in Worte zu fassen versuchte, wie oft mein Geist weit nach ihr ausschweife, entfuhr ihr plötzlich: "Oh, der Vollmond! Siehst du ihn auch?" Also lehnte ich mich weit aus dem Dachfenster, die Füße in der Dachschräge eingehakt, um den Mond hinter dem Dach hervorschimmern zu sehen. Oh, dass wir denselben Mond sehen und sich vor seinem friedvollen Angesicht unsere beiden Welten zu einem einzigen Bild fügen! Keine Minute ließ mich dieser Mond heute Nacht schlafen. |
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09.03.2018, 13:59 | #229 |
Hach... *schmacht*
Schmuddl, du machst mich alle. |
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09.03.2018, 20:24 | #230 |
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10.03.2018, 20:07 | #231 |
Brief Nr. XXX
Liebe Babsi,
heute war sie nicht erreichbar. Nur dass sie morgen wieder Zeit für mich habe und dass ich nicht traurig sein solle, schrieb sie mir. Dieser Tag fühlte sich wie vergeudet an, der Bedeutungslosigkeit hingegeben. Im Waldesrauschen hörte ich ihren Atem meinen Gedanken entgegen zittern und in meinem Seufzen verstummen. Und ich kehrte ein in die Zärtlichkeit ihrer Neugier und ihre arglose Weisheit und ihre tief schöpfende Fröhlichkeit in so vielen Worten und bloß Laut gebliebenen Gedanken, dass ich die unzureichende Gegenwart nicht ertragen konnte. Gerne wüsste ich, wie es ihr geht. Doch leider... leider weiß ich nichts. Wie kann man einen Menschen derart vermissen, den man nie zuvor gesehen hat? So manchen Tag schon habe ich mich nach Begebenheiten zurückgesehnt, die lange vor meiner Zeit geschehen waren - wie jemand, der sich wehmütig an seine Jugend erinnert - an Zeiten, da man sich eines Wandels teilhaftig fühlen konnte. Doch nie war diese Sehnsucht so lebhaft wie jetzt und nie war sie so begründet wie in ihr. |
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Lesezeichen für Briefe an Babsi |
Stichworte |
brieffreundschaft, roman, sehnsucht |
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