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24.10.2011, 03:13 | #133 |
R.I.P.
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Oh, Du!
Bitte eins nach dem andern, sonst gehen solche Köstlichkeiten unter! Möve Emma |
24.10.2011, 03:21 | #134 |
Dabei seit: 10/2011
Ort: Herne
Alter: 39
Beiträge: 11
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Ich musste mich schon zusammen reißen, sonst hätte ich genauso gut noch viel, viel mehr einstellen können.
Es werden aber noch einige Gedichte Morgensterns mit der Zeit folgen müssen, sowohl heitere als auch trübe! |
24.10.2011, 03:25 | #135 |
R.I.P.
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Eines seiner ernsten habe ich schon eingestellt:
"Dich ruf ich, Schmerz...". Es hat mich zu einer Halb-Nachahmung angeregt. Die ich hier eingestellt habe. U. (Heute kein GingGanz) |
24.10.2011, 09:42 | #136 |
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 1.026
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Christian Morgenstern gehört schon seit meiner Jugendzeit zu meinen Lieblingsautoren, und ich habe schon damals mit grotesken Gedichten versucht, auf Morgensterns Pfaden zu wandeln. Daraus entstand dann auch mal eine Rundfunksendung im damaligen Süddeutschen Rundfunk mit dem Titel "Flöhezimt und Morgenstern", gesprochen von Hanns Dieter Hüsch.
Hier nun als besonderes Schmankerl auf dieser Seite die wenig bekannte Legende "Das Vermächtnis" von Christian Morgenstern, gesprochen von Hanns Dieter Hüsch: www.friedhelmgoetz.de/hdh/Legende-01.mp3 Wer nur oder auch lesen will: Das Vermächtnis eine Legende von Christian Morgenstern Es war um die Zeit, da der Affe zum Menschen wurde. Und am Vorabend seiner Menschwerdung versammelte der Affe noch einmal alle Tiere der Erde um sich, um von ihnen Abschied zu nehmen. "Morgen will ich Mensch werden, sprach er wehmütig zu ihnen, und ihr werdet mich alle verlassen und meiden, und ein Kampf wird entstehen zwischen meinem Samen und eurem Samen." "Jawoll, ein Kampf!" brüllte der Löwe. "Du willst mehr werden als wir!" brummte das Nashorn. "Das wirst du büßen müssen!" wiederholte giftig der Floh. "Lassen wir das!" sagte mit einem Anflug unbeschreiblicher Müdigkeit der Affe, und feiern wir heute noch ein Fest des Friedens und der Freude miteinander. "So sei es!" riefen die Tiere und drängten sich gutmütig und wohlwollend um den scheidenden Bruder und fragten ihn, ob sie ihm nicht noch etwas Liebes tun oder mitgeben könnten. Da ward dem Affen noch trübseliger zumute, und er setzte sich unter eine Palme und fing jämmerlich an zu schluchzen. Ein tiefes Mitleid ging durch die weichen Tierherzen. "Wir wollen den Armen trösten", begann endlich das Schaf und schritt allen voran auf den Weinenden zu. Lange sah das Schaf dem Affen in die Augen, und dann sprach es: "Trage mein Bild stets in deinem Herzen, so wird es sein, als ob ich mit und in dir weiterlebte." Dem Schaf folgte das Kamel, sah dem Affen tief in die Augen und sagte das gleiche zu ihm. Und herzu traten der Ochs, der Esel, das Schwein, der Pfau, die Gans, der Tiger, der Wolf, die Hyäne und viele andere Tiere, und jedes sah dem Affen tief in die Augen und sprach feierlich zu ihm: "Trage mein Bild stets in deiner Seele, so wird es sein, als ob ich mit dir weiterlebte." Die letzen, die herantraten, waren der Löwe, der Adler und die Schlange. Der Affe konnte vor Abgespanntheit kaum mehr aus den Augen schauen, und als die Schlange sich verabschiedet hatte, sank er sofort in tiefen Schlaf. Aber wirre und schreckliche Träume ängstigten ihn, und gegen Morgengrauen erhob er sich im Halbschlummer von seinem Lager und tastete sich zur nahen Quelle. Mit Augen, deren Schleier klares Bewusstsein noch nicht zu zerreißen vermochte, blickte er in den Wasserspiegel, der, leicht bewegt, sein Bild wiedergab. Wie sah er aus! Da schwamm auf zitternden Wellen das Bild des einfältigen Schafes - oder - nein! Es war das hässliche Kamel, das mit arroganten Zügen aus den Wogen ihn anstarrte. Mit einem Male schien es der blutrünstige Tiger, als den er sich in den Fluten sah, und kaum, dass er genauer hingespäht, war es ein Pfau, der ihm sein eitles Rad entgegenschlug. Endlich brach ein Sonnenstrahl durch die Bäume, und der Affe erwachte aus seinem traumhaften Zustande. Verwundert rieb er sich die Augen und wollte sogleich den nächsten Baumriesen empor, als sein Blick von ungefähr in die Quelle fiel. Da erkannte er, dass er über Nacht Mensch geworden war. Und Adam zog aus, bis dass er Eva fand und verbreitete sein Geschlecht über die ganze Erde. |
24.10.2011, 09:53 | #137 |
R.I.P.
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Sehr gut!
Und das von (m)einem unvergessenen Künstler vorgetragen ?! Baff: Thing |
21.11.2011, 12:05 | #138 |
(vermutlich) nicht vergessen, aber sehr genial ...
Ernst Jandl - Wien Heldenplatz der glanze heldenplatz zirka versaggerte in maschenhaftem männchenmeere drunter auch frauen die ans maskelknie zu heften heftig sich versuchten, hoffensdick. und brüllzten wesentlich. verwogener stirnscheitelunterschwang nach nöten nördlich, kechelte mit zu-nummernder aufs bluten feilzer stimme hinsensend sämmertliche eigenwäscher. pirsch! döppelte der gottelbock von Sa-Atz zu Sa-Atz mit hünig sprenkem stimmstummel. balzerig würmelte es im männechensee und den weibern ward so pfingstig ums heil zumahn: wenn ein knie-ender sie hirschelte. man achte auf die erlesenen worte |
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12.12.2011, 11:26 | #139 |
abgemeldet
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Jandl ist große Klasse!!! Fein, Zycho!
Ich bringe heute mal ein Gedicht von Ben Johnson mit (nicht der Läufer, ihr Schlaumeier!), übertragen von Ferdinand Freiligrath. Edle Art Nicht wie beim Baum die Höh und Pracht Ist's was den Menschen edler macht: Dreihundert Jahr lang steht die Eiche stolz, Und schließlich stürzt sie und ist dürres Holz. Ein Schneeglöckchen im Hag, Lebt's auch nur einen Tag, Des lichten Lenzes reinster Traum, Kann edler sein als Strauch und Baum. Im engsten Kreis kann Schönheit reich gedeih'n: Auch kleines Leben kann vollendet sein. |
13.12.2011, 04:53 | #140 |
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Und ebendieser Freiligrath übertrug auch das folgende Gedicht von Robert Greene, dass man am Besten wechselnd weinend, schreiend, tobend und bedächtig liest:
Totenbettklage Betrüg'rin Welt! Du zogst mich Stück um Stück Dir lockend nach - dann höhnte mich dein Zorn; Hältst hämisch mich noch jetzt mit welkem Glück Am Leben fest, der jeden Freund verloren - Wie wohl sind jene dran, die, nie geboren, Dein falsches Licht nicht seh'n, das manchem schien, Bis er erkannt, dass er zu Nichts gediehn. O wär ein Jahr, nur eins, mir zugelegt, Und wär mein Geist mir wieder heimgebracht: Wohl wüßt ich Rat, wie man dies Leben hegt, Und Fehl und Sünden wären gutgemacht. - So sterb ich nun, von jedermann veracht't - Unwiederbringlich muß die Zeit entfliehn: Mein Leben - ist - vertan - zu Nichts gediehn. |
16.12.2011, 14:19 | #141 |
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Enion
Also klagt sie über dunkler Tiefe, beim Beben der goldenen Himmel: Gott schuf mich, Disteln zu säen statt Weizen, und Nesseln statt leckerer Nahrung. Meineid pflanzt ich ins Erdreich; ein Giftbaum ist ihm entsprossen. Ehern sind meine Himmel, meine Erde ist Eisen, Mein Mond ein Stück Stein... Was ist der Preis der Erfahrung? Erkaufst Du sie um ein Lied? Weisheit um einen Tanz? Nein, man kauft sie mit allem, Was ein Mensch nur besitzt: Weib, Kind und Heim. Leicht ist es, zu triumphieren in der Sonne des Sommers Und in der Ernte zu singen auf kornbeladenem Wagen. Leicht ist es, dem Kummergebeugten Geduld zu raten, Den heimlosen Wanderer zu trösten an der Schwelle des Hauses. Wenn unsere Olive und unser Wein singen und lachen um unser Tor Und unsere Kinder Blumen bringen und Früchte, Leicht ist es dann, zu überhören das Heulen der Hunde im Frein, Den Hungerschrei des Raben und das Stöhnen des Ochsen im Schlachthaus. Dann ist vergessen der Sklave, der tritt und tritt in der Mühle, Der Gefangene in Ketten, Und der Soldat, der getroffen stürzt zwischen Tote. Leicht ist es, im Zelte des Wohlseins zu sitzen. Und einen Gott zu sehn in jedem Windstoß da draußen. William Blake Übertragen von Ludwig Goldscheider |
18.12.2011, 02:25 | #142 |
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Ich hab da was gefunden, was ich schon immer mal wissen wollte:
Wer kennt nicht "Kennst du das Land...du wirst es kennenlernen!" von Erich Kästner? Es ist tief in mir und ich hatte immer im Kopf, dass sich Kästner da auf ein anderes Gedicht bezogen hat, ich wusste jedenfalls nie welches und jetzt meine ich es durch Zufall gefunden zu haben, in einem alten Bändchen mit altdeutscher Schrift. Das Alter des Bandes kann ich nicht sagen, das Vorwort stammt aus dem Jahre 1874!!! Wunderbar! Ich liebe alte Bücher. Es ist Byron! Übertragen von Heinrich Stadelmann Kennt ihr das Land, wo Myrt' und Cypressen Aus: "Die Braut von Abydos" Kennt ihr das Land, wo Myrt' und Cypressen Symbole der Thaten sind, die dort geschehn? Wo die Taube, die zärtliche, schmachtet, indessen Den Geier verlocket die Wuth zum Vergeh'n? Kennt ihr das Land der Ceder, des Weins, Wo die Blumen stets blühen buntfarbigen Scheins, Wo Zephyre mit duftschweren Fittigen zieh'n Durch Gärten der Gul, welche feurig erglüh'n Wo Citrone und Oelbaum von Früchten gebeugt, Wo nimmer die Stimme der Nachtigall schweigt, Wo Himmel und Erde, verschieden an Pracht, Von gleicher Schöne bestrahlet doch lacht, Und der Ocean glänzt in gepurpurter Tracht, Wo die Jungfrau so sanft wie die Ros', die sie bricht, Wo göttlich sonst alles - der Mann nur nicht? Der Orient ist es, die Heimat der Sonne - Erblickt sie das Thun ihrer Kinder mit Wonne? Ach, wild ist wie Scheideruf liebender Seelen Das Herz dort, die Sagen, die dort sie erzählen. |
25.12.2011, 15:04 | #143 |
Liebe!
Du hast deinen brünstigen Leib mir geschenkt,
Mit rasender Wollust das Hirn mir durchtränkt — Ich aber ich dürste nach Liebe. Der Wollust berauschender Opiumwein, Er lullt ja die brennende Sehnsucht nur ein, Die brennende Sehnsucht nach Liebe. Im Wahnwitzgejauchz' dionysischer Gier Aufzittert noch immer, noch immer in mir — Die schreiende Sehnsucht nach Liebe. Felix Dörmann |
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25.12.2011, 19:07 | #144 |
abgemeldet
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Schönes Gedicht, marlenja!
Gefällt mir gut! |
25.12.2011, 20:19 | #145 |
Ja Jack,
wie sagte Platon so schön:
Die höchste Stufe ist die platonische, geistige Liebe. Ich aber ich dürste nach Liebe. Sagt der im Gedicht und das ist nicht verwunderlich, ist sie doch auf der untersten, der Stufen, die 6uelle Liebe!(Du siehst sympatisch aus). |
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25.12.2011, 20:35 | #146 |
R.I.P.
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Felix Dörmann war aber auf der anderen Seite sehr erotisch orientiert, wie man an seinem Schaffenswerk erkennt. Nicht nur an seiner Lyrik.
LG! |
06.01.2012, 14:48 | #147 |
Hat das
Gebetnoch einen Sinn, das mit der Anrede des Vaters beginnt, wenn die Kinder untereinander nicht mehr wissen, dass sie Brüder sind? Karl Sonnenschein |
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07.01.2012, 11:29 | #148 |
Dabei seit: 04/2011
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Alter: 64
Beiträge: 98
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Volksmund
Hier ein Berliner Spruch, den ich fast vergessen hatte und der von einem gewissen Herrn Krömer dem Vergessen errissen wurde:
Aus Hackepeter wird Kacke später |
11.01.2012, 21:15 | #149 |
Vergänglichkeit der Schönheit
Christian Hofmann von Hofmannswaldau Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen. Der liebliche Corall der Lippen wird verbleichen; Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand. Der Augen süsser Blitz, die Kräffte deiner Hand, Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen. Das Haar, das itzund kan des Goldes Glantz erreichen Tilgt endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band. Der wohlgesetzte Fuss, die lieblichen Gebärden, Die werden theils zu Staub, theils nichts und nichtig werden, Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht. Diss und noch mehr als diss muss endlich untergehen, Dein Hertze kan allein zu aller Zeit bestehen Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht. |
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12.01.2012, 16:30 | #150 |
Alle Menschen
Novalis Alle Menschen seh ich leben viele leicht vorrüberschweben wenig mühsam vorwärtstreben doch nur einem ists gegeben leichtes Streben schwebend Leben Wahrlich der Genuss ziemt Toren in der Zeit sind verloren Gleichen ganz den Ephemeren in dem Streit mit Sturm und Wogen wird der Weise fortgezogen kämpft um niemals aufzuhören und so wird die Zeit betrogen endlich unters Joch gebogen muss des Weisen Macht vermehren. Ruh ist Göttern nur gegeben ihnen ziemt der Überfluss denn für uns ist handeln leben macht zu üben nur Genuss |
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12.01.2012, 22:46 | #151 |
R.I.P.
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Hast Du Dir die Mühe gemacht, das Gedicht abzuschreiben?
Im 3. Vers hast Du ein s unterschlagen. Aber schön, daß das Gedicht wieder in Erinnerung gebracht wird! LG Thing |
12.01.2012, 23:29 | #152 |
stimmt, kanns aber nichtmehr ändern. ja einer der großen romantiker, der leider oft vergessen wird.
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17.01.2012, 18:52 | #153 |
Das Lied des Blinden
Rainer Maria Rilke Ich bin blind, ihr draußen, das ist ein Fluch, ein Widerwillen, ein Widerspruch, etwas täglich Schweres. Ich leg meine Hand auf den Arm der Frau, meine graue Hand auf ihr graues Grau, und sie führt mich durch lauter Leeres. Ihr rührt euch und rückt und bildet euch ein anders zu klingen als Stein auf Stein, aber ihr irrt euch: ich allein lebe und leide und lärme. In mir ist ein endloses Schrein und ich weiß nicht, schreit mir mein Herz oder meine Gedärme. Erkennt ihr die Lieder? Ihr sanget sie nicht nicht ganz in dieser Betonung. Euch kommt jeden Morgen das neue Licht warm in die offene Wohnung. Und ihr habt ein Gefühl von Gesicht zu Gesicht und das verleitet zur Schonung. (auch eines der gedichte die ich durch oftmaliges lesen auswendig kenne.) |
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17.01.2012, 19:03 | #154 |
R.I.P.
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Hab Dank!
Hab tausendfach Dank! |
19.01.2012, 12:26 | #155 |
C.H. Spurgeon
Lernt, wie süss es ist,
gelassen in Seiner Hand zu liegen und keinen Willen zu kennen als den Seinigen; lernt, wie selig es ist, euch ganz Seiner göttlichen Regierung zu überlassen, denn wenn ihr das tut, so werdet ihr in einen Himmel auf Erden eingehen. |
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19.01.2012, 12:32 | #156 |
von wem soll dass denn sein?
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19.01.2012, 12:49 | #157 |
Von einem beredten Mann.
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19.01.2012, 12:53 | #158 |
R.I.P.
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Charles Haddon Spurgeon
Charles Haddon Spurgeon Charles Haddon Spurgeon (* 19. Juni 1834 in Kelvedon (Essex / England); † 31. Januar 1892 in Menton, Frankreich) war ein englischer Baptistenpastor. Er gilt als einer der bekanntesten Prediger des 19. Jahrhunderts. (Quelle: wikipedia) |
19.01.2012, 23:13 | #159 |
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 1.026
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Christian Morgenstern: |
19.01.2012, 23:25 | #160 |
R.I.P.
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Jaja - mein Liebling Morgenstern!
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20.01.2012, 10:15 | #161 |
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 1.026
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Hallo Thing,
bei Gedichtvorträgen werde ich gelegentlich in die Nähe von Morgenstern, Roth und Busch gerückt und trage dann, um den Eindruck zurechtzurücken, auch gerne Gedichte dieser großen Meister vor. Meine Vorträge übe ich übrigens zuhause in meinem Tonstudio (hab ich noch aus meiner Musikerzeit), zurzeit für ein Programm mit Gedichten von Morgenstern, darunter auch "Der heilige Pardauz". Das ist auch mit ein Grund, weshalb ich mich in Foren etwas rar machen muss. |
20.01.2012, 10:22 | #162 |
R.I.P.
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Des einen Glück, des andern Leid.....
Aber Vorträge, Lesungen, Rezitations-Abende sind weitaus lebendiger als ein anonymes Forum - ich freue mich für Dich! LG Thing |
23.01.2012, 16:16 | #163 |
An den Mistral (Ein Tanzlied)
Friedrich Nietzsche Mistral-Wind, du Wolken-Jäger, Trübsal-Mörder, Himmels-Feger, Brausender, wie lieb ich dich! Sind wir zwei nicht Eines Schoßes Erstlingsgabe, Eines Loses Vorbestimmte ewiglich? Hier auf glatten Felsenwegen Lauf ich tanzend dir entgegen, Tanzend, wie du pfeifst und singst: Der du ohne Schiff und Ruder Als der Freiheit freister Bruder Über wilde Meere springst. Kaum erwacht, hört ich dein Rufen, Stürmte zu den Felsenstufen, Hin zur gelben Wand am Meer. Heil! da kamst du schon gleich hellen Diamantnen Stromesschnellen Sieghaft von den Bergen her. Auf den ebnen Himmels-Tennen Sah ich deine Rosse rennen, Sah den Wagen, der dich trägt, Sah die Hand dir selber zücken, Wenn sie auf der Rosse Rücken Blitzesgleich die Geißel schlägt, - Sah dich aus dem Wagen springen, Schneller dich hinabzuschwingen, Sah dich wie zum Pfeil verkürzt Senkrecht in die Tiefe stoßen, - Wie ein Goldstrahl durch die Rosen Erster Morgenröten stürzt. Tanze nun auf tausend Rücken, Wellen-Rücken, Wellen-Tücken - Heil, wer neue Tänze schafft! Tanzen wir in tausend Weisen. Frei - sei unsre Kunst geheißen, Fröhlich - unsre Wissenschaft! Raffen wir von jeder Blume Eine Blüte uns zum Ruhme Und zwei Blätter noch zum Kranz! Tanzen wir gleich Troubadouren Zwischen Heiligen und Huren, Zwischen Gott und Welt den Tanz! Wer nicht tanzen kann mit Winden, Wer sich wickeln muß mit Binden, Angebunden, Krüppel-Greis, Wer da gleicht den Heuchel-Hänsen, Ehren-Tölpeln, Tugend-Gänsen, Fort aus unsrem Paradeis! Wirbeln wir den Staub der Straßen Allen Kranken in die Nasen, Scheuchen wir die Kranken-Brut! Lösen wir die ganze Küste Von dem Odem dürrer Brüste, Von den Augen ohne Mut! Jagen wir die Himmels-Trüber, Welten-Schwärzer, Wolken-Schieber, Hellen wir das Himmelreich! Brausen wir ... o aller freien Geister Geist, mit dir zu zweien Braust mein Glück dem Sturme gleich. - - Und daß ewig das Gedächtnis Solchen Glücks, nimm sein Vermächtnis, Nimm den Kranz hier mit hinauf! Wirf ihn höher, ferner, weiter, Stürm empor die Himmelsleiter, Häng ihn - an den Sternen auf! |
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24.01.2012, 14:11 | #164 |
ich habe ihn über seine gedichte kennen gelernt und auch nur so zu schätzen. seine philosophie ist in meinem verständnis oft abstrus.
man sollte vorallendingen kennen: Ecce Homo Friedrich Nietzsche Ja ich weiß woher ich stamme, ungesättigt gleich der Flamme glühe und verzehr ich mich. Licht wird alles was ich fasse, Kohle alles was ich lasse Flamme bin ich sicherlich. |
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24.01.2012, 17:11 | #165 |
R.I.P.
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Ja!
Das hat mich viele Jahre lang begeistert. Aber der Abend des Lebens birgt keine geistigen Flammen mehr. Da ist nur noch Glut |
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