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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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15.01.2010, 15:42 | #1 |
260608-3
Kranke Tiere
taumeln munter aus dem Mund- loch unsrer Art. Lasst sie fressen, Körper fressen. Alle Körper unsrer Saat. Lasst sie fressen, gesunden und fliehen, unsre Knochen unter den Hufen, Klauen und Pranken, Pfoten und Tatzen unter dem Sand. |
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16.01.2010, 13:22 | #2 |
hallo Skidbladnir,
wir hatten noch nicht das vergnügen, doch willkommen oder sollte ich eher sagen welcome back... zu deinem text. ich finde ihn spannend und auch den titel gut obwohl ich nur eine kleine vermutung haben könnte was er zu bedeuten hat. wenn ich mir den menschen als ein produkt vorstelle dann könnte ich dies in den zahlen auch sehen. dein text wirkt verstörend und ich versuche die tiere als eine art metapher zu sehen, vielleicht sollen sie unsere worte darstellen oder unsere taten und worte. für mich liest es sich als ob hier die taten und die worte der menschen nicht eins wären mit sich selbst und somit stets zu auseinandersetzungen führen. wirklich gut gefallen hat mir: "Kranke Tiere taumeln munter aus dem Mund- loch unsrer Art." weil die zeilen so schön verdreht werden können wie in etwa "kranke tiere taumeln munter aus der mundart unseres lochs" das einzige was mir etwas negativ ins auge fällt sind die zeilen an sich, sie wirken nicht fliessend, zwar gelang es mir sie fliessend zu lesen das ist auch die hauptsache aber ich hätte die zeilenumbrüche etwas anders gesetzt. zum beispiel: "Kranke Tiere taumeln munter aus dem Mundloch unsrer Art. Lasst sie fressen, Körper fressen. Alle Körper unsrer Saat. Lasst sie fressen, gesunden und fliehen, unsre Knochen unter den Hufen, Klauen und Pranken, Pfoten und Tatzen unter dem Sand." ist jetzt nur mal eine idee ich habs sehr gerne gelesen. gruß, isabel |
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16.01.2010, 13:40 | #3 |
schön, dasses dir gefallen hat.
zuerst mal mussich dich enttäuschen. der titel hat nichts wichtiges zu sagen. da mir langsam die titel für meine gedichte ausgehen und ich wiederkehrende titel nicht mag, müssen manche gedichte unbenannt bleiben. dann nenne ich sie nach dem entstehungsdatum und der nummer, wenn ich an dem tag mehrere geschrieben habe. dieses war einfach vom 26.6.2008 das 3. gedicht^^' die tierchen sollten hier keine metapher sein, sondern mein eigentliches anliegen ist es auf die tiere aufmerksam zu machen, die unter den menschen leiden, ohne richtig zu wissen, was ihnen schadet. Eine Möwe oder eine Ente, die versucht aus dem Ölteppich zu entkommen, ein eingesperrter Panda im Zoo oder eine Schildkröte, die mit dem kopf immer wieder gegen die Scheibe stößt und nicht versteht, wieso sie nicht rauskommt. Sie versuchen trotz der quälerei, die wir ihnen angedeihen lassen zu leben. Meine Überlegung in dem Gedicht ist weiterhin, dass es den Tieren vielelicht besser ginge, würden alle Menschen vernichtet werden und unsere Knochen würden nach und nach mit Sand bedeckt, auf dem die Tiere wieder ungestört wandeln können. Der Begriff "Mundloch" kommt aus dem Bergbau und bezeichnet einen Zugangsstollen für ein Bergwerk, da diese Löcher meistens etwas unheimlich sind, gepaart mit einem fauligen und muffigen Gestank von verrottendem Holz (zumindest die aus dem Altbergbau), erschien mir das als passendes Bild. Die Form, die du auch angesprochen hast, habe ich bewusst aufgebrochen um mit kurzen zeilen den lesefluss zu beschleunigen, damit es sich beim lesen anhört wie schnelle hufen,tatzen,pfoten... hab ich in einem der punkte meine absicht verfehlt? was meinst du? |
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16.01.2010, 13:50 | #4 | |||
tja meine interpretation war jetzt auch nicht darauf aus richtig zu sein musst du wissen, aber ich finde deine intension dahinter gut, viel besser als mein gedanke zu dem gedicht an sich und es gefällt mir nun auch besser.
das mit dem titel, ja ich hatte es mir kurz gedacht das es sein könnte dass du einfach keinen passenden titel gefunden hast und ihm einfach eine zahlenkombination gegeben hast, ob es nun das datum ist oder nicht spielt für mich dabei keine rolle. ich tendiere eher dazu einem gedicht keinen titel zu geben wenn mir keiner einfällt, denn nicht jeder text muss benannt werden sondern kann auch schon so für sich sprechen ausserdem fällt mir meist nach ein paar wochen dennoch einer ein. Zitat:
Zitat:
Zitat:
desweiteren wollte ich noch anmerken das für mich ein text keine aussage haben muss wie von vielen propagiert. man meinte wohl immer ein text müsse verständlich oder kryptisch etwas aussagen, ein text kann mir jedoch auch gefallen ohne das ich darin etwas "sinnvolles" erkennen könnte und das nur weil ich wörter mag. nun hoffe ich du bist nicht enttäuscht das ich deine intension nicht entdeckt hatte und was ganz anderes darin sah. denn das ist es doch was ein gedicht ausmacht. zwanghaft etwas aussagen zu WOLLEN ist meiner meinung nach eh vollkommener humbug. gruß, isabel |
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16.01.2010, 14:11 | #5 |
hihi, du hast gern das wort verdeht. das hört sich lustig an. aber verdreh, soviel du willst. dafür hab ichs ja reingestellt, damit sich jeder aus dem gedicht sein eigenes kleines nest schaffen kann um mal kurz drin zu verweilen.
Eigentlich ist das gedicht ja unbenannt, aber ich speicher es eben dann mit dem datum ab. muss ja alles seine ordnung haben. andernfalls würden sich bei mir die unbenannten gedichte tummeln. In der Tat ist dies mal ein gedicht von mir, das echt einen sinnvollen hintergrund hat... das ist meine schreibfeder auch überhauptnicht von mir gewöhnt. hat mich schon ganz skeptisch angeguckt, ob das mein ernst sei. Wie du schon sagtest, gefällt es auch mir zu schreiben, weil ich wörter mag. Manchmal kann ich auch selbst nichts damit anfangen, was ich geschrieben habe und bin dann erstaunt, wenn leute im forum kryptische interpretationen rauspulen können. das freut mich dann immer, weil ich sehe, dass mein test wenigstens einige menschen zum überlegen und verweilen gebracht hat. Und sie darüber hinaus vielleicht wiederum zu einem eigenen text inspiriert hat. Manchmal fühle ich mich beim schreiben,(verzeih das vulgäre Gleichnis) wie ein kleines kind, das tapsig von der toilette gleitet, sich umdreht und verwundert und entzückt darüber ist, dass es eine wurst gemacht hat. Wer dieses Gefühl kennt oder einfach nur das kind süß findet, soll jetzt bitte meldung machen^^ |
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16.01.2010, 14:19 | #6 | |
nun ja doch ich verstehe es würde zwar ein anderes gleichnis dafür einsetzten aber DAS ist doch mal ein innovativer um die ecke denk vergleich.
Zitat:
gruß, isabel |
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16.01.2010, 14:27 | #7 |
natürlich denke ich mir auch immer was dabei, wennich schreibe, aber emistens ist es nur ein bild oder der hilflose versuch ein gefühl zu beschreiben und andere wenigstens ein bisschen daran teilhaben zu lassen. dann kommt das gefühl aber schneller als ich es in sinnvolle formen pressen kann. das gedicht bekommt eine freie form mit wenigen silben je zeile, unzusammenhängenden metaphern und wirren gedanken, die nicht alle auf einmal in das selbe wort gepresst werden können auch wenn sie es wollen.
so ist das manchmal. umso schöner ist es dann, wenn es jemandem gefällt. |
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16.01.2010, 17:28 | #8 |
Das kann ich nur zu gut nachempfinden!
Auch meine Gedichte sind (bis auf einige wenige) nicht auf mögliche Publikumswirksamkeit geschrieben, sondern meist Momentaufnahmen von Gefühlen, Situationen oder Gedanken, und damit zu Beginn ein Teil meines Selbst, doch setzt sich, manchmal früher, manchmal später, ein Objektivierungsprozess ein und die Gedichte "lösen" sich von mir. Das krasseste Beispiel ist ein Gedicht, dass in dem Moment des schreibens, einfach nur der Ausdruck eines Gefühls des Unbehagens war, reflexiv autobiographisch gesehen jedoch eine Vorausdeutung des einschneidensten Ereignisses in meinem bisherigen Leben sein könnte. |
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