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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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14.02.2024, 23:47 | #1 |
Wir sind in jedem Falle…
Wir sind in jedem Falle
Rassisten. Sind wir alle. Sortieren Menschen ein in Schubladen klein-klein. Wir sehn uns an die Leute, begutachten die Häute. Bedenken die Herkunft. Lenkt uns da die Vernunft? Wir ziehen still Vergleiche: Wer passt zu uns‘rem Reiche? Es lächelt manch Gesicht: Wer ist hier fremd, wer nicht? Wir sind, denk ich: gefährlich, wenn wir, wie meist: unehrlich sprechen vom Menschenrecht. Wer spricht, ist Herr. Nicht Knecht. Wir sind in jedem Falle - nun ja: wir wissens alle. Der Rest wie ich und du ist homophob dazu. Geändert von Ottilie (15.02.2024 um 08:47 Uhr) |
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15.02.2024, 00:51 | #2 |
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Das nenne ich einen Zufall, Ottilie, dass ich mir gerade eben in der ZDF-Mediathek in der Terra-X-Reihe die Doku "Rassismus - Die Geschichte eines Wahns" angesehen habe. Und prompt kommt, als hätte ich es bestellt, dein Gedicht ins Forum. Ich habe nicht gewusst, dass der Rassismus zu Beginn der Neuzeit in Spanien seinen Beginn nahm. Davor gab es zwar Sklaven, aber die Sklaverei beruhte nicht auf einer Ideologie von Blut und Hautfarbe - so wird in der Doku berichtet.
Die letzte Strophe deines Gedichts trifft den Nagel auf den Kopf. Besten Gruß und eine gute Nacht, Ilka |
15.02.2024, 08:53 | #3 |
Spanien
Hallo Ilka-Maria,
danke für den Hinweis auf die Doku! Muss ich mir ansehen... Ob der Rassismus in Spanien seinen Anfang nahm, halte ich allerdings für eine Annahme bzw. Behauptung. Vielleicht kann man das so sehen, wenn man Rassismus als ideologisches Konstrukt versteht. Ich glaube, die Anfänge rassistischen Verhaltens liegen sehr weit in der Vergangenheit; wenn ich bei den alten Römern herumlese, finde ich allerlei Anhaltspunkte für rassistisches Denken. Und, vermutlich, wirds bei den Ägyptern, die ja die wesentlich ältere Kultur haben, auch nicht ohne zugegangen sein. Ich hab noch ne Strophe dazugesetzt, der Tipp kam von Maria Furtwängler. LG Ottilie |
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15.02.2024, 09:18 | #4 | |
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Zitat:
darüber klärt die Doku auf. Demnach war es in der Antike (und wohl auch im Mittelalter) unwesentlich, welche Hautfarbe und sonstigen äußerlichen Merkmale ein Mensch hatte. Es gab Freie und Sklaven, und das war's. Versklavt wurde jeder, der bei einem Kriegszug gefangengenommen wurde, da waren Hautfarbe, Herkunft und gesellschafter Stand völlig egal. Soweit ich unterrichtet bin, erkannte man bei den Römern einen Freien anseinem Namen. Hatte jemand drei Namen, wie z.B. Caius Julius Caesar, wusste man, dass er aus einer hochstehenden Familie stammte und ein Freier war. Hatte er nur einen Namen, wie z.B. Sixtus, war klar: Das ist ein Sklave. Es gibt Kinofilme, in denen Sklaven oft zwei Namen tragen, aber das ist historisch falsch. In dem Monumentalfilm "Spartakus" haben die Filmemacher es richtig gemacht, die versklavten Gladiatoren (es gab auch freiwillige) hatten nur einen Namen. Das wird in dieser Doku nicht besprochen, habe ich aber mal woanders gelesen. Klar kommen auch in einer Doku Fehler vor. Da muss man halt mal zusätzlich zur Literatur greifen, wenn man Zweifel hegt. Die letzte Strophe gibt dem Gedicht meiner Meinung nach nichts mehr. Sie wirkt auch unfertig und vage, was die Aussage angeht. Für mich war das Gedicht bereits rund und hatte einen guten Abschluss. LG Ilka |
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15.02.2024, 18:06 | #5 |
passt nicht...
Hallo Ilka-Maria,
ich geb Dir recht, die letzte Strophe passt nicht so ganz, sie kam mir beim Gedanken an ein Statement von Frau Furtwängler. Sie sagte Folgendes: "Wir sind alle sexistisch, wir sind alle homophob, und wir sind alle rassistisch." Auch sie selbst ist demnach nicht frei von Sexismus. So habe sie etwa einmal im Flugzeug die weibliche Stimme der Pilotin gehört und gedacht: "Scheiße, wie komme ich hier raus?" Ihre Schlussfolgerung: "Wir müssen uns alle immerzu überprüfen." Ottilie |
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15.02.2024, 18:32 | #6 | |
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Zitat:
Nein, ich bin nicht sexistisch, nicht homophob und nicht rassistisch. Also bin ich in der Welt einer Furtwängler kein "wir". Meine Familie ist international, und da ist auch dunkle Haut vertreten. Kein Problem. Jedenfalls war es das nie für meine Eltern, und für mich schon gar nicht. Im Gegenteil: Als Kind war ich verliebt in eine kaffeebraune Puppe, eine Hawaiipuppe von Schildkröt, sündhaft teuer (Kostenpunkt eine Monatsmiete für die Hinterhauswohnung einer Arbeiterfamilie unter 40 Quadratmetern = 36 Mark anno Mitte der 50er). Meine Oma, eine Putzfrau, die auf dem "Depot" Busse und Straßenbahnen saubermachte, sparte und schenkte mir die Puppe zu Weihnachten. Ich habe sie immer noch. Mag sein, dass die Furtwängler von der Vergangenheit geprägt ist und deswegen solche Statements abgibt. Es ist bekannt, dass der Dirigent Furtwängler ein Nazi- und Hitler-Anhänger war. Es ist aber nicht in Ordnung, dass die Furtwängler, anstatt ihre Herkunft zu akzeptieren und sich von diesem Erbe zu distanzieren, ein Kollektiv herzustellen versucht nach dem Motto: "Wir sind doch alle so ...". Nein, sind wir nicht! |
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16.02.2024, 15:30 | #7 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.648
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Hallo Ottilie
... als Sexist würde ich mich definitiv bezeichnen, homophob bin ich nicht und Rassist schon deswegen nicht, weil Rasse kein wissenschaftlich verwendeter Begriff ist. Es gibt keine Menschenrassen, somit sind Rassisten alle Hinterwäldler und ich wohne davor.
wsT dT |
16.02.2024, 16:03 | #8 | |
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Zitat:
Im etymologischen Lexikon steht unter dem Begriff "Rasse" noch immer: "... große Gruppe von Menschen mit gemeinsamen charakteristischen erblichen Körpermerkmalen ..." sowie "Art von Menschen und Tieren". Woher der Begriff stammt, hat bislang niemand herausgefunden. Wer den Käse wirklich glaubt, es gebe keine Menschenrassen, kann auch nicht von Rassismus sprechen. Das eine kann es nämlich ohne das andere nicht geben. Vielleicht sollte man mal dazu übergehen, den eigenen Verstand zu gebrauchen, statt jeden Mist mitzumachen, den die Political Correctness verzapft. |
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17.02.2024, 00:26 | #9 |
Lieber dunkler Traum,
ich habs schon mal versucht zu erklären, ich schrieb (und keiner hats gelesen, was mich nicht traurig stimmt) Folgendes: Mit dem Thema Rassismus ist das aber so eine Sache. Die meisten meiner Bekannten und Freunde sind der Meinung, sie seien frei von rassistischem Gedankengut. Ich habe da meine Zweifel, dass dem so ist. Denn ich beobachte unvoreingenommen, vor allem - mich selbst. Klar ist: Wer gibt schon gerne zu, Menschen einzuteilen, z.B. nach Rassen. Es soll ja, wissenschaftlichen Erkenntnissen nach, keine geben. Man redet daher vornehm von Ethnien. Was wohl nur ein zeitgemäßerer Begriff für das alte Unwort ist, denke ich. Kurz gesagt: Wir kommen, evolutionsbedingt, nicht darum herum, Menschen nach dem Äußeren und vermuteten geistigen und genetischen Potenzialen zu beurteilen. Höchstens Blinde könnten davon befreit sein. Wer aber sieht, sieht einfach - Unterschiede, die nach einer Kategorisierung verlangen. Wer kann schon für jeden Menschen - obwohl er/sie/es, nach christlichem Verständnis, das wert wäre -, wer kann also für jeden eine eigene Schublade aufmachen? Folglich beschränken wir uns bei der Beurteilung auf eine überschaubare Anzahl von "Schubladen". Was nun den wirklichen Rassisten ausmacht, ist die offensiv-rücksichtslose Bewertung der Menschen nach erkennbaren oder vermuteten Unterschieden. An sich sind echte Rassisten damit durchaus ehrlich, so widerlich sie sein mögen. Der Durchschnittsmensch und -bürger weist jeden Gedanken an Kategorien und mögliche Unterschiede zwischen den Menschen von sich, jedenfalls in der Öffentlichkeit. Wenn keiner so genau hinsieht, praktiziert er dann doch nach den eingefleischten, oft sogar unbewussten rassistischen Mustern, ich erinnere hier mal an die Tests mit Bewerbungsschreiben, die gleiche Ausbildungsmerkmale, aber deutsche und türkische Namen der Bewerber, enthielten. Wenn ich ein Fazit zum Thema Rassismus ziehe, muss ich sagen, dass eine Überwindung nur möglich wäre durch ein Eingeständnis unserer ererbten/evolutionär geprägten Sichtweise auf andere Menschen und den Versuch, deren Perspektive einzunehmen. Schönen Abend wünscht Ottilie |
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17.02.2024, 13:12 | #10 | |
Zitat:
Es geht und gibt auf, wer sich auf das aussichtslose Spiel einlässt. Im aktuellen Zeitgeschehen erlebt diese übergriffige Mechanik einen neuen Höhepunkt. Insofern bin ich grundsätzlich froh, sensible Gegenwehr zu registrieren. Das (persönliche) Thema / Unterthema ist dabei unerheblich. |
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18.02.2024, 10:34 | #11 |
Unterschiede...
Ich halte es für eine ideolgisch-moderne Behauptung, es gebe keine Menschenrassen. Es ist aber so, dass Japaner anders aussehen als Skandinavier oder Sudanesen und dass Menschentypen bzw. Menschenarten an ihren Merkmalen klar zu erkennen sind. Was soll also bei Menschen anders sein als bei Affen oder Hunden, bei denen wir Rassen unterscheiden? Das muss mir mal jemand glaubhaft erklären.
Hallo Ilka-Maria, ich stimme Dir vollkommen zu: Man kann nun mal Unterschiede nicht leugnen. Das Dumme an der Geschiche ist nur: Wer - so wie Du - behauptet, kein Rassist/keine Rassistin zu sein, dürfte auch keine Unterschiede zwischen den Menschen aller Völker (oder Rassen oder Ethnien) sehen bzw. müsste diese "standhaft" leugnen. Ich vergleiche Deinen Standpunkt mal mit dem eines Mathematikers, der zwar anerkennt, dass sich Zahlen unterscheiden, aber partout behauptet, sie seien alle gleich groß... |
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18.02.2024, 10:39 | #12 |
Unerhebliches Unterthema?
Kollektivistische Bestrebungen waren zu jeder Zeit ein Instrument der Kontrolle und der Überführung des Individuums in einen abstrakten Gruppenkörper für Projektionen.
Es geht und gibt auf, wer sich auf das aussichtslose Spiel einlässt. Im aktuellen Zeitgeschehen erlebt diese übergriffige Mechanik einen neuen Höhepunkt. Insofern bin ich grundsätzlich froh, sensible Gegenwehr zu registrieren. Das (persönliche) Thema / Unterthema ist dabei unerheblich. Hallo XRayFusion, Du hast den Vorgang manipulativer Vereinnahmung, der ja z.B. bereits beim Arztbesuch beginnt ("Was haben wir denn für ein Leiden?"), in eine allgemeingültige Formulierung gebracht! Leider spielt das "Thema/Unterthema" wohl doch eine Rolle. Damit glänzt Dein Betrag zwar mit der erwähnten Formulierung, liefert aber nix Substantielles zur Diskussion. Ottilie |
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18.02.2024, 10:48 | #13 | |
Zitat:
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18.02.2024, 11:21 | #14 | |
Zitat:
Der Begriff "Rasse" in Anwendung beim Menschen ist umstritten, sei es aus ideologischen oder auch sachlichen Gründen. Der Begriff "Rasse" findet z.B. im Tierreich keine Anwendung bei Wildtieren. Die Wissenschaft hat zur Systematisierung von Pflanzen- und Tierreichen die Taxonomie eingeführt. Sie wird auf natürliche / wilde Vorkommen angewandt. Die "Rasse" findet Anwendung in der Züchtung, Züchtungen / "Rassen" (z.B. Hunderassen) sind (vom Menschen) forcierte Kreuzungen, deren Erbgut so stabilisiert werden muss, dass aus der Vermehrung unter diesen Kreuzungen keine Rückkreuzungen resultieren. Sie müssen also eine phänotypische Konstanz aufweisen. I.d.R. bedürfen neue Rassen auch einer entsprechenden Anerkennung, ansonsten sind das "Mischlinge". Die Anwendung des Begriffs "Rasse" auf den Menschen ist aus taxonomischer Sicht problematisch, da von einer Züchtung (seitens der Menschheit) eher nicht ausgegangen werden kann. Der Homo sapiens ist allerdings ein Sonderfall und taucht plötzlich in der Evolution auf. Er zeigt phänotypisch auch Besonderheiten (z.B. Fellarmut, die eine Degeneration nahelegen). Wenn es eine artifizielle Schöpfung ist, dann von einer anderen Entität, die so nicht sicher bestimmt werden kann. Der Begriff "Rasse" ist vergleichend zur Taxonomie der "Subspezies" gegenüberzustellen. In der Taxonomie unterscheiden sich Subspezies signifikant in Merkmalen, die aber so unerheblich sind, dass sie keine neue Art begründen. Die unterschiedlichen Menschentypen haben fließende Übergänge, so dass prinzipiell erst einmal typische Vertreter einer Subspezies definiert werden müssten. Spätestens hier fangen die Probleme an. Um von Varietäten zu sprechen (diese liegen hierarchisch noch unter den Subspezies) sind die phänotypischen Unterschiede zu gewaltig. Insgesamt also eine recht unbefriedigende, spannungsgeladene Ausgangslage. Es ist allerdings ein Phänomen dieser Epoche, Menschen dazu zu bewegen zu glauben, dass alle Menschen gleich sind. Das ist ein ideologisches Konzept. Kein Mensch gleicht dem anderen. Es gibt erhebliche Unterschiede im "Innen" und "Außen". Für mich stellt es den Versuch dar, das selbständige Denken vollständig durch äußere zentrale Vorgaben zu ersetzen. Die "Gleichmacherei" ist Grundlage des Kollektivismus, der wiederum die Voraussetzung darstellt für den Totalitarismus. |
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