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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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01.02.2024, 23:52 | #1 |
Der Zwergdoktor
Es lebte einst ein Volk von Zwergen
in einem Dorf in fernem Land, umgeben von sehr hohen Bergen, und niemand hat dies Dorf gekannt. Sie gruben Gold aus tiefster Erde und Edelsteine, Silber auch ganz ohne Murren und Beschwerde, viel Arbeit galt als guter Brauch. Sie waren wirklich brave Leute und nicht bedacht auf Streit und Zank. Der eine sich am andern freute bis zu dem Tag, da einer krank. Es war ein unbekanntes Leiden! Und unser Zwerg doch noch so jung! Und man begann, den Zwerg zu meiden, aus lauter Angst vor Ansteckung. Es schien, als wolle übertrumpfen der Zwerg sein junges Zwergensein, denn er begann, o Gott!, zu schrumpfen und wurde kleiner noch als klein. Groß jetzt die Not zwischen den Bergen! Und teuer nun der gute Rat! Doch schließlich schritt von all den Zwergen einer beherzt endlich zur Tat. Er ist weit über Land getrippelt, zur Stadt, zum Hause vom Doktor. Hat nicht gezögert, nicht gehibbelt, und sprach, man lasse ihn schnell vor. Der Zwergendoktor ist gekommen, er hörte von dem bösen Fluch, und hat sich schnell und unbenommen entschieden für den Hausbesuch. Doch als die zwei nach vielen Stunden mühsamen Wegs zurückgereist, haben vom Zwerg sie nichts gefunden und nichts, was sonst auf Krankheit weist. Die Dörfler schauten sehr betreten: Sie wüssten nicht, wie es geschah. Hätten geflucht und Gott gebeten, trotzdem: der Kranke wär nicht da! Er wär auch sonst nirgends zu orten, dieweil er, ohnehin sehr klein, stündlich noch winz‘ger sei geworden. Nun sei er wohl im Nichtdasein. Der Zwergendoktor dachte lange und gründlich nach über den Fall. Zunächst ward ihm ein wenig bange: Umsonst sein Weg, nur Rauch und Schall! Dann musste er ein bisschen grinsen: Die Schrumpfkrankheit schien von Kultur: Der Kranke geht zwar in die Binsen, doch ohne jede kleinste Spur! Er bräuchte gar nichts mehr verschreiben, auch keinen Überweisungsschein. Vom Kranken würde gar nichts bleiben, unnötig auch ein Grabesstein! So hat er sich denn frohen Mutes in seine Stadt zurückbegeben, wissend: Das Schrumpfen hat was Gutes, es schrumpft manch Übel aus dem Leben. |
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02.02.2024, 14:55 | #2 |
Guten Tag, Ottilie,
ich gebe zu, dass Reimen war nie so mein Ding...aber hier, bei deinem Gedicht hat alles gepasst, der Reim, die Melodie, der Inhalt.... vielleicht versuche ich es doch einmal...(grins) Inhaltlich steuerte für mich alles auf einen geheimnisvollen Höhepunkt zu, so ein "AHA", eine kleine Weisheit irgendwie.... leider kam der nicht.... Trotzdem gerne gelesen... LG Hanna |
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02.02.2024, 23:36 | #3 |
Das Niveau der Serie...
Hallo Hanna,
es stimmt, die Pointe ist flach, ich grüble noch, ob sich nicht eine bessere findet. Nachdem ich zufällig im Fernsehen ein paar Bilder vom Bergdoktor sah, musste ich unbedingt einen Zwergdoktor draus machen; na ja, wie man sieht und liest, ist das Gedicht zwar lang, dafür aber mit einer nichtssagend-allgemeingültigen Pointe ausgestattet, ich habe das Niveau der Serie gehalten :-) LG Ottilie |
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05.02.2024, 13:22 | #4 |
abgemeldet
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Das finde ich sehr unterhaltsam, auch wie mancher Satz so zum Reim hingebogen wurde. Manchmal holpert es es bisschen, tut aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Die Pointe finde ich auch nicht schlecht.
Ich bin dann aber irgendwie aus der Handlung gefallen, und zwar hier: "Doch schließlich schritt von all den Zwergen einer beherzt endlich zur Tat. Er ist weit über Land getrippelt, zur Stadt, zum Hause vom Doktor." "Einer beherzt endlich zur Tat" hat zwar die Silbenanzahl, aber die Betonung haut nicht hin und dann ist mir nicht ganz klar, wer da zur Tat schreitet. "Der Oberzwerg beherzt zur Tat" wäre vielleicht eine Idee, denn ich weiß irgendwann nicht mehr, wer wo hin rennt. Jemand holt den Doktor aus der Stadt, der kommt angereist, das entging mir. LG |
12.02.2024, 23:55 | #5 |
...nicht ganz klar
"Einer beherzt endlich zur Tat" hat zwar die Silbenanzahl, aber die Betonung haut nicht hin und dann ist mir nicht ganz klar, wer da zur Tat schreitet.
Keine Ahnung, wo es da an der Betonung hapert... Ich gehe ja gern auf Hinweise und Kritiken ein, sehe hier aber einfach keinen Ansatz. Kurz gesagt: Ich verstehe den Einwand nicht. Auch die Frage, wer da zur Tat schreitet, erscheint mir überflüssig: Es ist, ganz einfach, einer der Zwerge. Trotzdem schönen Abend und vG Ottilie |
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13.02.2024, 08:24 | #6 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
So passt es: Und teuer nun der gute Rat! der Oberzwerg beherzt zur Tat. Lautes Vorlesen (auch einzelner Wörter) kann helfen, die richtige Betonung zu finden, es ist nicht immer einfach. LG Nöck |
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13.02.2024, 08:47 | #7 | |||
Und jetzt habe ich eine Frage.
Ich fand auch, dass es hapert und dachte, es läge daran, dass der letzte Vers ein Trochäeus ist. Aber der erste ist es ja auch: Zitat:
Und in Nöcks Version Zitat:
Zitat:
Eigentlich wollte ich fragen: Wieso holpert das dann komischerweise nicht? Obwohl „groß" betont ist, „und" aber nicht. Ich vermeide es immer, das Wort „und" am Versanfang zu benutzen, wenn ich im Trochäeus schreiben will. Kann man dann aber? LG DieSilbermöwe |
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13.02.2024, 09:48 | #8 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Ich habe mich nur auf V2/V4 bezogen, V1/V3 weichen davon ab. Das kann gewollt sein, um einmal vom klassischen Reimschema abzuweichen. Trotzdem lässt es sich flüssig lesen. Man sollte öfter mal etwas Neues ausprobieren, aber innerhalb korrespondierender Verse auf Gleichklang achten.
LG Nöck |
14.02.2024, 08:42 | #9 | |
Zitat:
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18.02.2024, 16:49 | #10 |
Der Oberzwerg...
Hallo Nöck,
Deine Variante ist wohl besser als meine, obwohl - ich immer noch nicht so ganz vom Holperer an der Stelle überzeugt bin. Vielleicht spreche/betone ich tatsächlich anders? Ich würde gern Deine Variante übernehmen, aber hier kann man ja nur eine kurze Zeit ändern... Danke für die Anregung, viele Grüße Ottilie |
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18.02.2024, 16:58 | #11 |
Wechsel der Betonungen...
Hallo Silbermöwe,
vielen Dank für Deine genauen Beobachtungen! Ehrlich gesagt, habe ich weder auf Jambus noch Trochäus noch Daktylus etc.pp. geachtet... Mir kam es insgesamt gut sprechbar und singbar vor (ich mach ja immer mal ne kleine Musi dazu). Nöck hat es auch gut getroffen: Man kann durchaus mal innerhalb eines Gedichtes von Jamben zu Trochäen wechseln, das wird oft gar nicht bewusst wahrgenommen, mindert aber ein bisschen den Gleichklang - und die Langeweile... Viele Grüße Ottilie |
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